Bodo Schwarzberg über den 45. Südharz-Hunderter nach Halle

Durch Regen und Schlamm

Mittwoch
22.02.2023, 08:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Unter den zahlreichen Nonstop-Wanderungen über 100 und mehr Kilometer im und am Harz bleiben nur wenige in dauerhafter Erinnerung. Besondere Ereignisse unterwegs, vor allem aber das Wetter, sorgen für das Einbrennen ins Gedächtnis...

Circa einen Kilometer nach dem Start in den Regen: Vier Teilnehmer des 45. Südharz-Hunderters in der Sangerhäuser Straße: Dr. Christian Richter (Jena), Oliver Mieth (Schirgiswalde), Antje Otte-Hartig und Thomas Strietzel (beide Nordhausen, v.l.). (Foto: B.Schwarzberg) Circa einen Kilometer nach dem Start in den Regen: Vier Teilnehmer des 45. Südharz-Hunderters in der Sangerhäuser Straße: Dr. Christian Richter (Jena), Oliver Mieth (Schirgiswalde), Antje Otte-Hartig und Thomas Strietzel (beide Nordhausen, v.l.). (Foto: B.Schwarzberg)

Sturm, starker Frost, viel Schnee oder Hitze, all dies bestimmte in den vergangenen knapp 20 Jahren bereits einige der Langstreckenwanderungen. Der 45. Südharz-Hunderter von Nordhausen nach Halle wird wegen des stundenlangen Regens in Erinnerung bleiben.

Denn in schätzungsweise zehn der 26 Wanderstunden zwischen Nordhausen und dem S-Bahnhof Halle-Nietleben wurde es von oben und dann meist auch von unten nass, am längsten regnete es fast ununterbrochen zwischen 0 und 7 Uhr am Sonntag, also zwischen Grillenberg nördlich von Sangerhausen (Kilometer 48) und Aseleben am Süßen See (Kilometer 80).

Nicht jede Regenbekleidung entpuppte sich dabei als tatsächlich regendicht. Und die wirklich dichte Regenbekleidung lässt den Schweiß nicht transpirieren, was dann trotzdem für Nässe auf der Haut sorgt. Gute Trekkingregenschirme sind eine Alternative, aber sie behindern das ungehinderte Gehen, wenn man sie stundenlang in der Hand halten muss.

So machte halt jeder von uns insgesamt sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern individuelle Erfahrungen mit dem für die nach mehreren Dürrejahren ausgetrocknete Natur so wichtigen Nass.

Am vergangenen Sonnabend waren wir wie meist um 11.30 Uhr am Bahnhof Nordhausen bereits im Regen gestartet. Schon nach drei Kilometern musste ich jedoch zunächst nach Hause umkehren, um ein Kleidungsstück zu wechseln, das an den Beinen für so starke Reibung sorgte, dass ein Weiterwandern nicht sinnvoll gewesen wäre. Nach 30 Kilometern, in der Gaststätte Zur Queste in Questenberg, hatte ich die anderen Teilnehmer gegen Abend wieder erreicht.

Nur Fliegen ist schöner: Schlamm war ein häufiger Begleiter beim 45. Südharz-Hunderter: Hier im Alten Stolberg (Foto: B.Schwarzberg) Nur Fliegen ist schöner: Schlamm war ein häufiger Begleiter beim 45. Südharz-Hunderter: Hier im Alten Stolberg (Foto: B.Schwarzberg)
Da hatten wir bereits erfolgreich den heftigen Schlamm im Alten Stolberg ebenso hinter uns gebracht, wie die Ortschaften Steigerthal, Uftrungen, Breitungen, Hainrode und Agnesdorf. - Und wir hatten uns an den ersten wilden Frühlingsboten erfreuen können: Denn im Alten Stolberg erblühen gerade die ersten Märzenbecher (Leucojum vernum) und Leberblümchen (Hepatica nobilis).

Einkehrpausen gab es diesmal nicht bereits in Uftrungen nach 18 Kilometern, sondern erst nach 30 Kilometern in Questenberg, nach 48 Kilometern in Grillenberg und zum Frühstück nach 80 Kilometern in Aseleben. Für fast alle Teilnehmer besonders wohltuend war auch die letzte kurze Einkehr nach 88 Kilometern in Langenbogen, bereits mit dem Ziel vor Augen: Die Sonne hatte den ewigen Regen vertrieben und wie so oft im Höhnstedter Weinanbaugebiet am Süßen See wurde es frühlingshaft mild.

Am Ziel, dem S-Bahnhof Halle-Nietleben, nahmen gleich drei Nordhäuser ihre Urkunden über 100 Kilometer in Empfang: Antje Otte-Hartig, Thomas Strietzel sowie der Wanderleiter. Oliver Mieth aus Schirgiswalde in der Oberlausitz nahm bereits 23 Mal an Hundertern im Harz teil und hatte zudem die weiteste Anreise. Zum 12. Mal gönnte sich Dr. Christian Richter aus Jena den langen Kanten. Beide erreichten die 100 Kilometer.

Am Ziel 99 Kilometer weiter und 25 Stunden später am S-Bahnhof Halle-Nietleben, - jetzt mit Verstärkung aus der Lutherstadt Eisleben. Endlich blauer Himmel und Sonnenschein. (Foto: B.Schwarzberg) Am Ziel 99 Kilometer weiter und 25 Stunden später am S-Bahnhof Halle-Nietleben, - jetzt mit Verstärkung aus der Lutherstadt Eisleben. Endlich blauer Himmel und Sonnenschein. (Foto: B.Schwarzberg)

Zwei Wanderfreunde aus Eisleben, darunter der Syrer Nabil, erwanderten 31 Kilometer von der Lutherstadt zur Saalestadt.

Der Beginn ihrer Wanderung nahm in einer Eisleber Küche ihren Ausgang, in der wir, wie schon mehrmals zuvor, am Sonntagmorgen um 4.30 Uhr mit Kaffee, Gebäck und Kuchen verwöhnt worden waren.

Alle zum 45. Südharz-Hunderter Gestarteten haben ihr persönlich gestecktes Ziel erreicht.

Der 46. Südharz-Hunderter findet zum zweiten Mal auf dem leider viel zu wenig begangenen Karstwanderweg statt. Wie schon kurz vor dem großen Corona-Lockdown im Oktober 2020 (36. Südharz-Hunderter) starten wir am 1. April wieder in Bad Sachsa. Das Ziel ist Sangerhausen.