Nordthüringer Volksbank:

"Wir sind eine solide Bank"

Mittwoch
28.12.2022, 16:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Es war auch für die Nordthüringer Volksbank ein überaus turbulentes Jahr, aber gerade deshalb war es wichtig, dass die genossenschaftliche Bank "immer schön auf dem Boden geblieben" ist. Wir sprachen mit Vorstand Peter Herbst...

Peter Herbst (Foto: nnz) Peter Herbst (Foto: nnz)
Peter Herbst ist mit "Leib und Seele" Banker, er hat schließlich auch nichts anderes gelernt. Er befindet sich mit einer 6 als erster Ziffer seiner Altersangabe in einer Situation, die dieser Generation eventuell das Siegel "historisch" verleihen könnte.

Ihm, dem Wessi, mit rund drei Jahrzehnten Ost-Erfahrung ausgestattet, fällt es zunehmend schwerer, die Prozesse der vergangenen 15 Jahre irgendwie rational und vernünftig einordnen zu können. Oder zu wollen? Über Finanzkrise, über Null-Zinsen, über Minus-Zinsen, über angebliche Fachkräfte, die von Bildungsträgern und Pädagogen mehrheitlich als Analphabeten geoutet wurden - über all diese Themen haben wir uns an Jahresenden unterhalten. Immer in der Hoffnung, dass es irgendwie vielleicht mal besser werden könnte. In diesem Land, das wir beide lieben und auf das wir beide - trotz geteilter Biographien - vielleicht immer noch stolz sind. Doch jetzt zeigte sich wie jedes Mal: schlimmer geht immer.

"Ich hätte nie gedacht, dass dieses Deutschland mal von einem Wirtschaftsminister regiert wird, der nicht weiß, was eine Insolvenz ist. Dass dieses Deutschland von einem Arbeitsminister regiert wird, der sich um nahezu alle Menschen kümmert, nur nicht um die, die arbeiten. Und von der Verteidigungsministerin will ich nicht reden, das verbietet mir mein Anstand."

So sieht momentan die innere Verfasstheit des Peter Herbst aus. Und trotzdem haben er, sein Vorstandskollege Schmidt und all die anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das "Volksbank-Schiff" durch so manchen Sturm gebracht. Haben es ertüchtigt, um nun - im Zuge einer Fusion mit einer anderen Bank - gestärkt zu sein. "Wir befinden uns mit den Kollegen der VR-Bank Weimar in sehr guten Gesprächen. Die sind nicht immer leicht, aber im Blick haben wir notwendige Synergieeffekte, die zu erreichen notwendig sind, um den Bürokratiewahn aus Frankfurt bewältigen zu können", sagt Peter Herbst.

Die Nordthüringer Volksbank hat im zurückliegenden Jahr nichts von ihrer Solidität eingebüßt, hat eine optimale Eigenkapitaldecke, konnte die Lohnkosten um 12 Prozent steigern, konnte die 3.000 Euro an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausschütten und wird auch im kommenden Jahr für die Region ein verlässlicher Partner vor und hinter dem Bankschalter bleiben.

Die Einlagen werden ein Plus verzeichnen, das Kreditgeschäft wird "verhaltener" sein. Vor allem der Bereich der privaten Immobilienfinanzierung ist betroffen und wird in den Folgemonaten weiter unter Druck geraten. Da wird laut Peter Herbst selbst vor Zwangsversteigerungen nicht Halt zu machen sein.

"Da nun die Pandemie offiziell vorbei ist, werden wir auch in unserem Alltag wieder zum Vernünftigen zurückkehren können. Ob dann noch alle Home-Office-Varianten notwendig sind, werden wir überprüfen. Eine Telefonkonferenz, bei der es nicht um Formeln oder naturwissenschaftliche Vorgänge, sondern um das Beraten von Strategien geht, die kann das konventionelle Meeting, bei dem man sich in die Augen sieht, nicht ersetzen", sagt Herbst.

"Ich bin gespannt, was in diesem Jahr so alles passieren wird. Eigentlich dachte ich in den zurückliegenden Jahren immer, dass ich alles erlebt habe, aber die Erfahrung besagt leider: Es kann immer noch eine neue Erfahrung draufgesetzt werden. Leider waren die bisherigen nicht immer positiv besetzt", sagt er zum Abschied mit seinem verschmitzten Lächeln.
Peter-Stefan Greiner