Die Stiftung für Bären war zu Gast bei der staatlichen Naturschutzbehörde und dem Umweltministerium der Slowakei. Im Rahmen des Wissens- und Erfahrungsaustausches besuchte im September eine slowakische Delegation bereits das Wildtierrefugium der Stiftung im Schwarzwald...
Bernd Nonnenmacher, Geschäftsführer der Stiftung für Bären, reiste vom 14.-18. November 2022 in die Slowakei, um eine internationale Zusammenarbeit in Sachen Wildtiermanagement zu vertiefen. Ziel war ein Erfahrungs- und Wissensaustausch. Vor Ort erhielt Nonnenmacher unter anderem Einblicke in effektiven Herdenschutz und die Arbeit eines Einsatzteams für freilebende Bären.
Im Gegenzug machte Nonnenmacher die slowakischen Behörden mit der Arbeitsweise der Stiftung für Bären Wildtier- und Artenschutz bekannt. Allen voran der Bau und der Unterhalt von Wildtierrefugien stand hierbei im Fokus. In der Slowakei soll ein Schutzzentrum nach Vorbild der Alternativen Bärenparks der Stiftung entstehen.
"Diese Zusammenarbeit ist ein wichtiger und wegweisender Schritt für die Zukunft zwischen Mensch und Wildtier in Europa. Wir sind dankbar, Teil jener Kooperation zu sein.", sagt Geschäftsführer Bernd Nonnenmacher.
Bär, Wolf und Luchs sind in der slowakischen, freien Wildbahn gut etabliert. Der Umgang mit den Beutegreifern läuft auf professioneller Ebene, es gibt ein Bäreneinsatzteam. Eine Auffangstation für Wildtiere mit verhaltensgerechtem Charakter gibt es allerdings nicht.
In Deutschland hingegen existieren mit den beiden Einrichtungen der Stiftung für Bären -Wildtier- und Artenschutz innovative Schutzzentren. Daher kam die Idee einer Kooperation zustande. Bereits Anfang September besuchte eine slowakische Delegation, bestehend aus Vertreter_Innen der staatlichen Naturschutzbehörde und dem Umweltministerium, den Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald. Nun reiste im Gegenzug die Stiftung für Bären, vertreten durch Bernd Nonnenmacher, in die Slowakei, um vor Ort Einblicke in den praktischen Umgang - allen voran Wildbären – zu erhalten. Allein mit dem etablieren von bärensicheren Mülltonnen konnten Zwischenfälle mit Bären in der Slowakei um 2/3 reduziert werden.
Bäreneinsatzteam und Herdenschutz
Um bei Zwischenfällen mit Wildbären schnell und effektiv handeln und somit Konflikte reduzieren zu können, gibt es in der Slowakei ein staatliches Einsatzteam. Gut ausgerüstet und erfahren steht die Task Force 24 Stunden in Alarmbereitschaft. Ein Vorbild auch für Deutschland. Nicht nur im Bereich Bären, sondern auch in puncto Einfangen und Besendern von Wolf und Luchs sieht Nonnenmacher großes Potential für ein vergleichbares Team in der Bundesrepublik.
Neben der Wirkungsweise einer staatlichen Task Force konnte sich Nonnenmacher ebenfalls vom effektiven Herdenschutz eines Schäfers überzeugen. Vlado Ondrik schützt seine circa 1000 Schafe mit 60 Herdenschutzhunden. Seit dem Einsatz der Kangals hat der Tierhalter nahezu keinen Schaden mehr erfahren. Selbst Angriffe von Bären wurden erfolgreich abgewehrt. Dabei haben weder Mensch noch Hund besonderes Training oder eine Ausbildung erfahren. Die tierischen Beschützer funktionieren autark.
Vor dem Generaldirektor Dušan Karaska und anderen Vertretern der staatlichen Naturschutzbehörde referierte Bernd Nonnenmacher über Entstehung, Unterhalt und Erfahrung von verhaltensgerechten Anlagen für Wildtiere. In einem 760 Hektar großen Gebiet in der hohen Tatra soll eine Auffangstation für verletzte, verwaiste oder auffällige Wildtiere entstehen. Nonnenmacher begutachtete das Areal mit dem Resultat, dass es sich hervorragend für das geplante Vorhaben eigne.
Die Exkursion in die Slowakei war ein weiterer, wichtiger Schritt für eine internationale Zusammenarbeit im Bereich Wildtiermanagement. Die Stiftung für Bären -Wildtier- und Artenschutz bedankt sich daher ganz herzlich bei den slowakischen Kolleginnen und Kollegen:
- Dr. Dušan Karaska – Generaldirektor Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei
- Dr. Michaela Skuban – Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei
- Andrej Švec - Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei
- Michál Haring - Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei [Bäreneinsatzteam Nord]
- Dr. Slavomír Fio - Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei
- Štefan Reno - Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei [Bäreneinsatzteam Süd]
- Pavol Majko - Direktor des Nationalparks Hohe Tatra
- Jaroslav Slaštán - Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei [Bäreneinsatzteam Süd]
- Andrej Vojtas - Staatliche Naturschutzbehörde Slowakei [Bäreneinsatzteam Süd]
- Vlado Ondrik - Schafbetrieb in Orava
- Šimon Kertys - Landschaftsschutzgebiet Horna Orava