Ein Besuch im Katzenhaus am Bebel-Platz

Jede Hilfe ist willkommen

Sonnabend
24.12.2022, 17:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Vor Weihnachten ist die Hiflsbereitschaft der Menschen traditionell stärker ausgeprägt. Gemerkt hat man das auch wieder im Katzenhaus in Nordhausen. Gänzlich Sorgenfrei kann man dennoch nicht ins neue Jahr gehen, denn es fehlt vor allem an Katzenfreunden, die auch mit anpacken…

Ein Besuch im Katzenhaus (Foto: agl) Ein Besuch im Katzenhaus (Foto: agl)


Eine schmale Wendeltreppe führt im Katzenhaus am August-Bebel-Platz hinauf in das Refugium der Vierbeiner. Zwei Etagen stehen den Fellnasen zur Verfügung und jetzt, kurz vor dem Fest ist der Platz knapp. Am Treppenaufstieg stapelt sich das Futter, es wurde viel gespendet, neben Nahrung, Kratzbäumen und Spielzeug natürlich auch Geld. Jüngst hatte man zum Beispiel eine schöne Zuwendung von etwas über 400 Euro aus Steigerthal erhalten, die bei einem 81. Geburtstag einer immer noch umtriebigen Dame anstatt der Geschenke zusammengetragen wurden.

Beklagen kann sich Kevin Schmidt, der Vorsitzende des Vereins Tierschutz Nordhausen, in dieser Hinsicht kaum. Gerade die Geldspenden sind willkommener denn je, jetzt da die Tierarztkosten zum Teil um das dreifache gestiegen sind. „Woran es wirklich hakt, ist schlicht „manpower“. Wir sind 12 Ehrenamtler, da ist es mitunter schwierig alle Aufgaben abzudecken und häufig können wir nicht so schnell reagieren, wie wir das gerne würden“, erzählt Schmidt, der vor ein paar Jahren durch den Verlust eines geliebten Vierbeiners an den Verein kam, hier seine bessere Hälfte kennen lernte und seit einiger Zeit den Vorsitz führt.

Die tägliche Arbeit müsse man sich anders vorstellen, als in den eigenen vier Wänden, gibt er zu bedenken. Mit ein paar Streicheleinheiten, einem sauberen Katzenklo und einer Dose Katzenfutter ist es nicht getan. Rund 50 Tiere hat man im Haus zu versorgen, hinzu kommen drei „Pflegestellen“, in den privaten Räumen der Vereinsmitglieder. Einige Katzen sind nur temporär hier untergebracht, weil die Besitzer im Urlaub oder anderweitig verhindert sind. Das Angebot gehört gegen eine kleine Gebühr zum Hausservice, macht aber nicht den Hauptteil des Engagements aus.

Die meisten Tiere, die hier landen, wurden eingefangen. Manche dieser Katzen sind sehr jung oder sehr alt, manche schwer erkrankt und manche schlicht durch schlechte Haltung geschädigt. Es gibt Quarantäneräume, Wundversorgung, Spezialfutter und viel zu tun. „Die meisten Katzen kommen „von draußen“, das sind Streuner, Nachkommen von Tieren, um die man sich nicht ordentlich gekümmert hat. Im Mai ist Hochsaison, aber seit die Temperaturen merklich ansteigen, gibt es für die Tiere keine feste Paarungszeit mehr, sodass wir auch im Moment eine regelrechte Schwämme erleben und alle Hände voll zu tun haben.“

Kevin Schmidt ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Tierschutz Nordhausen (Foto: agl) Kevin Schmidt ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Vereins Tierschutz Nordhausen (Foto: agl)


Da kommt dann schon mal ein Anruf mitten in der Nacht mit der Bitte doch mal eben rauszufahren und 40 Tiere einzufangen. „Die Leute wissen oft nicht, das wir kein Eingreifdienst und nicht das Veterinäramt sind. Wir sind alle Ehrenamtler, Bufdis oder Ein-Euro-Jobber und können nicht immer in fünf Minuten losspringen. Wir helfen gerne, aber wir sind auch immer auf Mithilfe angewiesen.“, sagt Schmidt.

Immerhin, man hat über 30 Jahre Erfahrung und einen guten Stand in der Region. Als die Katzenschutzverordnung des Kreises geschrieben wurde, saß man direkt mit am Tisch. Das sei alles andere als selbstverständlich, ähnlich Einrichtungen an anderen Orten würden zum Teil ganz andere Erfahrungen machen. Neben dem Katzenhaus engagiert man sich auch für den generellen Tierschutz und nimmt Tipps und Hinweise entgegen, Hauptaufgabenfeld sind aber seit rund 12 Jahren die Katzen.

Wie man helfen kann
Möglichkeiten, den Tierfreunden unter die Arme zu greifen gibt es viele, auch ohne direkt Mitglied zu werden. Neben der klassischen Spende ist da zum einen die Tierpatenschaft. Für fünf Euro im Monat kann man Pate werden und so einem Kätzchen ganz konkret helfen. Im Haus am Bebel-Platz wird immer Unterstützung gesucht, wer Fahrten unternehmen oder bei Einfangaktionen aushelfen kann, ist ebenfalls gerne gesehen.

Und dann ist da freilich die Adoption. Die meisten Tiere bleiben sechs Monate im Haus und finden in dieser Zeit hoffentlich eine neue Bleibe. Bevor die Katzen „in gute Hände“ abgegeben werden, übernimmt der Verein Impfungen und Kastration. Ein vor Ort Besuch der neuen Besitzer ist zwingend nötig. „Es gibt leider Menschen, die keine Tiere haben sollten. Gerade in der Corona-Zeit haben sich viele recht blauäugig Tiere angeschafft, das trägt auch zur aktuellen Situation bei. Wir sehen uns die Adoptanten deswegen gut an. Außerdem muss es ja auch zwischen Mensch und Katze passen.“, erklärt der Vereinschef. Zu guter Letzt erhebt aus den bereits genannten Gründen auch eine „Schutzgebühr“ von rund 120,- Euro. Würde man die Tiere kostenlos weggeben, würde das Missbrauch nur fördern, so die Befürchtung.

Wer sich selber ein Bild machen möchte, der findet eine offenen Tür und sicher auch ein offenes Ohr zu den üblichen Öffnungszeiten. Dennoch sieht man es im Verein gerne, wenn sich Interessenten wie potentielle Unterstützer vorher telefonisch melden. Die nötigen Informationen dazu finden sich im Netz auf der Homepage des Vereins.

Angelo Glashagel