Friedrich Dornbusch-Ausstellung noch bis 12. März

„Immer schreite, schreite!" ins Kunsthaus Meyenburg

Montag
06.03.2023, 12:04 Uhr
Autor:
red
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Diese Zeile aus Versen Goethes sollte man zum Anlass nehmen, die umfassende Präsentation von dem Maler-Grafiker Friedrich (Fritz) Dornbusch, 1879 bis 1962, im Kunsthaus Meyenburg noch in Augenschein zu nehmen. Das meint jedenfalls Heidelore Kneffel...

BILD Rektoren des Nordhäuser Gymnasiums, gezeichnet von F. Dornbusch (Foto: H.Kneffel) BILD Rektoren des Nordhäuser Gymnasiums, gezeichnet von F. Dornbusch (Foto: H.Kneffel)

Sie steht in einem der Stadt Nordhausen überlassenem Heft, das mit einer umfänglichen Schenkung graphischer Bildnisse und von Malereien 1993 in die Stadt am Südharzrand gelangte. Roland, der Sohn des Künstlers, hatte Nordhausen ausersehen den künstlerischen Nachlass seines Vaters zu erhalten.

Dieser traf zu Ostern 1920 mit seiner Frau in Nordhausen ein und bezog eine Wohnung in der Promenadenstraße 1 a, dem Theater gegenüber, das die Bürgerinnen und Bürger sich während des 1. Weltkrieges geleistet hatten. Er wurde ein eifriger Theatergänger, insbesondere das Tanztheater zog ihn an, was mehrere Grafiken bezeugen.

Dornbusch war bis zum Jahre 1925 am Nordhäuser Gymnasium als Zeichenlehrer angestellt, bevor er 1925/26 aus Nordhausen floh, wie er es in einer Radierung festgehalten hat, die ausgestellt ist.
Den ersten Weltkrieg hatte er von 1914 bis 1918 an der Front in Frankreich und Belgien (Flandern) erlebt. Seit 1916 war er Offizier. Dabei begleitete ihn der Zeichenstift. Das Kunsthaus Meyenburg bewahrt Zeichnungen davon auf und zeigt sie auch. Sie sind ein Gedenken an seine gefallenen Kameraden.
Als Friedrich Dornbusch nach Nordhausen kam, wurde er neben seiner Lehrtätigkeit zuerst als Porträtmaler wirksam. Zahlreiche angesehene Nordhäuser nutzten die Gelegenheit, sich von Dornbusch zeichnen oder malen zu lassen. Auch landschaftliche und architektonische Motive der Region finden sich in seinem damals entstehenden Werk, wie die Ausstellung aufzeigt, sie waren von Sammlern begehrt.

Über die Stadt hinaus bis nach Leipzig verbreitete sich sein Ruf als sensibler Porträtist. Mangel an Aufträgen hatte er also nicht. Auch Bildnisse historischer Persönlichkeiten finden sich in seinem Nachlass, so vom Bürgermeister Michael Meyenburg, dem Reformator Justus Jonas, von dem Theologen und Orientalisten Wilhelm Gesenius, 1786 bis 1842, und von dem großen Philologen und Homerkenner Friedrich August Wolf, 1759 bis 1824. Die beiden Letzteren fanden Aufnahme in eine Gedenkschrift anlässlich der 400-Jahrfeier des Nordhäuser Gymnasiums 1924, von Dornbusch als Gesamtkunstwerk gestaltet. Einige Nordhäuser dürfen dieses Buch ihr Eigen nennen.

Im Nordhäuser Generalanzeiger, der täglichen Beilage der Nordhäuser Zeitung, erschienen Anfang September 1924 mehrere ausführliche „Beiträge zur Geschichte des Gymnasiums“, z. B. wurde die Festschrift ausführlich vorgestellt. Mich interessierte insbesondere der Text zur Festaufführung des Gymnasiums im Stadttheater über die griechische Komödie „Die Frösche“ des Aristhophanes. Von Dr. med. Jörg Trenkner aus Nordhorn, einem exzellenten Kenner Nordhäuser Geschichte, einem Schüler von mir, hatte ich darüber eine beeindruckende Lithographie Dornbuschs zugeschickt bekommen, die ich bis dato nicht kannte. Sie ist wohl insgesamt in Nordhausen nicht so bekannt. Mit der Aufführung sollte in Nordhausen ein unverfälschtes echtes Stück antikes Leben wieder lebendig werden. Der griechische Dichter zeigt einen Sängerstreit in der Unterwelt. Dionysos, der Gott des Weines, als Herakles verkleidet, tritt auf, Charon, der Fährmann der Toten, Pluton, der Gott der Unterwelt, die Dichter Euripides und Aischylos, drei Einzelfrösche und ein Chor der Frösche u.a.m. Orte der Handlung sind das Haus des Herakles, die Fährstelle zur Unterwelt und der Palast des Pluto. Die Aufführung fand am 10. September im Stadttheater statt. Auch dazu liegen mir Fotografien vor.

Dornbusch erlebte auch die Tausendjahrfeier mit, so dass ihm vieles von der Geschichte der Stadt nahegebracht wurde und im Gedächtnis blieb. Er gestaltete für die „Allgemeine Zeitung“ die Festausgabe vom 28. Mai 1927 mit einer quer über die Breite des Blattes reichende Stadtansicht, vom Dom ausgehend den „Neuen Weg“ entlang. Darunter prangt die in Nordhausen sehr bekannte Radierung mit den Turmbläsern auf der Plattform von „St. Petri“, zwei Trompetern, einem Waldhornbläser und einem Posaunisten. Ein Metallgitter schützt sie zur Stadt hin mit ihrem Häusermeer. Man erkennt das Rathaus, den Dom und „St, Blasii“.


Friedrich Dornbusch - Turmbläser auf dem Petriturm (Foto: H.Kneffel) Friedrich Dornbusch - Turmbläser auf dem Petriturm (Foto: H.Kneffel)

Fünf Jahre wohnte und wirkte dieser Künstler in Nordhausen, ist Mitglied der Freimaurerloge und machte sich auch um den Kunstverein verdient. Das Museum erwarb von ihm preiswert mehrere Arbeiten.
Aus einem Artikel in der Nordhäuser Allgemeinen Zeitung vom 10.9.1925 konnte man entnehmen, dass Friedrich Dornbusch in eine größere, seinem Schaffen entsprechende Stadt wechseln wird, das war Berlin.
Dornbusch lehrte dort bis zu seiner vorzeitigen Pensionierung 1938 (er hatte sich gegen die sogenannte „Kristallnacht“ ausgesprochen) am Goethe-Gymnasium.
Die Familie wurde 1943 total ausgebombt, flüchtete nach Konitz in Westpreußen, dann nach Lübeck und lebte seit 1951 in Kiel. Die Erlebnisse und Folgen des Krieges, die Spaltung der Welt, die Vereinsamung der Menschen finden Eingang in sein künstlerisches Schaffen, das insbesondere in der oberen Etage im Kunsthaus zu sehen ist..

Sein Sohn Roland, 1927 in Berlin geboren, vermachte der Stadt Nordhausen, wie eingangs erwähnt, 1993 eine größere Anzahl von Werken aus dem Nachlass seines Vaters, einige wurden angekauft. Nun sind sie nur noch wenige Tage zu sehen!
Heidelore Kneffel