Im Gespräch mit THomas seeber:

Alles andere als normal...

Montag
05.12.2022, 08:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Die Gespräche mit den Vorstandsvorsitzenden der Nordhäuser Kreissparkasse haben in der nnz Tradition. In der vorigen Woche stand das 20. Gespräch im Terminkalender. Es war das erste mit dem Neuen an der Spitze des Geldhauses…

Thomas Seeber (Foto: nnz) Thomas Seeber (Foto: nnz)
Seit dem Frühjahr hat Thomas Seeber, gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Jan Oberbüchler das Sagen am Nordhäuser Kornmarkt. Aber er ist die Nummer 1, er führt und er verantwortet. Er hat diese Verantwortung gewollt und der Landkreis Nordhausen hat sie ihm auch übertragen.

Der 51jährige hat die Leitung in einem Jahr übernommen, das im Hinblick auf “Corona & Co.” zwar etwas ruhiger geworden ist, dennoch spricht Seeber rückblickend von einem verrückten Jahr. Instabile Lieferketten für die Unternehmen, die direkten und indirekten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf nahezu alle Menschen, die sich anbahnenden Handelskonflikte mit China - all das schafft Unsicherheiten, die man sich als Banker nicht unbedingt wünscht.

Dass sich aus dieser Gemengelage nicht unbedingt eine gewisse Sicherheit im künftigen Handeln ableiten lässt, ist nachvollziehbar. Aber genau das ist das Problem bei der Prognose für das kommende Jahr. Wie wird sich die oben genannte Situation auf die Planungen des Kreditinstitutes auswirken? “Wir gingen vor einem Jahr noch felsenfest davon aus, dass die niedrigen Zinsen Bestand haben werden, dass die EZB, wenn überhaupt, ganz fein und sensibel an der Schraube drehen wird. Genau das Gegenteil war jedoch der Fall”, blickt Seeber zurück.

Im Allgemeinen, vor allem bei den Sparern, wurde das Handeln der europäischen Notenbanker gut geheißen, doch die Kunden der Kreissparkasse, die endlich ihre eigenen vier Wände errichten wollten, die hatten nun ein Problem: “Im Januar hatten wir in der Immobilienfinanzierung ein Zinsniveau bei zehnjähriger Laufzeit von teilweise unter einem Prozent, jetzt liegen wir bei vier Prozent”, beschreibt der Sparkassenchef die Situation. Sie zwingt viele Interessenten zur Zurückhaltung bei ihrem Immobilienprojekt. Aber es ist nicht nur die Finanzierung, es sind die bereits angesprochenen Lieferketten, die gestiegenen und weiter steigenden Baupreise, aber es ist auch die Unsicherheit mancher Arbeitsplätze. “Da ist es richtig, wenn unsere Kunden vorsichtiger werden, die Zurückhaltung der Kunden ist genau die richtige Entscheidung in dieser Situation”, sagt Thomas Seeber.
In diesem ersten Jahr als Chef am Kornmarkt wurde die Digitalisierung nach innen und außen weiter vorangetrieben. Wie in vielen Bereichen des öffentlichen Dienstes üblich und kontinuierlich wahrnehmbar, ist das in der Kreissparkasse keine leere Worthülse, sondern eine Voraussetzung, um interne Prozesse noch effizienter zu gestalten. Sie ist aber auch Grundlage, um sich bei Home-Office nicht als Nebenwirkung von Corona zu erinnern, sondern auch hier die Potentiale weiter zu nutzen. “Für uns als Sparkasse ist das Home Office als Trend bei den Mitarbeitern zu beobachten, der sich in zunehmender Zufriedenheit mit ihrer Tätigkeit und natürlich auch in der Qualität der Arbeit niederschlägt”, so Seeber im Gespräch mit der nnz.

Digitalisierung wird es aber auch nach außen weiterhin verstärkt geben. Seeber erinnert hierbei an die Sparkassen-App (mehrfacher Testsieger), die - mit intelligenten Funktionen ausgestattet - weiter an Bedeutung gewinnen werde. All das werde aber nicht den Grundgedanken der Filiale vor Ort ersetzen können. Nur: Es wird zunehmend eine Verschiebung geben, die Filiale wird nicht mehr der Ort der Überweisung sein, sondern der Ort der persönlichen Beratung zu ganz speziellen Anliegen der Kunden. “Ich beobachte diesen Prozess natürlich seit vielen Jahren und will hier noch einmal deutlich ausdrücken: Nicht wir als Sparkasse haben diese Richtung dem Kunden vorgegeben, sondern wir reagieren auf das veränderte Verhalten unserer Kunden. Auch in Zukunft wird es neben dem Verzügen des Online-Bankings die Möglichkeit des Filialbesuchs oder eben auch der telefonischen Beratung durch das Team unseres Service-Centers geben, das wir im kommenden Jahr weiter personell aufstocken wollen”, blickt der Vorstandsvorsitzende voraus.

Neben dem Ausbau der digitalen Dienstleistungen für den privaten Kunden, soll am weiteren Ausbau des Firmenkundenportals gearbeitet werden. Im nächsten Jahr sollen weitere Möglichkeiten des Freischaltens sowie die Multibankenfähigkeit hinzu kommen. Allesamt neue Möglichkeiten, die zum Teil auch auf Forderungen und Erwartungen der Sparkassenkunden basieren. Sowohl die Firmen- als auch die Privatkunden sind mit der Kreissparkasse nahezu rundum zufrieden. “Das wurde uns als Ergebnis einer repräsentativen Befragung in diesem Jahr erneut bestätigt. Das macht meinen Vorstandskollegen und mich sehr stolz, ist aber auch Ansporn, diesen eingeschlagenen Weg kontinuierlich weiterzugehen. Wir werden nicht nur in Technik, sondern auch weiter in das Personal investieren und suchen jetzt schon Fachkräfte im IT-Bereich oder zum Beispiel im Risiko-Controlling. Darüber hinaus konnten in diesem Jahr wieder fünf junge Menschen ihre Ausbildung in der Kreissparkasse Nordhausen beginnen”, sagt Thomas Seeber.

Am Ende unseres Gespräches will der Sparkassen-Chef noch eine Botschaft den Lesern der nnz mit auf den Weg geben. “Ich bitte unsere Kunden dringend um Wachsamkeit, denn die Intensität der Betrugsversuche ist in den vergangenen Jahren leider nicht zurückgegangen. Das Gegenteil ist eher der Fall. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden am Telefon niemals Passwörter, Zugangsdaten, PIN oder andere Zugangsberechtigungen abfragen. Auch die Virenscanner sollten immer aktuell sein. Die entsprechenden Programme gibt es in einer ordentlichen Grundausstattung bereits zum Nulltarif. Oder in die analoge Welt verlagert: Was nutzt mir ein tolles Schloss, wenn ich die Eingangstür zur Wohnung oder zum Haus offen lasse.”

Thomas Seeber ist sich sicher, dass die Kreissparkasse, die seit der Ausbildung seine berufliche Heimat ist, auch weiterhin ein verlässlicher Partner der Region und ihrer Menschen sein wird. Sicher ist aber auch, dass der diesjährige Neujahrsempfang nicht an gewohnter Stelle stattfinden werde, denn das Nordhäuser Theater ist eine einzige Baustelle. Insofern gibt es auch in dieser Hinsicht keinen Stillstand und täglich neue Herausforderungen. Und passt in diese bewegte Zeit.
Peter-Stefan Greiner