Zugehört

Ozzy hätte seine Freude gehabt...

Sonnabend
22.10.2022, 09:54 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Wieder hatten die Nordhäuser Jazzer das "Klubhaus" okkupiert. Das passiert immer dann, wenn mit wesentlich mehr Gästen gerechnet wird, als die "Jazzmangel" sie fassen kann. Doch vor dem Hauptact mit einer soften Musikmaschine spielten drei Jungs auf, die es zusammen auf 35 Lebensjahre brachten und an denen der mehr als doppelt so alte Ozzy Osborn vermutlich so richtige Freude gehabt hätte...

Lennart Türk, Vincent Fredrich und Leeroy Schellhardt begeisterten das Publikum (Foto: nnz) Lennart Türk, Vincent Fredrich und Leeroy Schellhardt begeisterten das Publikum (Foto: nnz)
Vincent Fredrich (12) und Lennart Türk (11) zupften an den Gitarren, Leeroy Schellhardt (12) gab an den Trommeln und Becken den Takt vor. Die musikalische Jugendbrigade wird an der Musikschule in Nordhausen unterrichtet und hat sich dem Hardrock verschrieben.

Und so dröhnte als erstes Stück der "Iron Man" von Black Sabbath aus den Boxen. Zwischen dem Erscheinungstermin der LP und dem gestrigen Abend liegen mehr als 52 Jahre. Das Trio spielte den Black-Sabbath-Sound gekonnt, natürlich aufgeregt und mit viel Leidenschaft runter. Ebenso mit viel Beifall bedacht wurden die Cover-Songs von Nirvana oder Metallica. Den drei Jungs zuzusehen und zuzuhören machte Spaß und das Publikum "rang" dem Trio L.V.L. dann noch eine Zugabe ab.

55 Jahre Softmachine - die Tour führte das Quartett auch nach Nordhausen (Foto: nnz) 55 Jahre Softmachine - die Tour führte das Quartett auch nach Nordhausen (Foto: nnz)

Nach einer kurzen Umbaupause betraten schließlich vier Herren die Bühne, die sich zusammen "Softmachine" nennen. Und wer - wie der Autor - sich vielleicht nicht mehr so richtig an die Band in ihren Anfangsjahren erinnern konnte, der wurde mit den ersten Tönen plötzlich nicht nur musikalisch, sondern auch physikalisch-akustisch erinnert, als Fred Thelonious Baker seiner Bassgitarre die ersten Töne entlockte und die noch auf der eigenen Bauchdecke zu spüren waren. Mit ihm standen und saßen John Marshall hinterm Schlagzeug, Theo Travis (Blasinstrumente und Keyboard) sowie der Ausnahmegitarrist John Etheridge auf der Bühne des Jugendclubhauses. Allesamt Virtuosen, jedes Solo wurde vom Auditorium gefeiert. Vor allem John Etheridge spielte seine Gitarre, als wären beide nicht nur miteinander verschmolzen, sondern für den Moment auch in einer anderen Welt "stationiert". Mitunter erinnerte er in seiner Spielweise an Steve Howe, den 75 Jahre alten Gitarristen von YES. Was beide eint, ist nicht nur die Altersklasse, sondern ihre anfängliche Verliebtheit in psychedelische Klänge.

Das Konzert von Softmachine war sicher einer der Höhepunkte des 39. Nordhäuser Jazzfestes, das schon heute Abend mit mit der zweiten FreeJazzNacht und - nach einer kleinen Pause - mit dem Konzert von "Zierdt" (12.11.) in der Jazzmangel fortgesetzt wird.
Peter-Stefan Greiner