LANDSENIOREN ERLEBTEN AUF IHRER HARZTOUR:

Farbenpracht und Grauen

Sonnabend
15.10.2022, 07:23 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Der Harz ist schön. Das Auge lacht, wenn es über das von der Sonne beleuchtete Farbenspiel der Laubbäume schweift. Der Harz ist sagenumwoben. Schauergeschichten verbinden ihn mit der Walpurgisnacht, auf Besen reitenden Hexen, die auf dem Brocken um den Teufel tanzen...

Das Grauen im Harz (Foto: Kurt Frank) Das Grauen im Harz (Foto: Kurt Frank)
Nordhausen/Goslar. Weltbekannt der mystische Brocken, der einst schon Heinrich Heine in seinen Bann zog. Zugleich aber ist der Harz auch abstoßend, hässlich, sterbend. Selbst Leute, die mit Wald und Natur nichts am Hut haben, können es beim Anblick einer dahin siechenden grünen Lunge nicht fassen:

Ihres grünen Nadelkleides beraubt, ragen die toten Fichten kahl in den Himmel. Wohin das Auge auch blickt: Braun, dürr, vertrocknet stehen sie da. Flächenmäßig. Halbhohe Stämme, dichtes trockene Unterholz. Ein Funken genügte für ein flammendes Inferno. Der Forst bemüht sich zwar, so gut es geht um Ordnung. Davon zeugen fein aufgeschichtete Stämme, die schon die Säge zu spüren bekamen. Schon bedient sich Holzklau ihrer. Doch letztlich fehlt es dem Forst an Personal und Geld, um den Wald zu bereinigen. So bleiben hölzerne Fragmente stehen, bis sie von allein umfallen. Einen Hoffnungsschimmer inmitten des Todes vermitteln aber schon kleine grünende Bäumchen.

Die Natur des Harzes ist nicht mehr die, die sie einmal war. Sie wird es auch nie wieder werden. Ein neuer Wald mit Gehölzen, die resistenter gegenüber Hitze und Dürre sind, soll wachsen und gedeihen. Kinder, die heute das Licht der Welt erblicken, werden sich als gestandene Männer und Frauen eines neuen Waldes erfreuen können. Gedanken, die den Nordhäuser Landsenioren bei ihrer Harz-Tagestour dieser Tage nach Goslar über Torfhaus und Bad Harzburg gekommen sein mögen.

Es war der 15. Tagesausflug der Vereinigung der Landsenioren in das Mittelgebirge. Auch diesmal lag die Organisation in den Händen von Elke Franke. Ihr Name steht für Reiseorganisation und -begleitung in den Harz. Mal tritt die zierlich wirkende Dame aus Rottleberode als Kiepenfrau, Köhlerliesel oder als Harzhexe auf. Ihr Mundwerk steht zuweilen auf Dauerbetrieb.

Zu den Sehenswürdigkeiten Goslars zählt das Glocken -und Figurenspiel am Markt.
In Goslar boten sich den Gästen nach Farbenpracht und Grauen vielerlei Höhepunkte. Aufgenommen und abgespielt vom Band erfuhren sie bei einer Stadtrundfahrt mit der Bimmelbahn durch Gassen und schmalen Straßen Wissenswertes über die historische Stadt. Die Fahrt führte entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. In Goslar fiel im Krieg keine einzige Bombe. So steht noch immer da, was vor Jahrhunderten erbaut worden war. Das macht den Reiz der Stadt aus.

Da ist die Kaiserpfalz, gelegen am Fuße des Rammelsbergs. Hier befindet sich unter anderem das Kaiserhaus, der größte und besterhaltene Profanbau des 11. Jahrhunderts in Deutschland. Der Pfalzbezirk gehört seit 1992 gemeinsam mit der Altstadt und dem ehemaligen Bergwerk Rammelsberg zum Weltkulturerbe der Unesco.

Zu den Sehenswürdigkeiten Goslars zählt das Glocken -und Figurenspiel am Markt. Viermal täglich richten sich Blicke der Touristen und Fotoapparate auf den Zwerchgiebel des Kämmereigebäudes. Drei Türchen öffnen sich und ein Figurenumlauf erzählt – untermalt vom Glockenspiel, das bergbauliche Weisen intoniert – die Geschichte des Rammelsberger Bergbaus von der sagen haften Entdeckung durch den Ritter Ramm bis zur Neuzeit. Auch die Nordhäuser bedienen eifrig Handy und Smartphon.

Ins Visier nahmen sie auch das Rathaus, ein Jahrhundertbauwerk, beginnend in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Bestimmend für den Gesamteindruck ist das 16. Jahrhundert, eine Blütezeit Goslars, das vom Aufschwung des Bergbaus profitierte. Der Marktplatz mit Rathaus wird überragt von den ungleichen Türmen der Marktkirche. Der Brunnen markiert den Mittelpunkt des Marktplatzes.

„Die Butterhanne“ der Stadt zählt zu den historischen Bauwerken. In dem alten Wirtshaus & Cafe, direkt an der Marktkirche, stärkten sich die Gäste aus dem Landkreis Nordhausen. Den Abschluss der Tagestour erfolgte in der Klosterbrennerei Wöltingerode. Seit 1682 werden hier mit der Heimat verbundene Spirituosen gebrannt. Die Besucher nutzten rege die Möglichkeit, die edlen Tropfen zu verkosten. Allerdings stand das Drum und Dran der Verkosten in einer „Scheune“ im Schatten der Verkosten in der Likörfabrik Gernrode, die wir vor acht Jahren bei der Chefin Rolle sehr niveauvoll erlebten. Dafür blieben im feinen Klostercafe in gepflegter Atmosphäre keine Wünsche offen.
Kurt Frank