Dezentrale Treckerkundgebung in Bad Langensallza

Bauernproteste zum Umgang mit öffentlichen Flächen

Mittwoch
23.11.2022, 14:43 Uhr
Autor
red
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Mit Bannern, Traktoren und Schubkarren fordern Bauern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) am Freitagvormittag in sieben Thüringer Städten eine transparente, faire und gemeinwohlorientierte Verpachtung von landwirtschaftlichen Flächen im Eigentum von Kommunen. Auch in Bad Langensalza werden die Trecker erwartet …

Die bundesweite dezentrale Trecker-Demo erreicht am Freitag um 10.30 Uhr die Kurstadt, wo vor dem Rathaus in Bad Langensalza die Forderungen und gewünschten Verpachtingskriterien der Landwirte an Bürgermeister Matthias Reinz übergeben werden sollen. „Öffentliches Land sollte auch öffentlichen Interessen zu gute kommen und nicht nach Höchstpreis an den Meistbietenden vergeben werden. Durch das bisherige Vergabeverfahren werden systematisch kapitalintensive Holdings und Agrarinvestoren gestärkt. Aufgabe einer Kommune sollte es allerdings sein, die Landwirte vor Ort zu unterstützen und die Flächen an Betriebe zu verpachten, welche innerhalb der Gemeinde einen besonderen Mehrwert im Sinne des Gemeinwohls erbringen“, sagte Reiko Wöllert von der AbL, der auch am Freitag auf der Kundgebung sprechen wird.

Hintergrundinformationen zum Bodenmarkt
Die Pacht- und Verkaufspreise für landwirtschaftliche Flächen sind in den letzten Jahren enorm angestiegen. Lag der durchschnittliche Pachtpreis für einen Hektar Agrarland im Jahre 2007 noch bei 183 Euro, stieg dieser bis 2016 auf 288 Euro (Quelle: Destatis). Pachtpreise sind daher so relevant für Bäuerinnen und Bauern, da sie deutschlandweit nur etwa 40 Prozent ihrer bewirtschafteten Fläche im Eigentum besitzen.

Der Anstieg der Kaufpreise für landwirtschaftliche Flächen in Deutschland gestaltete sich noch extremer. Kostete ein Hektar Agrarland im Jahr 2007 durchschnittlich 9.205 Euro, waren es 2017 bereits etwa 24.000 Euro (Zahlen des Statistischen Bundesamtes). Die gestiegenen Kauf- und Pachtpreise sind einer der Gründe, weshalb in Deutschland zwischen 2010 und 2020 über 35.000 landwirtschaftliche Betriebe aufgaben.

Dementsprechend nahm die Konzentration des Bodenbesitzes im selben Zeitraum zu, vor allem in Ostdeutschland. Das Thünen-Institut schätzt, dass 2017 etwa 14 Prozent aller GmbHs und Genossenschaften Ostdeutschlands in Händen außerlandwirtschaftlicher Investoren lag – Tendenz steigend. „Es zeigt sich: Landgrabbing ist nicht nur ein Phänomen des Globalen Süden, es findet auch direkt vor unserer Haustüre in Deutschland statt. Während kapitalstarke (Groß-)Betriebe wachsen, die ihr Land in der Regel agrarindustriell bewirtschaften, fällt es bäuerlichen Betrieben zunehmend schwerer, an Land zu kommen bzw. ihr Land zu sichern. Gleichzeitig erschweren die steigenden Landpreise und der Druck auf den Bodenmarkt Junglandwirten – gerade ohne Erbland – an Land zu kommen und eigene Betriebe zu gründen. Der lang ersehnte Nachwuchs in der Landwirtschaft bleibt auch deshalb aus“, heißt es in einer Erklärung der AbL.