Tag des Denkmals eröffnet

Auf den Spuren der Altvorderen

Sonntag
11.09.2022, 12:59 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der Tag des offenen Denkmals wurde heute morgen am Nordhäuser Wasserwerk eröffnet. In Stadt und Landkreis gibt es wieder viele Orte zu entdecken und zu erkunden, zu denen man sonst keinen Zutritt erhält…

Der Tag des offenen Denkmals wurde heute am Nordhäuser Wasserwerk eröffnet (Foto: agl) Der Tag des offenen Denkmals wurde heute am Nordhäuser Wasserwerk eröffnet (Foto: agl)


Das Nordhäuser Wasserwerk ist alt. So alt, dass an den Gebäuden der zentralen Versorgungsstelle in der Alexander-Puschkin-Straße die kleinen, blau-weißen Schilder hängen, die das Ensemble als Denkmal kennzeichnen. Zutritt haben hier sonst nur Mitarbeiter, einzige Ausnahmen sind die gelegentlichen Konzertveranstaltungen in der alten Anlage oder, so wie heute, der zweite Sonntag im September, der Tag des offenen Denkmals.

Und der Ort ist thematisch gut gewählt, denn ohne Wasser, keine Siedlung, keine Zivilisation, kein Leben, keine Geschichte, auf die sich zurückblicken ließe. Dass die Menschen ihre Versorgung nicht nur aus Brunnen besorgen, sondern ein komplexes Leitungssystem erdacht und gebaut wird, ist eigentlich eine ziemlich alte Idee, die schon von Römern und Griechen verfolgt wurde. Für die Menschen hierzulande muss die Wiederentdeckung solch alter und lange Zeit vergessener Techniken wie eine Revolution vorgekommen sein. Nicht umsonst sprechen die alten Nordhäuser von der „Wasserkunst“.

Jessica Müller gab einen kurzen Ausflug in die Kultur- und Kunstgeschichte der Wasserversorgung (Foto: agl) Jessica Müller gab einen kurzen Ausflug in die Kultur- und Kunstgeschichte der Wasserversorgung (Foto: agl) Spätere Generationen verzieren die vielen Wasserspiele und öffentlichen Brunnen der Reichsstadt mit aufwendigen Statuen, die klar Bezug nehmen auf die Kultur und die Errungenschaften der „Altvorderen“. Leda mit dem Schwan, das Hippocampus oder auch der Neptun - sie alle sind der römischen und griechischen Tradition entlehnt. Jessica Müller, wissenschaftliche Volontärin im Museum Flohburg, vermag über die Brunnenfiguren ihrer Heimatstadt eine Linie zum alten Rom und der Athener polis, ihren republikanischen und demokratischen Ideen und dem Selbstverständnis des Nordhäuser Bürgertums zu ziehen.

Der geschulte Blick sieht im Denkmal mehr als „alte Steine“ und der Tag des Denkmals ist dazu da, diese Sicht auch anderen zu ermöglichen. In der Nordhäuser Altstadt werden Michael Garke und die Gästeführergilde erstmals die Türen des vor kurzem wiederentdecktem Splitterschutzgraben für die Allgemeinheit öffnen und in die dunkelsten Zeiten der Stadtgeschichte entführen. Im „Lapidarium“ der Flohburg kann man ebenfalls dem Vergessen entrissene Figuren sehen, die einst jene Brunnen schmückten, von denen Müller am Vormittag schwärmte, darunter auch eine echte Nordhäuser „Laokoon Gruppe“. Der Park Hohenrode schließt die alte Villa und den schmucken Pavillon auf und kann zeigen, dass sich einiges getan hat in letzter Zeit. Auch die Kirchen öffnen die Pforten zu ihrem Allerheiligsten. Nicht vergessen werden die Klassiker wie Petri-Turm und Zwinger.

Wen es weiter in den Landkreis zieht, der findet auch hier diverse Highlights. In Wolkramshausen etwa ist der Saal „Hue de Grais“ zugänglich und in Heringen feiert man heute neben dem Denkmalstag auch gleich noch Schlossfest. Eine Übersicht über die Angebote findet sich hier.
Angelo Glashagel