Lebensraum Schwingrasenmoor

Kleinod bei Neunheilingen wieder hergestellt

Donnerstag
02.02.2023, 12:54 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Waldgebiet Sonder bei Neunheilingen steht seit 1961 unter Naturschutz und ist Bestandteil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000. Kernstück des Naturschutzgebietes ist der „Hanfsee“, der als Erdfall durch die Auswaschung von Steinsalzen entstand...

Über einen langen Zeitraum füllen sich solche Erdfälle mit Wasser. Es entstand hier ein sogenanntes „Regen-Kesselmoor“ ohne Zu- und Abfluss. „Besondere Moore wie den Hanfsee zu erhalten, ist eine wichtige Aufgabe. Dieses in Thüringen einmalige Moor beherbergt sehr seltene Moos- und Farnarten und Libellen. Sogar fleischfressende Pflanzen kommen hier vor.“, erläutert Dr. Juliane Vogt, Leiterin der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld. „Auch im Hinblick auf den Klimaschutz sind Erhalt und Wiedervernässung von Mooren wichtig, denn sie speichern viel klimaschädliches Kohlendioxid in ihrem Torfkörper.“, so Vogt weiter.

Bereits 1959 wurde das Moor zum Löschen eines Feuers, welches bei Gasbohrarbeiten der umliegenden Gasfelder ausgebrochen war, angezapft und zum Teil entwässert. Durch die veränderte Situation wuchsen großflächig Birken auf und überschatteten kurzerhand das gesamte Moor. Die Situation verschlechterte sich zusätzlich durch die letzten trockenen Jahre. Der Entwässerungsgraben wurde in den vergangenen Jahren geschlossen, wodurch sich der Wasserhaushalt bereits verbesserte. Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld erarbeitete gemeinsam mit der Natura 2000-Station Auen-Moore-Feuchtgebiete im Jahr 2020 ein Konzept für die Entkusselung – so der Fachbegriff für das Entfernen des Birkenaufwuchses.

„Maßnahmen in einem so sensiblen Lebensraum wie diesem Schwingrasenmoor müssen sehr sorgfältig geplant und sehr vorsichtig umgesetzt werden. Das ist uns hier sehr gut gelungen.“, freut sich Sarah Ziegler, Referentin der Natura 2000, die das Projekt betreut hat. „Innerhalb von drei Jahren wurde Birkenaufwuchs entfernt. Dabei kam ein sogenanntes „eisernes Pferd“ als schonende Methode zum Einsatz, welches auf eigens ausgelegten Gummimatten das Schnittgut abtransportierte.“, so Ziegler weiter.

Im Zuge der insgesamt drei Jahre andauernden Maßnahme wurde der Birkenaufwuchs zu ca. 80 % auf der Fläche entfernt. Weiterhin wurde der Stockausschlag regelmäßig zurückgeschnitten. Einzelne Gruppen von Moorbirken wurden zur Teilbeschattung erhalten. Das Schnittgut wurde durch die beauftragte Firma abtransportiert und die Maßnahmen konnten im Januar 2023 beendet werden. Insgesamt investierte der Freistaat Thüringen hier 185.283,00 € in die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen zum Erhalt und Verbesserung des Moores.