ZU GAST BEIM HOLZSCHNITZER DETLEF HELBING

Es fehlt nur noch Schneewittchen

Sonntag
31.07.2022, 12:16 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Vor drei Jahren entdeckte er seine Liebe zum Holz. Es ist, wenn man so will, seine dritte Ehe. Die erste und wahre Liebe ist und bleibt seine Frau Doris. Die zweite schloss er mit der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) ab. Ihr hielt er 40 Jahre lang bis zur Rente die Treue. Seine dritte Partnerschaft ging er mit dem Holz ein. Schuld daran waren Zwerge...

Holzschnitzereien von Detlef Helbing (Foto: Kurt Frank) Holzschnitzereien von Detlef Helbing (Foto: Kurt Frank)
Nordhausen. Detlef Helbing ist gern im Harz unterwegs. Hier erlebte er Holzschnitzer in Aktion. Er bewunderte ihr Geschick und die Produkte ihrer Arbeit. Schon bei einem Besuch eines Freundes hatte es ihm ein Zwerg angetan. Der war mit weißem Bart gar lieblich anzusehen. Seine Frau wollte ihn unbedingt kaufen. Sie solle sich gedulden, riet er ihr. Er wolle es selbst versuchen, ihr einen Zwerg zu basteln.

Zunächst versuchte sich Helbing, aus Paletten nützliche Dinge zu formen. Später waren es kleine Eulen oder Bäume. Ihm gefiel, was er da mit der Laubsäge zustande brachte. Mit der Zeit liebäugelte er mit größeren Vorhaben. Der Rentner nahm die Kettensäge in die Hand. Das war vor drei Wochen. Für ihn ist dieses Werkzeug als Holzschnitzer die Königsklasse.

die ersten beiden Zwerge (Foto: Kurt Frank) die ersten beiden Zwerge (Foto: Kurt Frank)
Gewerkelt habe er schon in jungen Jahren. Dass ihm aber die Holzschnitzerei so gut gelingen würde, habe ihn selbst überrascht, sagt der ehemalige Teamleiter Wohnungsmanager der WBG. Er schnitzte Zwerg um Zwerg. Sieben an der Zahl. Jetzt fehle nur noch Schneewitschen. Das erste große sehenswerte Stück war ein über 30 kg schwerer Zwerg, das nach einer Drei-Tages-Arbeit auf dem Tisch stand. Ein etwas leichterer Bruder gesellte sich mittlerweile hinzu (siehe Bild). Detlef Helbing hat nun einen Bären im Sinn. Eventuell nur als Kopf-Porträt. Mit aufgerissenem Maul und spitzen Zähnen.

Detlef Helbing beim Arbeiten
Etliche Hundert-Markscheine habe er als Startkapitel in die Hand für sein Hobby nehmen müssen. Er betreibe es aus Lust, Freude und Leidenschaft. Nicht professionell. Aufträge nehme er deshalb nur von seinen Töchtern entgegen. Was sich ansonsten unter seinen geschickten Händen formt, verschenkt der Meister an Verwandte, Freunde und Bekannte, die ihm auch gern einen Obolus überlassen.

Geduld, handwerkliche Begabung und ein guter Blick für räumliche Proportionen seien für einen Holzschnitzer Voraussetzung für sein Schaffen. Als Vorlage für seine Figuren dienten ihm Fotos und Skizzen, die er auch auf das Holz zeichne. Das Holz müsse gut abgelagert sein, um später Risse zu vermeiden. Nach seinen Holzvorräten zu urteilen, könnte sich der Meister noch Jahre lang künstlerisch betätigen. Materialnachschub erhält der begabte Ruheständler unter anderem von abgestorbenen oder aus Sicherheitsgründen gefällten Bäumen auf Flächen der WBG.

Für die Feinarbeiten brauche es als Multifunktionswerkzeug einen Dremel. Sei das erledigt, werden die Kunstwerke abgeflammt, abgebürstet und lackiert. Mit kritischem Blick begutachte seine Frau sein Tun. Sie übe nur Kritik, wenn sie der Meinung sei, er müsse noch nachbessern. Seine Figuren sollen schließlich noch vollendeter werden. Das Video zeigt den sympathischen Mann in Aktion. Das Bearbeitungsstück ist schon als Eule erkennbar.
Kurt Frank