Windkraft im Wald

Natur- und Klimaschutz nicht gegeneinander ausspielen

Donnerstag
10.11.2022, 11:21 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Pläne zur "Windkraft im Wald" gibt es schon seit mehreren Jahren. Wie wichtig aber der Wald für die Gesellschaft seien, zeige der Zustand der Wälder und die damit verbundenen Auswirkungen, kritisiert der Gemeinde- und Städtebund in Person von Stephan Klante...

Auf der Internetseite des Bundeamtes für Naturschutz werden umfangreich die Funktionen und Leistungen des Waldes dargestellt. Wir alle wissen, wie wertvoll der Wald für Umwelt und Klima ist.

Die abschließende Aufzählung des Bundesamtes für Naturschutz lautet:

  • Lebensraum für Pflanzen und Tiere: Ohne die Vielfalt im Wald wären die meisten der nachfolgend genannten Funktionen nicht zu erfüllen
  • Rohstofflieferant: Wälder liefern Holz, das sehr vielseitig einsetzbar ist
  • Klimaregulation: Wälder beeinflussen das Klima klein- und großräumig, vor allem, indem sie den Wasserkreislauf beeinflussen sowie die Reflexion der Sonnenenergie, den Wind und den Kohlenstoffkreislauf – Wälder sind wichtige Kohlenstoffspeicher
  • Wasserspeicher und -filter: Bäume und Waldboden halten Niederschläge zurück und filtern das Wasser. So tragen sie zum Hochwasserschutz bei und zur Bildung sauberen Grundwassers
  • Schutz vor Erosion: Die Pflanzen des Waldes und ihre Wurzeln schützen vor Steinschlag und Lawinen, und sie verhindern, dass Erdboden fortgespült wird
  • Verbesserung von Luftqualität und regionalem Klima: Wälder filtern Staub und Schadstoffe aus der Luft, produzieren Sauerstoff und wirken ausgleichend auf das Klima
  • Lärmschutz: Die Vegetation kann Lärm von Siedlungen fernhalten
  • Erholung: Wälder sind Orte für Erholung, Bildung und Naturerlebnis.*


Kurzum, „Erhalt, Schutz und Wiederherstellung einzigartiger Lebensräume Wälder sind nicht nur Holzlieferanten. Zuallererst sind sie wertvolle Lebensräume für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus haben sie wertvolle Funktionen für den Wasserhaushalt, das Klima und unsere Erholung.“**

Bei dieser Aufzählung ist die Energiegewinnung mittels Windkraft nicht enthalten. Uns allen ist bewusst, dass Energiesicherheit ein äußerst wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Aber das Erhalten von Wäldern mit all seiner Funktion dürfte dem übergeordnet sein. Allein für den Erhalt des Grundwassers und der damit einhergehenden Trinkwasserversorgung, nimmt die Funktion des Waldes eine überragende Stellung ein. Aus diesem Grund gilt es sorgsam und mit allen Fakten abzuwägen, ob die Energiegewinnung allem anderen Interessen übergeordnet realisiert werden sollte.

Ein weiterer, nicht unwesentlicher Fakt stellt der Vertrauensschutz in politische Entscheidungen und Gesetze dar. Der Großteil der Wälder ist in den vergangenen Jahren mit Schutzgebieten und zum Beispiel Naturparkverordnungen geschützt worden. Gerade in Bezug auf letztere ist ein wesentlicher Bestandsteil das Verbot von Windkraftnutzung im Wald. Ein Aspekt der letzten Endes, aufgrund der Beteiligungsprozesse mit den Bürgern, dort Einfluss fand. Diese Verordnungen müssten im Wesenskern geändert oder gar aufgehoben werden, da der Aufbau von Windenergieanlagen auch eine gewisse Infrastruktur bedingt. Für die Bürger in den betroffenen Gebieten bedeutet dies den Verlust von Vertrauen in die Beständigkeit politischer Entscheidungen.

Die Abwägung dieser widerstreitenden Aspekte, sollte sorgsam und auf langfristig ausgerichtete Aspekte erfolgen. Aber es handelt sich hierbei um eine Abwägung bezüglich der Einflüsse auf imaginäre Grundbedürfnisse. Uns ist durchaus bewusst, dass die Energiekrise unser Land vor große Herausforderungen stellt. Klimaschutz ist einer der herausforderndsten Aufgaben für die Bürger und Kommunen in diesem Jahrhundert. Im Beteiligungsprozess zur Thüringer Klimaschutzstrategie hat der Gemeinde- und Städtebund, Kreisverband Nordhausen, schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass Natur und Klimaschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft in Naturräumen sollte begrenzt werden. Stattdessen sollte der Fokus der Energiegewinnung auf versiegelten Flächen, wie beispielsweise auf Parkplätzen sowie Dächern und deren Speicherung in Zeiten von Überschussenergie liegen. Ein Ansatz, der im Rahmen von gesetzlichen Alternativen, bis jetzt nicht verfolgt wurde.

Stephan Klante
Gemeinde Städtebund
Kreisverband Nordhausen


* https://www.umwelt-im-unterricht.de/wochenthemen/das-leisten-die-waelder
**https://www.bmuv.de/themen/naturschutz-artenvielfalt/naturschutz-biologische-vielfalt/waelder