Mitbegründerin des Bundes der Vertriebenen in Nordhausen

Erika Hesse feiert 80. Geburtstag

Mittwoch
15.02.2023, 16:21 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Erika Hesse, geb. Garzke, wurde am 17. Februar 1943 inmitten der Kriegswirren in Lipin Hauland/Provinz Posen, im schönen Wartheland, geboren. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie als Kind mit ihrer Familie aus ihrer Heimat vertrieben. In Niedersachswerfen im Landkreis Nordhausen fand die Familie ein neues Zuhause...

erika Hesse wird 80 (Foto: BdV) erika Hesse wird 80 (Foto: BdV)

Bei der Ankunft wurden die „Armen aus dem Osten“, die vielfach nur das hatten, was sie auf dem Leib trugen und tragen konnten, anfangs ausgegrenzt, belächelt oder abgewiesen. Das bekam auch die kleine Erika zu spüren. Die Kinder aus dem Ort wollten mit „der, die nichts hat“ nicht spielen. Schon früh lernte Erika, sich durchzusetzen. Sie war sehr ehrgeizig und erkämpfte sich mit ihren sehr guten schulischen Leistungen Anerkennung unter ihren Mitschülern.

In der DDR wurde das Thema Flucht und Vertreibung totgeschwiegen. Über das Schicksal nicht sprechen zu dürfen war ein weiteres Unrecht, was die Betroffenen ertragen mussten. Sie galten offiziell als „Umsiedler“. Dennoch tauschte sich Erika Hesse im Freundeskreis über das erlebte Leid aus und pflegte Kontakt zu Schicksalsgefährten.

Seit der Wiedervereinigung arbeitet sie aktiv im Bund der Vertriebenen mit und setzt sich auch öffentlich für die Belange der Heimatvertrieben ein. Sie arbeitete am Aufbau des BdV-Kreisverbandes Nordhausen mit, wo sie das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden ausübt. Am 6. März 1991 gründete sie den ersten Ortsverband im BdV-Kreisverband, den sie bis heute leitet. Dort organisiert sie Veranstaltungen und Feierlichkeiten, um das Vertreibungsschicksal, aber auch Kultur und Geschichte der Heimat den nachfolgenden Generationen und der Gemeinde nahezubringen.

Als Zeitzeugin und ehemalige Lehrerin ist es Erika Hesse ein großes Anliegen, insbesondere jungen Menschen das Thema Flucht und Vertreibung zu vermitteln und sie dafür zu sensibilisieren, zumal dies in den Schulen oft keine Rolle spielt. Mit ihrem Erfahrungsschatz begleitete sie immer wieder auch Schüler, die erste Plätze beim Schülerwettbewerb des BdV-Landesverbandes Thüringen belegten. Wie aktuell das Thema ist, zeigt der Krieg in der Ukraine, der auch Erika Hesse beschäftigt. Sie wünscht sich sehr, dass niemand je wieder Krieg und Vertreibung erleiden muss.

Aufgrund ihrer Initiative und mit Unterstützung von Spendengeldern wurde in ihrem Wohnort Niedersachswerfen ein Denkmal errichtet, das an das besondere Leid vertriebener Mütter erinnert. Sie trugen die größte Last. Heute hat das Denkmal einen würdigen Platz auf dem Friedhof. Durch ihr Engagement und ihre Menschlichkeit erwarb sich Erika Hesse großen Respekt, auch über Niedersachswerfen hinaus, wo sie eine anerkannte Persönlichkeit in der Dorfgemeinschaft ist.

Für ihren unermüdlichen Einsatz zur Wahrung und Pflege des ostdeutschen Kulturgutes sowie zur geschichtlichen Aufarbeitung des Vertreibungsschicksals wurde Erika Hesse mehrfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Ehrenbrief des Thüringer Ministerpräsidenten im Dezember 2019.

Der Kreisvorsitzende Egon Primas gratuliert der Jubilarin, auch im Namen des Vorstandes des Bundes der Vertriebenen, herzlich und wünscht sich ihre starke Stimme noch lange an seiner Seite.
Erika Hesse hat die Brücke in ihre alte Heimat immer im Blick gehabt hat. Sie kam einst als Vertriebene hier an und ist heute Niedersachswerferin, die ihre „neue Heimat“ mit Rückschau auf ihre Wurzeln gestaltet.

"Für die Zukunft wünschen wir Erika Hesse eine möglichst stabile Gesundheit, damit sie die vielen Projekte, an denen sie noch immer arbeitet, mit Erfolg weiterführen kann."