1738 in Niedersachswerfen

Die Auslieferung des Musketier Heinrich von Woffleben

Sonnabend
11.02.2023, 16:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Ein Musketier aus Niedersachswerfen? Es geht jedenfalls nicht um die Drei: Aramis, Athos, Porthos, die Musketiere der Garde, die sind auch offenbar nie durch Harztor geritten! Aber gab es ein Musketier, hier? Und was berichtet das Archiv Sachsen-Anhalt dazu, zum Musketier, fragt sich Tim Schäfer...

Es sind coole Historienfilme meiner Kindheit. Zugegeben, manche erinnern an Kitsch und Geschichtsklitterung. Wenige filmische Werke bringen Menschen heute noch zum Schmunzeln und Erfüllen damit ein Grundbedürfnis der Menschen. Aber diese Filme sehen wir doch alle gerne? Frei nach dem Motto: Unus pro omnibus, omnes pro uno.

Auf deutsch: Einer für alle, alle für einen. Der Schwur Ihrer Ehre und des Lebens, den Sie einander verpflichtet waren. Weltliteratur von Dumas. Wir Kinder spielten es nach, in den 70-er Jahren. Auf wüsten Haufen von Schotter in der heutigern Goethestraße von Niedersachswerfen (heute Garagen), der Feind des Königs lag auf dem nahen Haufen gegenüber! Also in der kindlichen Fantasie, damals. Natürlich waren wir gute Musketiere.

Doch? Es gab zumindest ein Musketier Heinrich aus Niedersachswerfen! Heinrich wurde 1738 aus Woffleben, damals schon preußisch, ausgeliefert, vom preußischen Amt Woffleben, vgl. A19 KI, Nr. 452, Landesarchiv Sachsen-Anhalt. Die alten Akten berichten von einem Akt der „Jurisidiktion“, der an Musketier Heinrich zu vollziehen sei.

Musketier Heinrich, 1738 (Foto: Tim Schäfer) Musketier Heinrich, 1738 (Foto: Tim Schäfer)


So ganz genau wird aus den Akten nicht klar, was das Problem mit dem Musketier war. Vorstellbar ist aber, dessen Befähigung zum Umgang mit kriegerischen Waffen, die man seinerzeit „zivil“ eindämmen wollte. Vielleicht schlecht für den Heinrich, gut für die preußischen Woffleber. War man den halt los. Dieser Musketier? Schob ihn ab nach Sachswerfen, weg damit. Manch Leser mag denken, ok. Es hat sich bis in heutige Zeit nicht so sehr viel verändert. Dabei ist die historisch verbriefte Abschiebung des Musketiers Heinrich bereits 1738 aktenkundig, also vor mehr als 280 Jahren!
Tim Schäfer