Am Sonntag zum Schöppemännchen

Auf zum sechsten „Hauptwunner“

Donnerstag
08.09.2022, 11:55 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Mehrere Mitglieder vom Denkmalbeirat Nordhausens, der sich mindestens einmal im Monat trifft und tätig wird, trafen sich gestern am späten Nachmittag ausserplanmäßig im Gehege, um sich einem Denkmal zu widmen, das für die Wasserversorgung dermaleinst eine entscheidende Rolle innehatte...

Wunder Nordhausens: Schöpfmännchen (Foto: H.Kneffel) Wunder Nordhausens: Schöpfmännchen (Foto: H.Kneffel)

Es handelt sich dabei um das auf der Höhe des Stadtwaldes gelegenen Tonnengewölbe mit steinernem Wassertrog. Beim Vorbeigehen war aufgefallen, dass es äußerlich mit Farbe besprüht ist und im Inneren nicht wirklich mehr ansprechend aussieht. Das Äußere „Gewand“ konnten wir nicht „entfärben“, dazu braucht man besondere Gerätschaften, aber im Inneren wurden wir tätig. Es verwunderte uns schon, dass trotz der Gittertür, die allerdings weit auseinanderstehende Metallstäbe besitzt, so viele Abfälle auf dem Boden aber auch in dem Wassertrog „entsorgt“ worden waren. Wir griffen zum mitgebrachten Werkzeug und ein Schutthaufen wuchs vor dem Denkmal. Wir säuberten auch das Messingschild, so dass es wieder gut zu lesen ist. Um das Schöppmännichen, wie es auch genannt wird, und sonst im Gehege fiel uns sehr viel Trockenholz auf, einiges davon legten wir zur Seite, damit das Gehen nicht behindert wird.

In Nordhausen sprach und spricht man von den Wasserkünsten, den Brunnen im Stadtgebiet, deren Mehrzahl mit Kunstwerken verziert wurde, also zweimal Kunst. Man wünscht sich, dass einmal alle wieder ihr Wasser sprudeln lassen können.
Damit kommen wir zur Wirkung des Schöppemännchens im Wasserkreislauf Nordhausens. Dazu zeigen wir ein Schattenbild in Schwarz-Weiß, das von dem Nordhäuser Literaten und Künstler Carl Duval, 1807 bis 1853, stammt und in der historischen Reihe der „Vorzeitgeschichten über Nordhausen“ im Jahr 1851/52 beim Nordhäuser Buchhändler und Verleger Ferdinand Heinrich Förstemann, 1817 bis 1876, als „Nordhüsche Rieme und Biller“ erschienen sind und mehrere Nachauflagen erfuhren.

SCHATTENBILD
In Nordhausen wurde durch zwei Pumpwerke, die Unter- und die Oberkunst, das Wasser aus dem Mühlgraben entnommen. Uns interessiert die von einem Hans Laxner 1546 erbaute Oberkunst in der Altendorfer Kirchgasse, die 1598 von Peter Günther erweitert wurde. Sie hob das Wasser nun ca. 50 m bis auf den Geiersberg in ein eigens erbautes Zwischenspeicherbecken, unser Schöpfmännchen, um es im heutigen Schriftgebrauch zu benennen. Von dort floss das Wasser in 160 Röhren aus Holz bis an den Marstall der Stadt (heute Am Hagen) und wurde von dort in weiteren Holzröhren auf die Brunnen der Oberstadt verteilt. So könnte am 11. September, zum Tag des offenen Denkmals, ein Gang zu diesem besonderen Bauwerk führen.
Heidelore Kneffel