Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur:

Der 9. November 1989 – Ein Tag der Erinnerung

Mittwoch
09.11.2022, 07:25 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Anlässlich des heutigen Tages des Mauerfalls am 9. November 1989, äußert sich der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi...

Der „9. November“ steht in der deutschen Geschichte des 20 Jahrhunderts, wie kaum ein anderes Datum für Veränderungen, Gewalt, Freiheit und gesellschaftliche Traumata. Dieser „Schicksalstag“ symbolisiert die Hoffnungen vieler Deutscher bei der der Ausrufung der Weimarer Republik oder dem Fall der Berliner Mauer genauso, wie die Verbrechen des Nationalsozialismus. Der 9. November 1989 ist ein Tag, an dem sich für Viele, vieles in ihrem Leben veränderte. Mit der Öffnung der „Mauer“, begann eine rasante Zeit der Veränderung. Die Tage der DDR waren gezählt. Die Bürger wollten eine DDR ohne Stasi und SED-Regime. In den Wochen nach der Maueröffnung wurden von mutigen Bürgerinnen und Bürgern die Stasizentralen besetzt und die Akten für die Nachwelt gesichert. „Runde Tische" sicherten 1989/90 den friedlichen Übergang von einer Diktatur in eine Demokratie und Wiedervereinigung.

„Das SED-Unrecht als solches zu benennen, war während und nach der Friedlichen Revolution von 1989/90 für viele Ostdeutsche eine Befreiung. Der 9. November 1989 steht exemplarisch für diese Selbstermächtigung. In einer Zeit der schnellen Veränderungen, haben Menschen in kürzester Zeit unglaubliches geleistet und die Grundlage für Demokratie und Wohlstand gelegt. Dabei dürfen wir aber diejenigen nicht vergessen, die bis heute unter den Auswirkungen der SED-Diktatur leiden.“ so der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Dr. Peter Wurschi.

Auch 33 Jahre nach der Friedlichen Revolution, sind für viele Ostdeutsche die Erfahrungen in der SED-Diktatur mit einem Trauma besetzt. Sie leiden unter den dramatischen Erlebnissen in der Haft, durch Zersetzung in der DDR oder unter der ungeklärten Schicksalsaufklärung seitdem. Bei anderen aktivieren aktuelle Erlebnisse, die traumatischen Erinnerungen erneut und bringen Sie an ihre persönlichen Grenzen. Die Beraterinnen und Berater des Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützen seit vielen Jahren Opfer der SED-Diktatur bei der Bewältigung dieser Erfahrungen.

Bei einer Fachtagung am 18. und 19. November 2022 im Thüringer Landtag, sollen neue Erkenntnisse im kommunikativen Umgang mit traumatisierten Opfern der SED-Diktatur diskutiert werden. Wie lassen sich beispielsweise, für Betroffene Wege aus der erlebten Sprachlosigkeit gegenüber staatlichen Institutionen finden? Welche Möglichkeiten haben Beraterinnen und Berater und Behörden dabei? Und bleibt ein Trauma ein Leben lang?