Qualitätssicherung in der pflegerischen Versorgung

16. Thüringer Pflegesymposium

Freitag
07.10.2022, 18:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Unter Schirmherrschaft der Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Heike Werner, fand am 16. September das diesjährige Pflegesymposium des Deutschen Pflegeverbandes e.V. in Harztor statt. Dabei wurde unter anderem über die Arbeitsbedingungen in der Bewohner- und Patientenversorgung gesprochen...

Gesundheitsministerin Heike Werner beim Pflegesymposium (Foto: Deutscher Pflegeverband e.V. ) Gesundheitsministerin Heike Werner beim Pflegesymposium (Foto: Deutscher Pflegeverband e.V. )

„Es ist aus meiner Sicht wichtig, dass wir gerade in diesen schwierigen Zeiten zu einem so bedeutsamen Thema wie der Pflege weiter im Dialog bleiben und voneinander lernen“, sagte die Thüringer Gesundheitsministerin.

Die Corona-Pandemie war und ist eine große Herausforderung. Die Pflegeeinrichtungen waren hiervon in besonderem Maße betroffen. In den letzten Jahren ist noch einmal mehr deutlich geworden, wie wichtig die Arbeit der Pflegenden für die Gesellschaft ist. „Ich möchte daher an dieser Stelle meinen besonderen Dank an alle Beschäftigten in der Pflege richten, die unter erschwerten Bedingungen und unter Einsatz all ihrer Kräfte tagtäglich für unsere pflegebedürftigen Menschen sorgen“ sagte Heike Werner beim Pflegesymposium in der Ilfelder Neanderklinik. Die Pandemielage hob wie ein Brennglas die Schwachstellen des deutschen Pflegesystems hervor und warf in manchen Situationen ethische Fragen auf. Sicher würden heute manche getroffenen Maßnahmen zum Teil anders oder nicht mehr so umgesetzt werden. Generelle Besuchsverbote wie zu Beginn der Pandemie wird es in Zukunft nicht mehr geben. Im Mittelpunkt aller Überlegungen und Entscheidungen muss die Frage stehen: Wie können wir den erforderlichen Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner erreichen und gleichzeitig deren individuelle Freiheitsrechte sowie die der Angehörigen möglichst wenig beschränken? Aus dem bisherigen Pandemiegeschehen haben wir die wertvolle Erkenntnis und Aufgabe gewonnen, dass Pflege als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden muss. Darüber hinaus müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, damit der Pflegeberuf in Deutschland künftig einen höheren Status erhält, forderte die Gesundheitsministerin.

Das erste Thema der Veranstaltung referierte Rechtsanwalt Stephan Kreuels,
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Strafrecht und Dozent in Münster. Whistleblower im Gesundheitswesen mit bisheriger Rechtslage/ EU-Richtlinie und die für die Träger neue Anforderungen des Hinweisgeberschutzgesetzes an Unternehmen führten zu ausführlicher Diskussion. Inhaltlich wurden Best Practice Lösungen und bisherige Berichtsysteme in Einrichtungen des Gesundheitswesens zur Erfassung von kritischen Ereignissen und Beinahschäden erörtert.

Mit dem Thema: „Ich schaffe es nicht mehr!“ und die damit verbundene Pflegesituationen im häuslichen Bereich wurden sehr eindrucksvoll dargestellt, vor welchen Herausforderungen Familien stehen können. Mit einer Beschwerde- und Beratungsstelle am Beispiel „Pflege in Not“ erörterte Gabriele Thammen-Parr als Sozialpädagogin, Mediatorin, Vorstandsvorsitzende der Interessenvertretung und Selbsthilfe pflegender Angehöriger die Situationen der vorhandenen Versorgungsstrukturen.

Ein weiterer Schwerpunkt beinhaltete das Thema „Qualitätssicherung in der Pflege“. Die Coronapandemie in der Gesundheitswirtschaft insgesamt und die damit verbundenen Anforderungen erschwerten die Arbeitsbedingungen in der Bewohner- und Patientenversorgung. Gleiches galt für die Qualitäts- und Einzelfallprüfungen während und nach der Corona-Pandemie durch den Medizinischen Dienst. Sehr eindrucksvoll wurden durch die Referentinnen Ulrike Probst und Maria Thiel die begrenzten Möglichkeiten von Qualitätsprüfungen unter Beachtung des Infektionsschutzgesetzes dargestellt. Besonders hervorzuheben ist jedoch die Situation von Pflegebegutachtungen im häuslichen und stationären Bereich unter dem Aspekt der Corona-Pandemie.

Die sehr ausgewogene Themenvielfalt fand großen Zuspruch bei Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den Bundesländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. Durch den Deutschen Pflegeverband e.V. wurde die aktuell politische Situation der Pflege, der Entwurf des Krankenpflegeentlastungsgesetzes, der Umsetzung der Pflegepersonalbemessungsregelung bei fehlender Umsetzung der Kinderkrankenpflege, der Funktionsbereiche und der Psychiatrie angesprochen. Die Situation der Umsetzung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht muss durch die Politik auf dem Prüfstand. Die anstehenden Herausforderungen der Inflation, der Energiepreise sowie die Umsetzung der Tariftreueregelung führen in der stationären Langzeitpflege zu Finanzierungsproblemen sowie Erhöhungen der Eigenanteile der zu betreuenden Menschen. Die Politik wird aufgefordert, die vorhandenen Probleme der Pflege und Gesundheitswirtschaft mit Handlungen zu regeln.

Die Leitung der Veranstaltung und Moderation übernahm Frau Martina Röder als Vorsitzende des Deutsche Pflegeverbandes e.V. und geschäftsführende Gesellschafterin der Neanderklinik Harzwald GmbH.