Landestierschutzverband Thüringen schlägt Alarm:

Tierschutzvereinen droht das Aus!

Donnerstag
25.08.2022, 14:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der bevorstehende Herbst und Winter und die damit verbundenen Belastungen – im Beson- deren die explodierenden Energie- und steigende Tierarztkosten - stellen die Tierschutzvereine und Tierheime in Thüringen vor enorme Herausforderungen. Ohne rasche und unbürokratische Hilfe seitens der öffentlichen Hand drohe das Aus...

Hundewelpen (Foto: oas) Hundewelpen (Foto: oas)

„In den kommenden Wochen und Monaten werden die explodierenden Kosten dazu führen, dass der karitative Tierschutz in Thüringen an seine Grenzen kommt“, sagt Kevin Schmidt. Der Vorsitzende des Landestierschutzverbands Thüringen blickt düster in die Zukunft. Bereits seit Jahren könne man den Tierheimbetrieb nur durch die Hilfe tierlieber Unterstützter finanziell stemmen. Für die Betreuung von Fundtieren – eigentlich eine Pflichtaufgabe der Kommune – müssen die Tierheime sogar noch Spendengelder zuschießen, damit die Tiere gut versorgt sind. „Das ist ein Unding – vor allem angesichts der aktuellen Herausforderungen.“

Finanzielle Rücklagen besitzten die Tierschutzvereine und Tierheime kaum. Man wirtschafte quasi von der Hand in den Mund. Geld für dringend notwendige Sanierungen oder Umbauten, die Hunden, Katzen und Kleintieren eine tiergerechtere Unterbringung ermöglichen würden, fehle vorne und hinten. Von „Energieeffizienz“ könne bei den alten Zwingern und Katzenhäusern keine Rede sein. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich unsere Energiekosten in der kommenden Heizperiode verdreifachen“, sagt Kevin Schmidt. Auch die Preise für Tierfutter ziehen an, während das Tierheime täglich rund hungrige Mäuler zu stopfen haben. Die Erhöhung des Mindestlohns und eine Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte ab Herbst führen dazu, dass auch die Ausgaben für das Tierheimper- sonal und für tiermedizinische Behandlungen in die Höhe schnellen.

Alleine werden wir das kaum überstehen, zumal die Spendengelder rückläufig sind“, sagt Kevin Schmidt und appelliert an die politisch Verantwortlichen: „Wir sind jetzt dringend auf rasche und unbürokratische Hilfe angewiesen.“

Tierheime existenziell bedroht
Mit der derzeitigen Situation sind die Tierheim in Thüringen nicht alleine. Bundesweit fürchten Tierheime und tierheimähnliche Einrichtungen um ihre Existenz. Trotz jahrelanger Warnungen des Deutschen Tierschutzbundes, der rund 550 Tierheime vertritt, hat sich politisch kaum etwas bewegt. Während die Kommunen jährlich 380 Millionen Euro an Hundesteuer einnehmen, würden die meisten Tierheime wie Bettler vor der Ratshaustür abgecancelt, wenn sie für die übernommenen kommunalen Aufgaben eine kostendeckende Erstattung einfordern, kritisiert der Dachverband. Stattdessen würden den Heimen immer neue Belastungen zugemutet: Durch die Hundeverordnungen der Länder landen insbesondere große Hunde und bestimmte Rassen im Tierheim, die nur schwer vermittelbar sind. Dazu kommt, dass Tierheime oft einspringen müssen, wo Ordnungsbehörden und Veterinärämter nicht konsequent durchgreifen. Die Unterbringung von immer mehr sichergestellten, auch exotischen Tieren bringt die Vereine an ihre Grenzen.

Die Forderungen der Tierschützer, dem illegalen Welpenhandel durch ein Verbot oder zumindest eine Regulierung des Onlinehandels mit Tieren einen Riegel vorzuschieben oder durch einen verpflichtenden Sachkundenachweis die unüberlegte Anschaffung von Tieren zu verhindern, blieben bisher ungehört.