Post aus Degamba

Trotz Leid auch Hoffnung

Sonnabend
11.03.2023, 08:53 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Zwischen der Nordhäuser Montessori-Schule und der Degambaschule in Äthiopien besteht seit Jahren eine enge Schulpartnerschaft. Über die Beziehungen beider Einrichtungen schreibt für die nnz regelmäßig Katrin Cieslak. Heute berichtet sie...


Nordhausen/Degamba. Liebe Äthiopienpaten - und freunde. Endlich kann ich mal ein paar gute Neuigkeiten aus Degamba weiterleiten. Letzte Woche besuchte meine Freundin Cathy aus Belgien, die für ihre NGO in Äthiopien unterwegs war, auch Degamba und den Dorfältesten Hagos.So teilte sie mir mit, das die Schule unversehrt ist und Degamba weitestgehend von den Kämpfen verschont geblieben ist.

Dennoch ging der Krieg auch in Degamba nicht spurlos vorüber. Viele Familien haben Familienmitglieder auf Grund von Hungertod verloren. Die Menschen sind sehr dünn, und auch die nächste Ernte wird wieder sehr schlecht ausfallen. Es gab nicht genug Sämereien, der Regen fehlt und es gab keinen Dünger. Alle versuchen sich irgendwie Lebensmittel zu beschaffen, indem sie das wenige, was sie sowieso nur besitzen, verkaufen. Die Lebensmittel, die durch die humanitären Hilfsorganisationen jetzt langsam ins Land kommen, reichen bei weitem nicht aus und oft wird immer noch ein großer Teil von der TPLF, der einheimischen Partei in Tigray, beschlagnahmt.

Es ist zwar Frieden, aber das Leid der Menschen ist immer noch sehr groß.Anbei noch ein paar Fotos von unserer letzten Lebensmittelaktion Vielen Dank nochmals allen Unterstützern.Kiros, der gerade sein Masterstudium in Berlin beendet hat, wird am 1.April zurück nach Tigray fliegen. Er wird dann persönlich die Schule besuchen und alle Details vor Ort klären.

Danach kann ich euch genau mitteilen, wie es mit der Unterstützung eurer Patenkinder weitergeht. Die Schule soll in Kürze wieder beginnen, so können wir klären, welche Kinder die Schule noch besuchen und welche neu eingeschulten Kinder besondere Unterstützung benötigen. Auch eine Geldspende wird Kiros mitnehmen um vor Ort noch einmal Lebensmittel für die Menschen in Degamba zu kaufen.

Die Banken arbeiten zwar wieder, aber es gibt nicht genug Geld in Tigray. Nach wie vor arbeiten viele Menschen ohne Gehalt. In Mekele verlassen viele Ärzte inzwischen das Hauptkrankenhaus und fliegen nach Addis Abeba um Arbeit zu finden, da sie ohne Gehalt ihre Familien nicht ernähren können. So kommen zwar jetzt nach und nach wieder Medikamente durch die Hilfsorganisationen an, aber bald wird es nicht mehr genug Fachpersonal geben um die Menschen zu versorgen.

Es gibt also Frieden, aber die Menschen leiden immer noch unter den massiven Auswirkungen dieses fatalen Krieges.Ich danke euch allen sehr für eure Geduld und eure weitere Unterstützung. Ich werde euch zu gegebener Zeit einen aktuellen Bericht schicken.
Katrin Cieslak