VdK: Zahl der Pflegebedürftigen bei knapp fünf Millionen

Pflegekollaps befürchtet

Freitag
23.12.2022, 10:02 Uhr
Autor:
red
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Neu erhobene Daten des Statistischen Bundesamts belegen: Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland ist erneut dramatisch gestiegen. Wie die Behörde heute mitteilt, wurden im Dezember 2021 insgesamt 4,96 Millionen Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad gezählt, das entspricht gegenüber dem Dezember 2019 einem Zuwachs von 20 Prozent...

Ebenfalls deutlich zugenommen hat der Prozentsatz derjenigen, die zu Hause gepflegt werden, während gleichzeitig die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen um drei Prozent zurückgegangen ist.

Nur noch ein Sechstel aller Pflegebedürftigen wird derzeit stationär versorgt; die große Mehrheit (84 Prozent) verbleibt in den eigenen vier Wänden. Ein Grund dafür sind die explodierenden Kosten: Lag der durchschnittliche Eigenanteil für einen Pflegeplatz 2017 noch bei 1691 Euro im Monat, mussten Pflegebedürftige im Juli dieses Jahres bereits im Schnitt 2248 Euro monatlich bezahlen. „Wir nehmen diese Zahlen sehr ernst“, sagt der Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Hessen-Thüringen, Paul Weimann: „Gleichzeitig fühlen wir uns bestätigt – sowohl darin, dass wir die häusliche Pflege zu unserem Schwerpunkt für dieses Jahr ernannt haben, als auch in unserer Warnung vor einem drohenden Pflegekollaps.“

Seit Jahren macht der VdK auf die schwierige Situation der pflegenden Angehörigen aufmerksam und kritisiert, dass sie mit der Verantwortung und den Herausforderungen des Pflegealltags allzu oft alleingelassen werden. „Es fehlt an Beratung, es fehlt an Begleitung und es fehlt an Angeboten zu ihrer Entlastung“, sagt Weimann. „Deshalb müssen in Thüringen in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Pflegestützpunkte eingerichtet werden und die in Hessen bestehenden Anlauf- und Beratungsstellen ausgebaut und in ihrem Angebot erweitert werden.“

Der VdK fordert außerdem, dass die Bundesregierung die bereits für 2021 versprochene Erhöhung des Pflegegelds in die Tat umsetzt. Auch müssen Regelungen gefunden werden, die es Angehörigen leichter machen, Pflege und Beruf miteinander zu vereinbaren. „Pflege darf nicht arm machen“, so Paul Weimann. „Wenn wir die Millionen von pflegenden Angehörigen nicht endlich besser unterstützen, besteht die Gefahr, dass der mit Abstand größte Pflegedienst in Deutschland aus Überlastung und Erschöpfung den Dienst quittiert.“