Welttag der sozialen Gerechtigkeit

Ungleichheit in Hessen und Thüringen nimmt zu

Sonnabend
18.02.2023, 14:02 Uhr
Autor:
red
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Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit fordert der VdK von den Landesregierungen eine wirksame Bekämpfung der Kinderarmut. In Hessen und Thüringen ist fast jedes vierte Kind (24,4 bzw. 23,7 Prozent) von Armut bedroht...

Dasselbe gilt für etwa jede zweite Familie mit einem alleinerziehenden Elternteil. Hier liegt die Armutsgefährdungsquote in Hessen bei 45,4 und in Thüringen bei 50,5 Prozent. Auf die gesamte Bevölkerung bezogen ist die Armutsgefährdungsquote in beiden Bundesländern mit 18,3 und 18,9 Prozent etwa gleich hoch, aber während sie in Thüringen seit Jahren auf einem relativ hohen Niveau verweilt, hat sich die Quote in Hessen in den vergangenen Jahren so rasant nach oben bewegt wie in kaum einer anderen Region innerhalb Deutschlands.

Zum Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar fordert der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen von den Landesregierungen daher ein entschiedenes Vorgehen gegen die zunehmend ungleichen Einkommens- und Lebensverhältnisse in der Bevölkerung. „Die wachsende Armut insbesondere von Familien lässt sich nur wirksam bekämpfen, indem verschiedene Maßnahmen ergriffen werden“, erklärt der VdK-Landesvorsitzende, Paul Weimann: „Der Bund muss die Kindergrundsicherung einführen. Und auf Landesebene müssen die Verantwortlichen dafür sorgen, dass die Ganztagsbetreuung für Kinder ausgebaut und mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.“
Einen detaillierten Einblick in die Einkommens- und Vermögensverhältnisse vermittelt der Ende 2022 erschienene 3. Landessozialbericht der hessischen Landesregierung. Auch er kommt zu dem Ergebnis, dass „sich Armutsrisiken in den letzten Jahren verfestigt haben“ und davon Alleinerziehende und Familien mit mehreren Kindern besonders oft betroffen seien.
Der Bericht wird alle fünf Jahre verfasst. In Thüringen ist es der „Sozialstrukturatlas“, der einen vergleichbaren Überblick über dortige „Problemlagen, Ursachenzusammenhänge und Entwicklungsmöglichkeiten“ vermittelt und seit 2011 zweimal publiziert wurde. „Der Abstand zwischen den Veröffentlichungen ist zu groß“, kritisiert Paul Weimann: „Die Daten müssen häufiger erhoben werden. Nur so können wir feststellen, ob sich negative Tendenzen wie zum Beispiel die wachsende Kinderarmut weiter verstärken und ob eingeleitete Maßnahmen greifen oder noch verbessert werden müssen.“ Deshalb fordert der VdK, dass die Sozialministerien in beiden Bundesländern in jedem Jahr genaue Zahlen zur Sozialstatistik herausgeben: „Die daraus gewonnenen Erkenntnisse müssen sofort zu politischem Handeln führen“, sagt Weimann.