Brahms' EIN DEUTSCHES REQUIEM

Erste Ballettpremiere in der Kirche

Dienstag
11.10.2022, 14:54 Uhr
Autor:
red
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»Es ist ein ganz gewaltiges Stück«, schrieb Clara Schumann voll Bewunderung an den Freund und Komponisten Johannes Brahms zu »Ein Deutsches Requiem«. Jetzt hat Norhausens Ballettdirektor Ivan Alberesi eine Choreografie dazu geschaffen...

Szenenfoto aus dem Ballett "Ein Deutsches Requiem" (Foto: Zenna/TNLOS) Szenenfoto aus dem Ballett "Ein Deutsches Requiem" (Foto: Zenna/TNLOS)

Diese Musik ergreife »den ganzen Menschen in einer Weise wie wenig anderes«, es sei ein Werk von tiefem Ernst und »mit allem Zauber der Poesie«.
Mit diesem »gewaltigen Stück« von Johannes Brahms haben das Loh-Orchester Sondershausen unter der musikalischen Leitung von Michael Helmrath, der Opernchor des Theaters Nordhausen (Choreinstudierung: Markus Fischer) und die Nordhäuser Kantorei (Einstudierung: Michael Goos) sowie Yuval Oren (Sopran) und Philipp Franke (Bariton) und natürlich das Ballett TN LOS! am 14. Oktober in der St.-Blasii-Kirche Premiere.

Die Kostüme für diese Uraufführung von Ivan Alboresi entwarf Anja-Schulz-Hentrich und Wolfgang Kurima Rauschning zeichnet für die Bühne verantwortlich.

Johannes Brahms hat eine ergreifende Totenmesse geschrieben, die eigentlich keine Totenmesse im herkömmlichen Sinn ist und von allen Mustern diesbezüglich abweicht. Das »Deutsche Requiem« ist ein spannender Sonderfall in der Musikgeschichte. Brahms schrieb die Messe eben nicht für die Toten, sondern für die Hinterbliebenen und ihre Trauerarbeit. Er wollte mit dem Requiem jeden Menschen – egal welcher Konfession – erreichen und Trost und Zuversicht spenden. Die Uraufführung am 10. April 1868 im Bremer St. Petri-Dom geriet unter der Begeisterung des Publikums zum Triumph und markierte den Durchbruch des 35-Jährigen als Komponist. Die Entstehungsgeschichte allerdings ist mit der Bremer Aufführung noch nicht beendet, der Weg zur endgültigen Fassung verschlungen und nicht mehr ganz rekonstruierbar.

Für seine Choreografie war Ballettdirektor Ivan Alboresi gerade die Universalität des Brahms-Requiems wichtig. Er selbst würde sich nicht als religiös bezeichnen, aber als im besten Sinn gläubig und mit dieser Musik, so empfindet er, fühlt sich jeder, ganz gleich welcher Glaubensrichtung, getröstet und umarmt. Dieses Aufgefangen-Werden durchzieht seine Choreografie vom Verlust über die Trauerphase bis hin zum Neubeginn. Er zeigt Menschen, die sich nach dem Tod eines geliebten Menschen verloren und einsam fühlen und die, getragen und gestützt von anderen, wieder Hoffnung finden, aufgehoben werden. Für Alboresi war dabei ein zentraler Gedanke die enge Verbindung des Menschen zur Natur, das Einssein mit ihr, der gemeinsame Gang durch die Jahreszeiten, das Werden, das Vergehen – die gleiche Vergänglichkeit.

Szenenfoto aus dem Ballett "Ein Deutsches Requiem" (Foto: Zenna/TNLOS) Szenenfoto aus dem Ballett "Ein Deutsches Requiem" (Foto: Zenna/TNLOS)

Beim Herangehen an den Stoff war dem Choreografen auch die Frage nach dem Auslöser für die Komposition bei Brahms von Wichtigkeit. Da kommen zum einen der Tod von dessen Freund und Mentor Robert Schumann ins Spiel und der Tod von Brahms‘ Mutter einige Jahre später. Mit Schumanns Frau Clara verband Brahms eine besondere Freundschaft und für Alboresi ist es eine denkbare Vorstellung, dass für die beiden dieses Requiem eine Weg der Trauerarbeit war. Vollendet hatte Brahms das Requiem erst zehn Jahre später, nach dem Tod seiner Mutter.

Mit dieser ersten Ballettpremiere des BALETT TN LOS! erwartet das Publikum ein musikalisch und tänzerisch emotional berührender Abend, dem die besondere Energie des Sakralbaus der St.-Blasii-Kirche in besonderer Weise entgegen kommt.

Premiere: Freitag, 14. Oktober, 19.30 Uhr, St.-Blasii-Kirche, Nordhausen
Weitere Vorstellungen: 16. Oktober und 20. November – jeweils 18.00 Uhr und 28. Oktober und 5. November jeweils 19.30 Uhr, St.-Blasii-Kirche, Nordhausen

Dauer: ca. 1 Stunde 20 Minuten ohne Pause

Eine halbe Stunde vor allen Vorstellungen bieten das TN LOS! auf der Empore der Kirche eine Einführung in den Ballettabend an.