Abschied mit Andacht

Noch ein bisschen die Welt retten

Freitag
24.03.2023, 17:45 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Menschen in Not zu helfen, das war 44 Jahre lang Norbert Klodt’s Aufgabe bei der Caritas. Manches „heiße Eisen“ hat er dabei aus dem Feuer geholt und seine Spuren in der Stadt hinterlassen. Das lange und unermüdliche Engagement ehrte man heute mit einer Andacht im Dom…

Der langjährige Leiter der Nordhäuser Caritas, Norbert Klodt, wurde heute in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet (Foto: agl) Der langjährige Leiter der Nordhäuser Caritas, Norbert Klodt, wurde heute in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet (Foto: agl)


Soziale Arbeit ist kein leichtes Feld und wer sich auf sie einlässt, wird mit allen Schwierigkeiten konfrontiert werden, die das Leben für den Menschen bereit hält. Norbert Klodt hat das nie gescheut, ihm war dieses Feld nicht allein Beruf sondern immer auch Berufung. 1979 fängt er als Praktikant bei der Caritas an, 2023, also 44 Jahre später, verabschiedete er sich heute aus derem aktiven Dienst.

Die Arbeit führt den gebürtigen Mecklenburger früh nach Nordhausen, hier trifft er seine Frau, hier wird er 39 seiner Dienstjahre verbringen. Der lange berufliche Weg fand heute einen Endpunkt vor dem Altar im Nordhäuser Dom. Viele sind gekommen, den angehenden Ruheständler zu ehren, nicht nur die Kollegen aus der Caritas, auch Weggefährten aus Politik und Gesellschaft sind da, um Norbert Klodt für seine Arbeit zu danken.

Die christliche Nächstenliebe habe er in Wort und Tat bezeugt und gelebt und den caritativen Gedanken in die Stadt und die Welt getragen, sagt Pfarrer Steffen Riechelmann. Die beiden sind Nachbarn, die Nordhäuser Caritas hat ihren Sitz direkt neben dem Pfarrhaus, und manches Gespräch sei unterbrochen worden, weil Herr Klodt „noch einmal kurz die Welt retten“ musste. Das Handy klingelt, die Not ruft. Nicht selten geht Familie Klodt dabei auch über das hinaus, was der Beruf von ihnen verlangt.

Von Weltenrettung zu sprechen ist hier nicht vermessen denn gemeint nicht der große, weite Globus, sondern die vielen, kleinen Lebenswelten der Menschen, die Hilfe gebraucht haben in allen nur erdenklichen Lebenslagen. Ein „langer Atem“ und das Talent nicht mutlos zu werden hätten den Caritas Chef dabei immer ausgezeichnet, sagt Riechelmann. Klodt habe in den Menschen nie nur „Fälle“ oder „Klienten“ gesehen, oder sie in vorgefertigte Schubladen gesteckt, sondern ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten erkannt. Und wie der Heilige Georg furchtlos gegen den Drachen gekämpft hat, so habe Klodt sich dem Monster der deutschen Bürokratie gestellt und dabei für viele Leben ein ums andere mal die sprichwörtlichen heißen Eisen aus dem Feuer geholt.

Ähnliche Anekdoten kann auch Stefan Nüßle berichten. Als Beigeordneter des Landkreises ist dem die freie Rede vor Publikum nicht fremd, doch bei der Verabschiedung des langjährigen Weggefährten kommen manche Worte nur schwer über die Lippen. 30 Jahre kennt man sich, hat politisch in der CDU die Köpfe zusammen getan und in der Verwaltung versucht, die Jugendhilfe zu gestalten. Klodt saß mit am runden Tisch, als die Wende kam, war von Beginn und ist bis heute Mitglied im Jugendhilfeausschuss des Kreises, diente seiner Wahlheimat von 1990 bis 2014 im Nordhäuser Stadtrat und habe sich dabei durch „große Fachlichkeit und Akribie“ ausgezeichnet. „Hier geht viel Wissen von der Bühne und ich hoffe das du uns im Ehrenamt noch etwas erhalten bleibst. Wir brauchen dich noch eine Weile“, sagt Nüßle.

Zur Verabschiedung im Dom folgen Lob und Dank auch Fürbitte, Gebet und der Wunsch, dass sich die Wohlfahrt in Nordhausen ein Beispiel an dem scheidenden Caritas-Chef nehme. Auch ohne ihn sollte man weiter in dem Bewusstsein arbeiten, nicht für die Verwaltung, sondern zu allererst für die Menschen da zu sein.
Angelo Glashagel