Christel Laude über "Zu Unrecht Vergessene"

Loh-Orchester spielte Sinfoniekonzert in der Kirche

Dienstag
25.10.2022, 08:51 Uhr
Autor:
red
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Das 2. Sinfoniekonzert in Nordhausen fand wiederum in der Interimsspielstätte Blasii- Kirche statt. Die Kirche war gut besucht. Wollte man eine Überschrift über die im Konzert dargebotenen Werke formulieren,
könnte diese etwa lauten „Zu Unrecht Vergessene“...

Das zweite Sinfoniekonzert, das in der Blasii-Kirche erklang (Foto: C.Laude) Das zweite Sinfoniekonzert, das in der Blasii-Kirche erklang (Foto: C.Laude)

In Vergessenheit geratene, aber nicht weniger hörenswerte Werke, deren Schöpfer zum Teil genau so wenig oder gar nicht bekannt sind, werden jetzt nach und nach wiederentdeckt und aufgeführt. Drei Werke brachte GMD Pavel Baleff in einem recht kontrastreichen Programm mit dem Loh-Orchester zu Gehör. Ein Wagnis? Vielleicht. Aber die Resonanz des Publikums rechtfertigte es mit lang anhaltendem Beifall am Ende des Konzertes.

Einleitend erklang Musik zu dem Ballett „Callirhoe“ von Cecile Chaminade (1857- 1944), das 1881 in Marseille erfolgreich uraufgeführt wurde. Die französischen Pianistin und Komponistin hatte selbst eine fundierte musikalische Ausbildung erhalten, war als Musikerin erfolgreich und anerkannt. Dennoch hatte sie es schwer, sich in einem von Männern beherrschten Metier zu behaupten.

Es ist nachzulesen, dass sie ca. 400 Kompositionen fast aller Gattungen hinterließ, die meisten aber heute unbekannt sind. Um so interessanter war, die oben genannte Ballettsuite kennenzulernen. Entsprechend der Überschriften der 4 Teile trägt sie unterschiedliche Charaktere. Es überwiegt das heiter-tänzerische, die Instrumentierung ist sehr farbig gestaltet.

Das Nordhäuser Publikum hat diese Komposition mit Begeisterung aufgenommen. Auch die Musik des polnischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) wird nach und nach wiederentdeckt, im Sinfoniekonzert in Nordhausen erklang sein Trompetenkonzert. Der in Ungarn geborenen Gabor Boldoczki übernahm den äußerst anspruchsvollen Solopart. Eine Etüde, ein Übungsstück also, eröffnet das Werk. Sein Üben trug aber bereits Früchte, so dass er mit Leichtigkeit alle noch so großen Schwierigkeiten mit „Augenzwinkern“ meisterte. Interessant die Änderung der Klangfarbe der Trompete unter Verwendung verschiedener Stopfer, sehr schön das Zwiegespräch mit dem Orchester und die Kombination mit einzelnen Instrumenten wie Flöte und Klarinette.
Noch einmal alle Klangvarianten des herrlichen Instrumentes ausnutzend erklang als Zugabe eine sehr emotionale Bearbeitung des Air von Johann Sebastian Bach.

Franz Schubert (1797-1828) gilt uneingeschränkt als der Liedkomponist schlechthin. Er steht aber auch als Sinfoniker in einer Reihe mit Haydn, Mozart und auch Beethoven, und als solcher ist er „ein würdiger Nachfolger“ dieser drei Wiener Klassiker, entwickelt die sinfonische Musik aber zugleich auch weiter. Schuberts Sinfonien sind zwar nicht in Vergessenheit geraten, erklingen aber (ausgenommen die „Unvollendete“) viel zu wenig in den Konzertsälen. Es ist ein Anliegen des GMD, in den kommenden Spielzeiten mit dem Loh-Orchester sämtliche Sinfonien Schuberts aufzuführen. So endete das 2. Sinfoniekonzert mit der 2. Sinfonie von Franz Schubert.

In den beiden Ecksätzen sollen ein weiteres Mal die Spielfreude der Musiker, hier besonders die Virtuosität der Streicher, aber auch die zahlreichen klangvollen Soli der Bläser sowie die Geschlossenheit des gesamten Bläserapparates hervor gehoben werden. Mit seiner Darbietung gelang dem Orchester und seinem Dirigenten insgesamt ein furioses Finale.
Christel Laude