Finanzierung der Jugendhilfe

Es wird gespart, wo es am meisten benötigt wird

Freitag
10.03.2023, 19:00 Uhr
Autor:
red
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Die Träger der Jugendarbeit stehen im Landkreis Nordhausen vor „massiven finanziellen Problemen“, warnt der Kreisjugendring. Bereits jetzt seien die Folgen spürbar, es bestehe dringender Handlungsbedarf…

Den Trägern der Jugendarbeit macht die Finanzierung sorgen, es herrsche große Unsicherheit (Foto: agl) Den Trägern der Jugendarbeit macht die Finanzierung sorgen, es herrsche große Unsicherheit (Foto: agl)


Im Moment müssten sich die Träger nicht nur den alltäglichen Herausforderungen stellen, sondern würden auch in eine ungewisse Zukunft blicken. „Aktuell müssen alle Kosten für das Personal sowie Projekte aus eigenen finanziellen Mitteln gestemmt werden. Um möglichst lange den Lohn zu zahlen, werden die Projektarbeit sowie Ferienfreizeiten heruntergefahren. Folglich wird dort eingespart, wo es am meisten benötigt wird, bei den Kindern und Jugendlichen.“, teilt Sandra Ziegler-Koch vom Kreisjugendring mit, der viele Träger in der Region als Dachverband vertritt.

Eine sichere Planung sei derzeit nicht möglich, qualifizierte Fachkräfte kehrten dem Landkreis den Rücken und suchten sich Jobs mit Perspektiven. Die negativen Auswirkungen auf die Jugendlichen seien bereits jetzt in der Öffentlichkeit sichtbar.

Im Hintergrund steht die anhaltende Debatte um die Ausgestaltung der Jugendförderung. Die Diskussionen führten im vergangenen Jahr in eine Sackgasse, statt die Grundlagen völlig neu zu fassen, einigte man sich darauf, die bisherigen Pläne von 2018 - 2022 fortzuschreiben. Hier setzt nun die Kritik des Kreisjugendrings an. Zwar habe es die Möglichkeit gegeben, einen Mehrbedarf für 2023 anzumelden, Bewilligungen habe man bisher aber nicht erhalten. „Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch nicht alle Zuwendungsbescheide eingegangen, die Verlängerungen der bestehenden Verträge steht noch gänzlich aus.“, schreibt Ziegler-Koch. Die Ablauffrist des Förderplanes Ende zum 30. Juni, was danach komme, sei ungewiss. Um langfristig Sicherheit zu erlangen, sei es notwendig jetzt aktiv zu werden.

Da ist Bewegung drin
Aus dem Jugendhilfeausschuss sind derweil ruhigere Töne zu hören. Alle Beteiligten seien sich einig, dass der laufende Förderplan verlängert werde, sagte der Ausschussvorsitzende Alexander Scharff gegenüber der nnz, Grund zur Sorge gebe es hier nicht. Die Hürde sei im Moment das Defizit in der Haushaltsplanung des Kreises. Sobald der Plan stehe, könne man auch wieder entsprechende Schritte veranlassen. „Der neue Förderplan ist in Arbeit, da ist Bewegung drin. Für die Neugestaltung der Jugendförderung in 2024 soll ein Kompromiss gefunden werden, der auch die langfristige Planungssicherheit wieder herstellt.“, so Scharff.

Ohne die Freigabe von Mitteln im Haushalt könne man auch keine Bescheide versenden, heißt es auch aus dem Landratsamt. Hier wartet man zudem auf Landesmittel, die zwar in Aussicht stehen, aber noch nicht schwarz auf weiß vorliegen. Mit einigen kleineren Trägern die in schwieriges Fahrwasser kommen könnten sei man bereits im Gespräch, sagt der zuständige Beigeordnete, Stefan Nüßle der nnz, im Grunde müssten Träger aber auch gewisse finanzielle Reserven vorhalten. Spätestens im Mai werde der Haushalt in den Kreistag eingebracht, mit einem Beschluss sei noch vor dem 30.06. zu rechnen. Bis dahin könne man aber keine Mittel ausgeben, die man noch nicht habe.
Angelo Glashagel