Bilanz eines Jahres City-Management in Bad Langensalza

Die ersten Hürden sind überwunden

Donnerstag
08.12.2022, 07:39 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Als wir im Frühjahr die neue City-Managerin Bad Langensalzas, Sandra Czerniak, nach ihren Zielen befragten, erhielten wir klare Antworten mit strategischen Zielen. Was ist ein halbes Jahr später davon umgesetzt worden? Die uhz online hat nachgefragt …

City-Managerin Sandra Czerniak im Frühjahr bei der Putzaktion um die Trophäe "Goldene Kehrschaufel" (Foto: uhz-Archiv) City-Managerin Sandra Czerniak im Frühjahr bei der Putzaktion um die Trophäe "Goldene Kehrschaufel" (Foto: uhz-Archiv)

Inzwischen sind die großen Öffentlichkeitsaktionen und Stadtfeste vom Kirschblütenfest bis zum Pfefferkuchenmarkt Geschichte, vor dem Fenster des City-Managements werden die finalen Handgriffe an die Weihnachtsmarkt-Stände gelegt und die Kurstadt hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Unvorhersehbare Verunsicherungen in der Energieversorgung führten zu exorbitanten Preissteigerungen im Zuge des Ukrainekriegs. Eine in den letzten Jahrzehnten beispiellose Inflation drückte die allgemeine Stimmung. Davon lässt sich Sandra Czerniak jedoch nicht unterkriegen. „Wir konnten vieles von dem umsetzen, was wir uns vorgenommen haben“, resümiert sie das Jahr positiv. „Wir sind in der Netzwerkarbeit weiter vorangekommen, jetzt in mehreren Verbänden und Portalen gelistet, haben viele neue Kontakte mit Händlern, Städten und Verbänden aufgenommen und konnten uns als Stadt gut präsentieren.“ Nicht zufrieden ist sie mit dem Ausschöpfen von Fördermöglichkeiten in ihrem Bereich. „Das ist in Thüringen relativ kompliziert, weil drei Ministerien für den Bereich Stadtmarketing und - entwicklung zuständig sind und es schwierig ist, hier sinnvolle Pakete zu schnüren.“ Die City-Managerin hat über das Jahr die Ängste der Einzelhändler zu spüren bekommen, von denen viele nicht wissen, wie es angesichts der Preisentwicklungen weitergehen soll. „Besonders die inhabergeführten kleinen Läden haben Problem und sind verunsichert.“ In der Bekämpfung des Leerstandes von Verkaufsflächen sieht Sandra Czerniak die größten Defizite ihrer Arbeit, obwohl auch hier mit der Ansiedlung des Fahrradladens „Salza-Bike“ und des Bestattungshauses „FeinsLiebchen“ wieder Ladenräume belebt wurden. Für das Frühjahr 2023 hat sich ein Herren-Ausstatter auf der Marktstraße als neuer Mieter angesagt. Leider wird es zum Jahresende aber auch zu Geschäftsschließungen kommen, die das Blumenhaus Grimm am Kornmarkt und wahrscheinlich den Asia-Shop in der Rathausstraße betreffen. Hoffnungsvoll scheint dagegen die Neuvermietung des derzeit leerstehenden Aschara-Geschäfts, für das sich ein Gastronom interessiert, der dort asiatische Küche anbieten will.

Nach wie vor gestaltet sich das Leerstandsmanagement schwierig, räumt die City-Managerin ein, unter anderem auch deshalb, weil eine Übersicht der Objekte für Interessenten fehlt. Da kann die neu aufgesetzte Homepage des City-Managements Abhilfe schaffen, die Anfang nächsten Jahres online gehen und viele Aspekte dieser Problematik beleuchten wird. Eine eigene Website war ebenso erklärtes Jahresziel wie die Umsetzung einer Bad Langensalza Card, die seit wenigen Tagen erhältlich ist. „Das ist wahnsinnig gut angelaufen“, sieht Czerniak ihre intensiven und zeitaufwendigen Bemühungen um dieses Marketing-Instrument belohnt. „Die Menschen haben Schlange gestanden für die ersten ausgegebenen Karten und schon am ersten Tag wurden über einhundert verkauft. Inzwischen sind es schon 36 Akzeptanzstellen, die sich beteiligen.“ Neben den 30 zum Start verfügbaren Partnern sind nun auch der Naturkostladen „nah-pur“, Klein&Mein, die Salza Buchhandlung, der Baumarkt Wesch, Optiker Deubner und Foto Jadke Mitglieder der Karten-Aktion. Alle mit der Karte eingespielten Euros seien „Geld, das nicht mehr aus der Region abgezogen werden könne“, verweist Sandra Czerniak auf den Nutzen für die beteiligten örtlichen Händler. „Wir haben mit der Karte Fakten geschaffen, sie eingeführt und gleichzeitig beworben. Jetzt kommen immer mehr Akteure hinzu, die sich beteiligen wollen, was die Attraktivität der Karten weiter erhöht“, blickt sie optimistisch voraus. Viele Betriebe, wie beispielsweise auch die Stadtverwaltung, prüften derzeit, ob sie die möglichen steuerfreien Sachausgaben von 50 Euro pro Arbeitnehmer in die Karte stecken können. „Das wäre natürlich toll“, hofft die Managerin auf eine Umsetzung der Idee, die auch in der Stadtverwaltung gerade erwogen wird. Um auf die angestrebten 50 Akzeptanzstellen zu kommen, lässt Sandra Czerniak nichts unversucht und wird deshalb auch einen der Weihnachtsmarktstände besetzen, in dem die als Weihnachtsgeschenk bestens geeignete Karte in den nächsten vier Tagen angeboten wird.

Als einen weiteren großen Erfolg verbucht sie die vier durchgeführten Zukunftswerkstätten mit den zwei themenbezogenen Workshops zur Stadtentwicklung, die mit Verwaltungsangestellten und Vertretern der Wirtschaft und Gesellschaft durchgeführt wurden. Hinzu kam eine Befragungsaktion unter Kindern und Jugendlichen zu deren Vorstellungen für die Zukunft ihrer Stadt. Die Umfrage erreichte einen guten Rücklauf, so dass insgesamt 300 Antwortbögen ausgewertet werden können. Die Ergebnisse will das City-Management im Februar in einer Auswertung vorstellen. Gleichzeitig soll die neue Homepage an den Start gehen, auf der das ganze Projekt dargestellt ist. Es gehe um nichts weniger als einen Leitbild-Prozess, der die Weichen für das Bad Langensalza der Zukunft stellen soll, erklärt Sandra Czerniak.

Feste gefeiert werden dann sicherlich weiterhin, wozu die verkaufsoffenen Sonntage gehören. Mit denen des ablaufenden Jahres war die City-Managerin zufrieden, hob aber das Grüne Innenstadtfest und den eben erst gelaufenen Pfefferkuchen- und Stollenmarkt noch extra hervor. „Ich bin immer wieder glücklich darüber, wie begeistert die Bad Langensalzaer von vielen öffentlichen Aktionen und Festen sind“, umreißt Sandra Czerniak die Motivation für ihre Arbeit. Die Grundlagen für weitere Erfolge sind in diesem Jahr gelegt worden, nun sollen in 2023 die nächsten Stufen der Stadtentwicklung erklommen werden.
Olaf Schulze