Thüringer HC in der Bundesliga:

Gegen die “Tussies” Stärke demonstrieren

Donnerstag
23.02.2023, 22:25 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Nach dem Abschluss der Gruppenphase der EHF European League liegt nunmehr bis Mitte März der Fokus auf der heimischen Bundesliga und da wird es jetzt richtig hart...

Am kommenden Samstag, 25. März um 18 Uhr kommt es in der Salza-Halle zum Spitzenspiel des 16. Bundesliga-Spieltages zwischen dem Tabellenzweiten Thüringer HC und dem vierten TuS Metzingen. Eine Hammeraufgabe für die Thüringerinnen, die sich da oben behaupten wollen.

Rückblick:
“Nach Paris ist vor Metzingen.”, beginnt Herbert Müller die Pressekonferenz und bedankt sich bei seiner Mannschaft für die gezeigten Leistungen in der Gruppenphase, welche der Thüringer HC auf Platz 1 abschloss. “Das war eine wundervolle Sache.” Sein Dank geht auch an die vielen mitgereisten Fans.
“Ich finde, dass wir uns in Paris ganz anständig verkauft haben. Ich habe ergebnisunabhängig sehr viel gewechselt, hab auch noch mal das Sieben-gegen-Sechs probiert. Letztendlich sind wir noch mal gefährlich nahegekommen. Mit einem Tor dort zu verlieren ist ganz in Ordnung, wenn du schon Gruppensieger bist.”
In Paris kam die Mannschaft nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit unausgeschlafen aus der Kabine und schien das Torewerfen verlernt zu haben. Nur zwei Tore in 15 Minuten, das war eine Durststrecke, wie man sie vom THC so gar nicht kennt. Von Herbert Müller wieder motiviert, im energischen Team Time Out noch mal neu justiert, spielte man sich von einem Acht-Tore-Rückstand fast wieder zum Remis, nur die Spielzeit lief schneller ab. Schade, es war zwar nichts passiert, aber “kosmetisch”, mit Blick auf den gesamten Verlauf der Gruppenphase, eben nicht schön. Eine lange Erfolgsserie wurde mit der vermeidbaren Niederlage unterbrochen.
Der Einzug unter die besten Acht in der EHF European League ist indes der bis dato größte Erfolg in dieser Saison. Nun trifft der Thüringer HC auf Sola HK aus Norwegen, auch wenn Herbert Müller der Wunschgegner DVSC Schaeffler aus Debreczen gewesen wäre. “Da es aber kein Wunschkonzert ist, ist es nun Sola geworden.

Die Reise geht also in den Norden von Norwegen. Mit Sola erwartet uns eine Mannschaft, wo nicht nur der Superstar Camilla Herrem spielt, die allerdings gerade schwanger ist, sondern es wird ein Wiedersehen mit Rinka Duijndam geben. Unsere ehemalige Spielerin ist dort Torhüterin. Es ist eine skandinavische Mannschaft, die sehr spielstark ist, sehr schnell spielt, sehr einheitlich ist.” Sola wird sehr unangenehm zu spielen sein, analysiert Herbert Müller den Viertelfinalgegner. "Es ist noch ein finaler Schritt vor dem FINAL4. Handballherz, was willst du mehr.”

Das Spiel in Paris war das insgesamt 135. Spiel des Thüringer HC in einem EHF-Wettbewerb, eine Bestmarke, die kein anderer deutscher Frauenhandballverein in jüngster Zeit nachweisen kann. 88 Spiele absolvierte man zwischen 2011 und 2019 in der EHF Champions-League. Da will man irgendwann wieder hin. Vielleicht gelingt es ja schon, falls man Zweiter wird über eine Wildcard in der nächsten Saison. Einen Versuch wäre es wert. 31 Spiele machte der THC indes im EHF-Cup und in der European League, und da ist man nun auf einem guten Weg ins FINAL4 in Graz. Den Termin 13./14. Mai haben die optimistischen THC-Fans schon mal im Kalender notiert. Der Weg dorthin führt über den starken norwegischen Tabellendritten Sola Handball Klub. Am Wochenende 18./19. März muss man zunächst nach Norwegen. Dumm nur, ausgerechnet zwischen den beiden so wichtigen Europa League-Spielen trifft der THC in der Bundesliga auswärts auf den Liga-Spitzenreiter SG BBM Bietigheim. Härter geht nicht, schwerer auch nicht. Aber das kennt man ja beim THC schon.

