nnz-Forum

Solidarisch nur mit Eigennutz

Montag
05.09.2022, 10:37 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im nnz-Forum macht sich ein Leser heute Gedanken über die wieder einsetzenden Demonstrationen und die Migrationsfrage. Solidarität sollte dabei eigentlich nicht an nutzen geknüpft sein...

Die Zeit ist wieder da, in der in Nordhausen, gegen die Regierung, für Putin oder auch für die eigene "Freiheit" auf die Straße gegangen wird. Vielschichtig ist das Klientel, welches lautstark Kontroll- und Verlustängste, Neid und Unzufriedenheit auf die Straße bringt und in den sozialen Medien äußert, angefeuert von Hass,- und Angstreibern. Vom Bauunternehmer, dem Gastronomen, den normalen Angestellten über den Arbeitskollegen bis hin zum ALG 2- Empfänger ist alles vertreten.

Man müsste ja etwas für diejenigen opfern, "die nur unser Geld kosten". Dabei ist es eher so, dass viele Menschen und Unternehmen auch hier im LK Nordhausen ihren Nutzen aus den Menschen ziehen, welche egal woher vor Krieg und Verfolgung geflohen sind. Nutzen aus den Menschen, die einem selbst etwas wegnehmen könnten. Schaut man sich aber mal objektiv um, dann sieht man bei großen Burgerketten, Pflegeeinrichtungen, auf Baustellen, in Gastronomie- und Hotelbetrieben, in Großbäckereien, und anderen ansässigen Großunternehmen unzählige Menschen verschiedenenster Herkunft.

Menschen die diesen Unternehmen nutzen, in denen sie teilweise zu Mindestlöhnen oder über Zeitarbeitsfirmen angestellt sind, die wöchentlich aus osteuropäischen Ländern einreisen um hier die Wirtschaft zu stärken, die Produktion aufrecht erhalten, die ihren Beitrag dazu leisten, dass auch hier viele Menschen ihre Arbeitsplätze behalten und Unternehmen Gewinne einstreichen.

Ein weitere Beispiel bietet ein Blick auf den Sport. Gern nehmen Vereine junge und erwachsene Sportler auf, wenn es doch den Verein voran bringt und am Leben erhält. Es gibt im LK Nordhausen einige Sportvereine, welche ohne ehemalige Flüchtige und Menschen mit Migrationshintergrund kaum noch existieren würden. Daher ist es beschämend und heuchlerisch, dass viele Menschen hier im Landkreis eine rechte Partei wählen würden und einen Kriegstreiber wie Putin unterstützen. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken ob man nicht auch bereit ist, etwas für die Freiheit anderer zu opfern, wenn man seinem Angestellten, seinem Arbeitskollegen oder Sportskameraden mal wieder in die Augen schaut.

Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken für den Frieden, gegen Kriegstreiber, Profitgier und für die "nützlichen" Menschen im persönlichem Umfeld auf die Straße zu gehen. Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, dass Solidarität nicht an Nutzen geknüpft ist.
Julius Lupin