Um bürgernahe Versorgung weiter zu gewährleisten:

Gemeinsamer Protest der ambulanten Leistungsträger

Mittwoch
14.12.2022, 15:44 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mehr als 600 Ärzte, Psychotherapeuten, Zahnärzte und Apotheker haben heute vor dem Thüringer Landtag in Erfurt gegen den Abbau der ambulanten Versorgung protestiert. Sie sehen die wohnortnahe Versorgung der Bürgerinnen und Bürger durch einen Sparkurs von Politik und Krankenkassen sowie durch Überlastung unnötiger Bürokratie bedroht...

Zum Protest aufgerufen hatten die fachärztlichen und zahnärztlichen Berufsverbände Thüringens sowie der Thüringer Apothekerverband. Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen und die Landesapothekerkammer Thüringen unterstützen das Ansinnen.

Hintergrund
Die ambulante Gesundheitsversorgung der Menschen in Thüringen ist zunehmend gefährdet. Die im GKV-Finanzstabilisierungsgesetz vorgesehenen Einsparungen im ambulanten Versorgungsbereich werden weitreichende Folgen für Patientinnen und Patienten haben. Entzieht man den in der Versorgung engagierten Ärzten, Psychotherapeuten und Apotheken die Mittel, kann die ambulante Gesundheitsversorgung nicht aufrechterhalten werden.

Arztpraxen und Apotheken müssen weiter lebensfähig bleiben, denn sie sind Arbeitgeber für viele Menschen in Thüringen, die ihre Existenz auch bei steigenden Energiepreisen und Lebenshaltungskosten sichern wollen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass Kliniken und große Industriebetriebe durch Milliardensummen unterstützt werden, in der basalen Gesundheitsversorgung jedoch gespart wird.

Statements von Teilnehmern des Protestes
Dr. Sabine Köhler, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in Jena: „Die fehlende Wertschätzung der Politik macht die Sparrunden, die die Krankenkassen den Ärzten anbieten, salonfähig.“

Dr. Denise Lundershausen, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin in Erfurt: „Wir fordern Respekt, ein Ende der Sparpolitik und echte finanzielle Unterstützung für die ambulante Versorgung der PatientInnen in Thüringen.“

Stefan Fink, Apotheker in Weimar: „Als Heilberufler sind wir entsetzt über die aktuellen Entwicklungen in der Gesundheitspolitik. Kostensparzwänge und Bürokratieauflagen machen die Versorgung der Patientinnen und Patienten in der Fläche immer schwieriger.“

Dr. Ulf Zitterbart, Facharzt für Allgemeinmedizin in Kranichfeld: „100.000 Bürger*innen des Freistaates finden in ihrer Nähe keine Praxis für Allgemeinmedizin. Konzepte gegen diesen Mangel dürfen nicht in den Schubladen liegen bleiben.“

Dr. Knut Karst, Zahnarzt in Ilmenau: „Zahnärztemangel kommt nach Thüringen! Wenn sich die Rahmenbedingungen mit neu angeordneter aufwendiger digitaler Bürokratie und nun limitierter Honorierung fortsetzen, werden wir verstärkt eine Abwanderung der Kollegen und Kolleginnen in die vorgezogene Rente sehen. Weil aktuell 26 Kollegen keinen Nachfolger gefunden haben, stehen ab dem 1. Januar 16.000 Patienten in Thüringen ohne Zahnarzt da. Wir brauchen ein Bekenntnis zu ambulanten Strukturen und ein gemeinsames Handeln aller Akteure.“