Zum Spiel:
“Hammerhart” kann man auch über die nächste Aufgabe des THC in der Bundesliga schreiben. Mit Metzingen kommt ein Spitzenklub, der nach schwachem Start in die Saison gerade einen Fast-Durchmarsch bis auf Platz vier hingelegt hat. Die Siegesserie seit dem 34:32-Pokalsieg im Achtelfinale gegen den Thüringer HC wurde nur unterbrochen durch einen unerwarteten Ausrutscher gegen den BSV Sachsen Zwickau und nun beendet mit der “programmgemäßen” Niederlage beim Ligaprimus SG BBM Bietigheim. Dort zeigten die Tussies eine Super-Leistung, hielten in der ersten Halbzeit mit und hatten nur eine Schwächeperiode nach dem Wiederanpfiff. Mit einem 5:0-Lauf setzte sich Bietigheim ab und entschied so das Spiel. Mit Metzingen stellt sich ein Spitzenklub der Bundesliga in der Salza-Halle vor. 2015/16 Zweiter hinter dem THC war man noch dreimal Dritter, nur im letzten Jahr landete man auf Rang fünf. Der große Wurf, ein Titel, ist den Tussies indes nicht gelungen. In die Saison 2022/23 ging die Mannschaft mit einem Neustart nach zahlreichen Abgängen. Die langjährige Auswahlspielerin Marlene Kalf (Zapf) beendete ihre Laufbahn, Silje Bröns Petersen und Anna Albeck zog es ins Ausland, Nicole Roth wechselte zum THC. Unter den sieben Neuzugängen bringt die Heimkehrerin und ehemalige deutsche Auswahlspielerin Julia Behnke die größte Erfahrung ins Team.

“Metzingen ist in absoluter Topform.”, findet Herbert Müller und fügt an: “Sie haben sich jetzt auf den vierten Tabellenplatz vorgearbeitet und haben gegen Bietigheim ein sehr gutes Spiel gemacht und den Favoriten sehr lange und intensiv gefordert. Wenn es Platz zwei gegen Platz vier geht, wird das ein sehr spannendes und interessantes Spiel werden.” Aufgrund der derzeitigen Situation war es für den Thüringer HC schwer, sich ausgiebig auf das Spiel gegen Metzingen vorzubereiten. Man konnte sich nur auf wenige individuelle Dinge konzentrieren und Wurftraining absolvieren. Mannschaftstaktisches Training war so gut wie nicht möglich. Optimales Training sieht anders aus.
Mit 18:12 Punkten liegt man derzeit auf Rang vier, nachdem die Mannschaft am letzten Samstag Blomberg-Lippe mit 41:31 aus der Halle geschickt hat. Die Aufholjagd war erfolgreich. Der Abstand zum Dritten Dortmund ist mit sieben Punkten schon deftig. Das Heimspiel in der Hinrunde haben die Tussies gegen den THC 27:38 verloren. Grund genug, jetzt zu versuchen, sich beim Gastgeber zu revanchieren. Revanche ist wohl das Schlagwort, das über dem Match steht, denn der THC hat Grund, nach dem Ausscheiden im Pokal sich nunmehr an Metzingen zu revanchieren. Das macht die Sache emotional und spannend.

22 Mal haben THC und Metzingen in der Bundesliga gegeneinander gespielt. Die Bilanz spricht eindeutig für den THC. 17 Siegen stehen nur vier Niederlagen entgegen, zwei Spiele endeten Unentschieden. Trotzdem werden die Gäste motiviert und spielstark in der Salza-Halle antreten. Neuzugang Dagmara Nocum erweist sich als Torkanone, Nationalspielerin Maren Weigel als starke Stütze im rechten Rückraum. Herbert Müller kennt die Vorzüge seiner österreichischen Nationalspielerin Katarina Pandza. Wurfgewaltig ist auch Lena Sophia Degenhardt aus dem linken Rückraum. Der Kader ist stimmig, hat sich gefunden und spielt seit Wochen erfolgreich. Mit breiter Brust werden die Süddeutschen in Bad Langensalza auflaufen, als Gäste können sie da nur gewinnen, stehen nicht so unter Druck wie die Gastgeber.
Herbert Müller ruft alle Fans auf, zahlreich in die Salza-Halle zu kommen, die Ränge zu füllen und in diesem schweren Spiel den Thüringer HC zu unterstützen.

Zum Kader:
Erfreulich, dass mit Anika Niederwieser und Jennifer Rode zwei Korsettstangen des derzeitigen THC um zwei Jahre ihre Verträge verlängert haben. Das bringt Stabilität. “Ich muss sagen, dass ich ansonsten mit dieser nicht zufrieden bin. Man hat gemerkt, dass die Mannschaft sehr belastet war.”, sagt Herbert Müller und spielt dabei auf die aktuelle Personalsituation an. Nach Paris haben sich drei weitere Spielerinnen mit Grippesymptomen abgemeldet und konnten nicht trainieren. Sonja Frey laboriert noch an einer Fußverletzung. “Sie konnte auch in dieser Woche noch nicht trainieren. Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie am Samstag bei dem schweren Spiel gegen Metzingen dabei ist.” Herbert Müller ist froh, dass Jennifer Rode zurück ist, auch wenn sie sich wie Nathalie Hendrikse mit einer Grippe herumplagt. Annika Lott hat Probleme mit ihrem Finger. Den restlichen Spielerinnen merkt man an, dass die letzten Spiele in den englischen Wochen geschlaucht haben.
HaJo Steinbach/Bernd Hohnstein