Eine Betrachtung zur Ostergeschichte von Olaf Schulze

Warum Ostern? Warum Eier? Und warum jetzt?

Sonnabend
08.04.2023, 07:38 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Das Osterfest so wie wir es heute kennen verdanken
wir dem Konzil von Nicäa, in dem die Führung der weltweiten Christenheit im Jahre 325 nach des Heilands Geburt festlegte, wann er gekreuzigt ward und danach wieder auferstand. Es war im Frühling, ließen die Bischöfe die Menschen im Römischen Reich wissen …

Hat es sich in unserer Osterwahrnehmung schön bequem gemacht: Meister Lampe (Foto: oas) Hat es sich in unserer Osterwahrnehmung schön bequem gemacht: Meister Lampe (Foto: oas)

Ungefähr ziemlich ganz genau zu der Zeit, in der auch die germanischen Heiden ihr Frühlingsfest feiern. Aber auch ungefähr ziemlich ganz genau zur gleichen Zeit im Jahr, in der das Volk Israel seinerzeit aus Ägypten emigrierte, woran seitdem und immer noch zwischen Mitte März und Mitte April das Pessachfest erinnert.

Ob sich nun Ostern vom Wort „Osten“ und der „Aurora“ herleitet oder von einer germanischen Göttin namens „Ostara“, darüber gibt es viel Dissens. Auch wenn die moderne Wissenschaft behauptet, die von Jacob Grimm einst in seinem Werk „Deutsche Mythologie“ installierte Existenz der Göttin widerlegen zu können, so ist andererseits auch nicht viel davon erwiesen, was an christlichen Überlieferungen hartnäckig als wahrhaftig behauptete wird. Letztendlich geht es in der ganzen Religion ja auch um den Glauben und nicht um das Wissen. In Volksbräuchen geht es sogar noch über den einfachen Glauben hinaus. Da kommt irgendwann immer der Aberglaube ins Spiel und gebiert lustige Bräuche, von denen Sie hier einige finden.

Die Wiederauferstehung spielt in vielen Religionen eine wichtige Rolle und im Hinduismus und Buddhismus haben nicht nur Gottessöhne, sondern selbst Normalsterbliche gute Aussichten auf ein nächstes Leben. Wenn auch nicht an der Seite eines Gottvaters wie Jesus Christus und mitunter in nicht unbedingt gewünschten Körpern (was eine Frage des angehäufelten Karmas im aktuellen Leben ist). Der Islam, das Judentum und die Christenheit versprechen die Wiederauferstehung der Toten eher in weiter zeitlicher Ferne, wenn nämlich der jeweilige Gott die Toten zum jüngsten Gericht bittet. Und da ist der Ausgang für die armen Sünder äußerst ungewiss. Für die alten Germanen gab es zwar die Verheißung für Krieger, sich in Walhalla an der Tafel Odins mit Met und Gesottenem zu laben, allerdings nur bis Ragnarök (Weltenbrand); dann verbrennt alles und es ist Schluss mit der Auferstehung.

Doch zurück zum Osterfest, das immer am ersten Sonntag im Anschluss an den ersten Vollmond nach Frühlingsanfang begangen wird. Es bringt, schon bedingt durch die Jahreszeit, in der das Leben allenthalben wieder erwacht oder wie es Altmeister Goethe ausdrückte „durch des Frühlings holden, belebenden Blick“ auch den Aspekt der Fruchtbarkeit mit sich.

Die Fruchtbarkeit wiederum hat Symbole. Beispielsweise das Ei. Das Ei wird in diversen Ländern rund um den Erdball als Symbol der Fruchtbarkeit und als Zeichen immer wiederkehrenden Lebens verehrt. Und bemalt. Die ersten, die Eier schon vor 5.000 Jahren mit Farbe versahen, tun dies heute wahrscheinlich für die ganze Welt (jedenfalls für die Supermärkte dieser Welt): die Chinesen. Und die alten Ägypter betrachteten das Ei ebenso als Fruchtbarkeitssymbol wie unsere germanischen Vorfahren.

Wie kommt nun noch der Osterhase ins Spiel? Ganz einfach: der hüpfende Mümmelmann und vor allem aber die Mümmelfrau ist eines der erste Säugetiere, das im Frühjahr Junge bekommt. Zudem noch in großer Zahl. Also: seeeehr fruchtbar! Das ist wiederum Ägyptern und Germanen schon vor Tausenden von Jahren aufgefallen. Bei den Germanen waren die Hasen als eine Art Leibgarde und Expressboten der Frühlingsgöttin Ostara beschäftigt. Natürlich nur, falls es die gute Frau gegeben hat.

Aus wissenschaftlicher Sicht sind Hasen einfach Leporidae, (von lateinisch lepus ‚Hase‘) und eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Hasenartigen. Davon allein gibt es rund 55 Arten. Den Osterhasen noch gar nicht mitgerechnet, denn auch dessen Existenz wird von den modernen Wissenschaftlern entschieden bestritten. Es sei denn, er ist aus Schokolade und liegt überraschend auf ihrem Schreibtisch. Dann wird er temporär real und es kann den Abergläubischen kurzzeitig ihre Unwissenheit verziehen werden.

In diesem Sinne: Lassen Sie sich schmecken, was immer an Fruchtbarkeitssymbolen Sie im hohen Gras am Sonntag finden. Frohe Ostern!
Olaf Schulze