Erdfall mit Historie:

Was wurde bislang unternommen?

Dienstag
03.01.2023, 18:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Es ist mittlerweile über zehn Jahre her, da sich am Nordhäuser Salzagraben die Erde auftat. Was anfänglich als temporäre Erscheinung daher kam, hat sich mittlerweile zur Dauerbaustelle entwickelt...

Das ist der aktuelle Stand der Dinge - aus der Luft betrachtet (Foto: privat) Das ist der aktuelle Stand der Dinge - aus der Luft betrachtet (Foto: privat)
2010 ereignete sich auf dem Gelände der Service-Gesellschaft am Salzgraben in Nordhausen ein Erdfall mit einem Durchmesser von sechs Meter und einer Tiefe von 15 Meter, bei dem auch Gebäude in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Erdfall konnte verfüllt, die betroffen Gebäude instandgesetzt und wieder in Betrieb genommen werden.

Sechs Jahre später, am 19. Februar 2016, zerstörte ein sogenannter Nachbruch zu diesem Erdfall mit einem Durchmesser von 20 Meter und einer Tiefe von 13 Meter Teile eines Verwaltungsgebäudes und einer Fahrzeughalle. Der Erdfall ist seitdem nicht verfüllt worden und die beschädigten Gebäude wurden aus der Nutzung genommen. Bei einem weiteren Nachbruch im März 2021 wurde der Erdfall nochmals seitlich erweitert, wodurch die verbleibenden Gebäude teilweise beschädigt wurden und in das Loch nachgestürzt sind.

Im Jahr 2010 "verschwand" ein Radlader im ersten Erdfall (Foto: nnz) Im Jahr 2010 "verschwand" ein Radlader im ersten Erdfall (Foto: nnz)
Die Stadt Nordhausen hatte als betroffene Gebietskörperschaft und mit Blick auf die sich abzeichnende dauerhafte Gefahrenlage um Priorisierung der Gefahrenabwehr bei den zuständigen Behörden gedrängt. Daraufhin wurde das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) tätig und veranlasste im Auftrag des zuständigen Ministeriums eine Untersuchung der geologischen Beschaffenheit des dortigen Untergrundes.

Dafür wurde zunächst eine Kernbohrung durch die gesamte Zechstein-Formation bis in eine Tiefe von 600 m ausgeführt. Ergänzend sind seismische Messungen entlang von sechs Bodenprofilen mit einer Gesamtlänge von 20 Kilometer geplant. Das beauftragte Unternehmen aus dem Kyffhäuserkreis war in den letzten Wochen des vergangenen Jahres im Bereich Salza unterwegs und brachte Messstellen ein.

Mit Hilfe der Bohrung erhoffen sich die Fachleute des Landesamtes Erkenntnisse, ob und in welcher Tiefe unterirdische Auslaugungsprozesse (Wegspülung von Sulfaten oder Salzen) stattfinden, die wiederum Rückschlüsse auf mögliche Gefährdungssituationen an der Erdoberfläche zulassen. Auf Grundlage der mit dem gesamten Projekt gewonnenen Daten und Erkenntnisse soll ein geologisches Strukturmodell entwickelt werden, also ein dreidimensionales Bild von der Beschaffenheit der geologischen Strukturen und Formationen im Untergrund. Das wiederum ist die Voraussetzung für die mögliche Sicherung und Sanierung des vom Erdfall unmittelbar betroffenen Areals in Nordhausen.

Ein Unternehmen aus dem sächsischen Schönheide führt die Bohrungen aus. Wann mit den Ergebnissen gerechnet werden kann, war aus dem Landratsamt nicht zu erfahren. Angekündigt war seitens des Landesamtes "je nach Bohrfortschritt zum Projektstand zu informieren und wenn möglich im Dezember 2022 einen Informationstag im temporären Kernlager durchzuführen", wie es in einer Mitteilung aus dem vergangenen Jahr hieß. Von einem Informationstag ist bis heute im Landratsamt nichts bekannt.
Peter-Stefan Greiner