Einwohnerversammlung in Neustadt

Aus für heilklimatischen Luftkurort?

Sonnabend
08.10.2022, 12:59 Uhr
Autor:
swi
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Rund 30 Neustädter kamen gestern Abend zur Einwohnerversammlung, die Ortschaftsbürgermeister Mario Kühn einberufen hatte. Er wollte sich über die Probleme im Ort informieren und nach seiner dreimonatigen Amtszeit Rede und Antwort stehen…

Großes Lob gab es zu Beginn für die fleißigen Mitarbeiter des Harztor-Bauhofes. „Endlich wurde der Baumschnitt einmal vernünftig gemacht“, freute sich Joachim Schoolmann. Um die Arbeit noch effizienter durchführen zu können, ist im kommenden Jahr eine Umstrukturierung geplant, informierte Mario Kühn. Zwei Grünteams sind angedacht, vielleicht auch ein paar Mitarbeiter mehr. Neustadts Ziel bleibt jedoch, einen eigenen Gemeindemitarbeiter vor Ort zu bekommen.

Wie die Energieeinsparmaßnahmen im Ort aussehen, konnte der Ortschaftsbürgermeister nicht beantworten, da es vom Land noch keine offiziellen Aussagen dazu gibt. Es wird in der Weihnachtszeit jedoch nicht im ganzen Ort eine Adventsbeleuchtung geben. Auch der Winterdienst wird eingeschränkt, Nebenstraßen sollen nicht mehr geräumt werden. Für die Bürgersteige sind die Anwohner verantwortlich. Hinsichtlich der Nebenstraßen gab Peter Sieckel zu bedenken, dass bei einem Unfall auf einem Gemeindegrundstück die Ortschaft in der Haftung steht. Ein großes Diskussionsthema in Neustadt ist seit Jahren der Bau eines Mobilfunkmasten. „Wir können die Entscheidung des Ortschaftsrates nicht verstehen“, sagte Helga Ibe. Ihre Pension ist auf ein gutes Telefonnetz angewiesen. „Wenn wir das nicht bieten können, dann laufen uns die Urlauber weg“, sagte sie und stellte fest, dass die Entscheidung keinen Mobilfunkmasten zuzulassen rückschrittlich war. „Das war keine generelle Absage, der Ortschaftsrat hat lediglich festgelegt keinen Mobilfunkmasten innerhalb der Ortschaft zuzulassen“, entgegnete Mario Kühn.

Weiterhin wurde der öffentliche Nahverkehr im Ort bemängelt. Haltestellen werden nicht angefahren, Fahrpläne gibt es nicht oder stimmen nicht mit den aktuellen Fahrzeiten überein. Diesbezüglich will sich die Gemeinde mit den Verkehrsbetrieben in Verbindung setzen.

Neustadt setzt auf den Tourismus und hat dafür das Prädikat „Heilklimatischer Luftkurort“ erworben. „Wie sieht es aus mit der erneuten Beantragung 2024“, wollte Dirk Erfurt wissen. Hinsichtlich der Luftqualität, die im vergangenen Jahr geprüft wurde, liegt Neustadt auf den vorderen Plätzen. Für das Prädikat „Heilklimatischer Luftkurort“ muss die Ortschaft jedoch auch ein Kurmittelhaus vorweisen, in dem Anwendungen und Therapien stattfinden. Nach der Ablehnung des Harztor-Gemeinderates hinsichtlich der Finanzierung ist es fast unmöglich ein solches Haus bis 2024 zu bauen und zu betreiben. Somit wird Neustadt das Prädikat nicht wiedererlangen, stellte Mario Kühn fest. Mit dem Verlust werden jedoch auch Sonderzuweisungen des Landes, der so genannte Kurpfennig, wegfallen. Dirk Erfurt schlug vor, als Übergangslösung die Zusammenarbeit mit der Lungenklinik zu suchen. „Das Prädikat Luftkurort ist zu wenig für Neustadts Zukunft“, gab Renate Preinesberger vom Kur- und Fremdenverkehrsverein zu bedenken. Spätestens im nächsten Jahr müssten die Vorbereitungen zur Verteidigung des Prädikates beginnen, sonst wäre der Status „Heilklimatischer Luftkurort“ verloren.
Sandra Witzel