Zugehört

Reise ans andere Ende der (Musik)Welt

Sonntag
26.02.2023, 13:15 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Wer den Mut hat, sich auf eine emotionale Reise an das vermeintliche Ende der Musikwelt begeben zu können, der ist bei den Machern des Jazzclubs Nordhausen genau richtig. Mindestens einmal pro Jahr donnert der Zug los und keiner weiß, ob er durch den Kopfbahnhof am Ende der Reise nicht einfach durchknallt...

Jazzpolka in der "Wäschemangel" (Foto: nnz) Jazzpolka in der "Wäschemangel" (Foto: nnz)
Das zweite Mal erlebte ich als Jazzanfänger nun schon die JINDRICH STAIDEL COMBO aus Olomouc. Die persönliche Premiere wurde in der Cyriaki-Kapelle der Rolandstadt zelebriert, die Neuauflage gab es am Samstagabend im Domizil des Jazzclubs an der Kurzen Meile, in der "Jazzmangel". Kein Stuhl mehr frei, der Abstand der ersten Sitzreihe zu den Combolisten knapp einen Meter. Soweit die technischen Daten.

Das alles schuf in wahrsten Sinne des Wortes eine dichte Atmosphäre, der niemand ausweichen konnte - ob er, sie oder es denn auch wollte oder nicht. Jazz und Polka gingen mehr als zwei Stunden eine unwiderstehliche Symbiose ein, die auch noch haften blieb, als denn die Nacht danach schon längst vorbei war. Von einer Prise Tiefsinnigkeit bis purem Blödeln reichte die Spanne des Gesprochenen und Gesungenen und natürlich des Gespielten.

Pro Haska (Foto: nnz) Pro Haska (Foto: nnz) Absoluter Höhepunkt war die verbal-musikalische Begleitung des Ganges eines Gastes zur WC-Tür, bei dem sich Gast zwischen der ersten Reihe des Publikums und dem Trio durchquetschen musste.

Und so erlebte das Publikum, das mehrheitlich wusste, was der berühmte Pharao der Jazzpolka, Jindrich Staidel, und seine Polkakrieger Pro Haska sowie Manitschka Krausonova darbieten, einen erneuten Höhepunkt der Polka, der durchaus Schmerzen bereiten konnte. Besonders gefährdet schien die Muskulatur des Menschen, die für das ausgiebige Lachen benutzt werden muss.
Peter-Stefan Greiner