Ganzjahresreifen im Check

Für wen lohnen sich die Allrounder?

Sonntag
23.10.2022, 07:03 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Allwetter- oder sogenannte Ganzjahresreifen liegen im Trend und machen den halbjährlichen Reifenwechsel hinfällig. Doch eignen sich die Allrounder auch wirklich für sämtliche Autofahrer? ATU-Experte Sebastian Scharnagl erklärt die Unterschiede und für wen es Sinn macht, weiter auf Sommer- und Winterreifen zu setzen...

Der Herbst ist da und mit ihm steht der jährliche Reifenwechsel an. Zumindest für diejenigen, die noch nicht auf den Ganzjahresreifen-Trend aufgesprungen sind. Der ATU-Reifenexperte Sebastian Scharnagl empfiehlt Autobesitzer sich jetzt aktiv auf den Jahreszeitenwechsel vorzubereiten: „Spätestens im Oktober sollten die Reifen gewechselt werden.“ So sei man noch rechtzeitig auf den ersten Frost vorbereitet. Er rät dringend davon ab, im Winter mit Sommerreifen zu fahren. „Diese Art Reifen sind speziell für warme Temperaturen ausgelegt und zeigen im Winter gefährliche Schwächen“, so Scharnagl. „Zudem haben wir in Deutschland eine sogenannte situative Winterreifenpflicht. Das bedeutet, bei Glatteis, Schneematsch oder Schneeglätte muss man mit Winter- oder Ganzjahresreifen fahren. Sonst drohen hohe Bußgelder.“ Doch wie genau sieht es nun mit den unterschiedlichen Reifentypen aus?

Ganzjahresreifen – der vermeintliche Allrounder unter den Autoreifen
Wie der Name schon vermuten lässt, können Ganzjahresreifen das ganze Jahr über gefahren werden. Sie weisen gewisse Parallelen sowohl zu Sommer- als auch Winterreifen auf: „Ähnlich wie Sommerreifen haben Allwetterreifen umlaufende Längsrillen, gleichzeitig aber auch die für Winterreifen typischen Verzahnungen in der Lauffläche“, erklärt der ATU Experte. „Das Profil ist also bei Ganzjahresreifen so angelegt, dass sie sowohl für winterliche als auch für sommerliche Bedingungen tauglich sind.“

Neue Allwetterreifen müssen genauso wie Winterreifen über ein Alpine-Symbol verfügen, ein Piktogramm mit einer Schneeflocke vor dem Hintergrund von drei Gipfeln. Dieses zeigt an, dass die Reifen eine bestimmte Mindestqualität beim Bremsen auf Schnee einhalten. Durch die Nutzung von Allwetterreifen können sich Autofahrer nicht nur die Reifenwechselkosten sparen, sondern auch die Wartezeit auf einen Termin in der Kfz-Werkstatt. „Dazu spart man sich den extra Lagerplatz im Keller oder die Radeinlagerung in der Werkstatt“, so Scharnagl.

Vorteile von Winter- und Sommerreifen
Winter- und Sommerreifen sind für die jeweilige Jahreszeit und ihre Wetterbedingungen ausgelegte Reifentypen. Schneefall, extreme Kälte und vereiste Straßen sorgen im Winter für eine geringere Bodenhaftung und bringen Autos leicht ins Rutschen. Das tiefe Profil und die typischen Lamellen der Winterreifen wirken dem entgegen und sorgen für eine stabilere Fahrt. „Im Winter muss der Reifengummi besonders elastisch sein“, so der ATU-Experte. „Durch die spezielle Gummimischung ist das Material optimal auf die niedrigen Temperaturen ausgelegt.“

Sommerreifen müssen hingegen auch bei großer Hitze eine gute Leistung erbringen. Dazu weisen sie massive und große Rippen auf und haben im Vergleich zu Winter- und Ganzjahresreifen keine Lamellen. Ob bei Trockenheit oder Nässe, Sommerreifen besitzen eine gute Bodenhaftung und bremsen das Auto schnell ab. Bei Aquaplaning weisen sie zudem recht hohe Sicherheitsreserven auf. Wer im Sommer gerne rasant unterwegs ist, wird sich Scharnagl zufolge bei Sommerreifen über das gute Lenkverhalten freuen. „Dann macht das Fahren besonders viel Spaß.“

Entscheidende Faktoren in der Reifenwahl
Doch für wen sind Ganzjahresreifen nun sinnvoll und wer sollte lieber zu Sommer- und Winterreifen greifen? Experte Sebastian Scharnagl empfiehlt: „Wer in einer schneearmen Region wohnt und relativ wenig fährt, kann bedenkenlos Allwetterreifen nutzen.“ Eines müsse den Autobesitzer jedoch bewusst sein: „Durch die Nutzung über das ganze Jahr hinweg entsteht ein höherer Abrieb und die Ganzjahresreifen verschleißen schneller.“ Scharnagl rät, eine Mindestprofiltiefe von 4 Millimetern nicht zu unterschreiten, um sicher auf den Straßen unterwegs zu sein. Der klassische Wechsel zwischen Sommer- und Winterreifen ist vor allem für Vielfahrer und für Regionen mit häufigerem Schneefall ratsam. Auch wer im Winter gerne in die Berge fährt, setzt am besten auf saisonal angepasste Bereifung. Damit geht man keine Kompromisse ein und ist für jedes Wetterereignis optimal gerüstet.