MATTHIAS BAUSE GING IHN MIT SEINER FRAU:

Einen Leidensweg vor der „Krönung“

Freitag
14.04.2023, 07:59 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Am 30. September 1993 unterschrieben Matthias Bause und seine Frau Jitka in Göttingen den Notarvertrag. Der 38-Jährige wollte das Hotel Reifenstein, das nach der Wende die Treuhand verwaltete, übernehmen. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, erinnert sich Bause an die Worte des Notars an seine Frau. Der Satz sollte Symbolik erhalten...

Matthias Bause ist Hoteldirektor mit Herz. Dem Erfolg gingen entbehrungsreiche Jahre voraus. (Foto: Kurt Frank) Matthias Bause ist Hoteldirektor mit Herz. Dem Erfolg gingen entbehrungsreiche Jahre voraus. (Foto: Kurt Frank)
Reifenstein. In der Blüte seiner Jahre wagte Matthias Bause den Schritt in die Selbstständigkeit. Ausgestattet mit kaufmännischen Fähigkeiten, die er sich als Angestellter der Pharma im Klinik-Referat erworben hatte, mit seiner verständnisvollen Jitka als Hotelfachfrau unermüdlich an seiner Seite, mit Organisationstalent, einer guten Portion Stehvermögen und vielen Ideen sah er sich fähig und in der Lage, das geschichtsträchtige Haus zu führen. Ein Träumer aber war er nicht. Ihm war bewusst, vor einer großen Herausforderung mit ungewissem Ausgang zu stehen. Doch Zuversicht und Optimismus überwogen. Das idyllisch gelegene Hotel sollte eine Zukunft haben, motivierte den Eichsfelder zur Übernahme.

Die Hotelübernahme war am 1. Oktober 1993. Es folgten Jahre, mit deren Härte selbst das überaus optimistische Ehepaar nicht gerechnet hatte: Jahre voller Entbehrungen, Rückschläge, unüberwindlich scheinenden Hürden, Tage und Wochen der Verzweiflung. Zunächst aber schien alles wie Butter in der Sonne zu laufen.

Nach einem Gutachten der Treuhand bezifferte das Gericht den Reparaturrückstau mit „nur“ 30 Prozent. Die Bank gab für das wirtschaftliche Konzept grünes Licht und die Mittel frei. Alle 20 Angestellten, sah die Auflage der Treuhand vor, mussten übernommen und die Sanierungen bei laufenden Betrieb erfolgen. Doch schon nach den ersten Handgriffen der Handwerker offenbarten sich Mängel in ungeahnten Ausmaßen. Ob Heizungen, sanitäre Bereiche, die Elektronik – nichts entsprach einem zeitgemäßen Standard. Reparaturstau: 80 Prozent!

Das mühsam erarbeitete Konzept trug nicht mehr. Geldinstitute hielten sich bedeckt. Aufgeben? Zurück in den sicheren Beruf? Matthias Bause wollte es wissen. Telefonate, Einladungen, Absprachen. Eine Konferenz in Berlin mit den „heiligen drei Königen“, nennt er es, folgte mit Aufbaubank, Kreissparkasse, Industrie und Handelskammer, Landkreis. Die Vorstellungen des Hotelbetreibers segneten sie ab. Der atmete auf.

Doch schon bald erwiesen sich die Lohnkosten als zu hoch. Personalabbau. 450000 DM Minus im ersten Jahr. Notwendig: Nachfinanzierungen und das übliche Prozedere mit Bürgschaften und Konzepten. Einladung an den Vorstand der Thüringer Bürgschaftsbank. Diskussionen. Am Ende der Durchbruch. Am 25. November 1994 feierliche Eröffnung und Wiedergeburt des Hotels. Die Ruhe war nur von kurzer Dauer.

Danach schlug ein Minus von 1,5 Millionen DM zu Buche. Ich erspare dem Leser hier weitere Details des Leidensweges der Familie Bause. Auch eine Teilung des Gebäudes als Zwischenlösung – halb Hotel, halb betreutes Wohnen – konnte nicht die Lösung sein. Neue Anläufe, runder Tisch.

CDU-Bundestagsabgeordneter Manfred Grund schaltete sich ein. Endlich, nach sechs entbehrungsreichen und stressigen Jahren fand die Odyssee ein Ende, konnte es Matthias Bause nach 2000 ruhiger angehen und von sich sagen: Es ist vollbracht! Hier bin ich Mensch, hier will ich noch viele Jahre Hoteldirektor sein. Sein Leitspruch fällt ihm ein: Gesundheit und ein dickes Fell machen das Leben froh und hell.

Wurde ihm eine Tür zugeschlagen, habe er an eine andere geklopft. Immer und immer wieder, erzählt der Chef rückblickend. Ob er seinen Schritt bereut habe? Er würde diesen Weg nie wieder gehen, seiner Frau und sich diese entbehrungsreichen Zeiten niemals mehr zumuten. Ohne seine tapfere Jitka hätte er die schweren Zeiten allein nicht durch gestanden.

Matthias Bause ist Hoteldirektor mit Herz, Seele und Verstand. Sein Haar ist lichter geworden, wechselte von dunkel in weiß. 68 Jahre ist er heute alt. Ich erlebte ihn während der Ostertage. Volles Haus. Mit seiner Frau und dem Team zelebriert er Gastfreundlichkeit. Der Chef und seine Jitka strahlen Ruhe aus. Stets ein freundliches Wort gegenüber ihren Gästen und offene Ohren für deren Wünsche.

Kurzer Rundgang durch das Hotel
Wer die Ruhe und Abgeschiedenheit, die idyllische Lage des Hotels, Natur vor dem Haus, die vielen Möglichkeiten für Wanderungen und Ausflüge mag oder gern feiert, ob Hochzeiten, Geburtstage oder was auch immer, dem ist Reifenstein nur zu empfehlen. Meine Frau und ich werden auch künftig gern Gäste dieses Hotels sein.
Kurt Frank