Volkskrankheit Depression

Warum psychische Erkrankungen kein Tabu sind

Sonntag
24.07.2022, 07:58 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Laut WHO haben sich Depressionen zur zweiten Volkskrankheit weltweit entwickelt: Statistisch gesehen leidet jeder Vierte Bundesdeutsche einmal in seinem Leben an einer depressiven Erkrankung – Tendenz steigend. Depressionen gehören zu den häufigsten und wegen Ihrer Schwere gleichzeitig zu den am meisten unterschätzten Erkrankungen...

Die Helios Klinik Hettstedt steht seit mehr als 20 Jahren für die psychische Gesundheit und wird ab 2023 zur Fachklinik für Psychiatrie und Schmerztherapie. Wir erklären, warum psychische Erkrankungen kein Tabu sind und wie Sie erste Anzeichen erkennen können.

Helios Kliniken Entspannungsraum in der Helios Klinik Hettstedt (nach dem Snoezelen-Konzept) (Foto: Thomas Oberländer) Helios Kliniken Entspannungsraum in der Helios Klinik Hettstedt (nach dem Snoezelen-Konzept) (Foto: Thomas Oberländer)

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nach mehr als zwei Jahren für viele spürbar: Lockdown, Ausgangsbeschränkungen und Social Distancing sind einige der Gründe für steigende Depressivität, Einsamkeit, Stress und negativen Affekt. Gleichzeitig nahmen schützende Faktoren ab: positive emotionale Zustände, Optimismus und die Fähigkeit, sich von Stress zu erholen. Das traurige Fazit: Die Resilienz sank, die Anzahl an Depressionen und anderen psychischen Störungen stieg an.

Noch immer sind psychische Erkrankungen gesellschaftlich mit einem Tabu behaftet, dabei sind allein in Deutschland etwa 5,3 Millionen Menschen an Depression erkrankt. Hinzu kommt, dass im ersten Jahr der Pandemie die Fälle von Depressionen und Angststörungen weltweit um 25 Prozent gestiegen sind. Somit ist die Depression zur Volkskrankheit geworden und doch findet sie gesellschaftlich noch immer weniger Akzeptanz als körperliche Krankheiten. Viel eher werden psychosomatische Beschwerden wahrgenommen wie Rückenschmerzen, Erschöpfung oder auch Schlafstörungen.

Dr. med. Alexander Romanowski ist Chefarzt für Psychiatrie und Psychotherapie an der Helios Klinik Hettstedt und betont, wie wichtig es ist, auf seine Seele zu achten: „In allen Lebensbereichen finden sich Faktoren, die sich auf unsere Psyche auswirken. In unserer Abteilung nehmen wir einen erhöhten Bedarf an Therapien wahr, der durch die veränderte Arbeitskultur und den gesellschaftlichen Druck noch einmal angestiegen ist. Egal, ob die Auswirkungen der Corona-Pandemie oder der Alltag Sie belasten – nehmen Sie Ihre Sorgen ernst und nehmen Sie Hilfsangebote wahr. Eine Therapie bedeutet auch, einen Ausgleich zu schaffen und einen Schritt aus der Spirale aus Depression, Selbstzweifel und Unzufriedenheit zu gehen.“

Dabei sind Anzeichen für Depressionen oder andere psychische Störungen alles andere als eindeutig. Für viele Menschen sind psychische Erkrankungen aufgrund der vielen Begriffe und komplexen Definitionen auch oft mit Unsicherheiten und Unschärfen besetzt. Unser Experte erklärt daher: „Die Symptome einer Depression sind vielschichtig. Beeinträchtigt sind Stimmung, Antrieb, Motivation, Interessenslage, Lust und Leidenschaft. Aber auch soziale Kontakte und der berufliche Alltag können unter der depressiven Stimmung leiden. Für Menschen, die Hilfe suchen, gibt es verschiedene Anlaufstellen, wie bspw. die Hausärzt:innen, die Deutsche Depressionshilfe oder nach Überweisung durch einen niedergelassenen Arzt auch unsere Psychiatrische Institutsambulanz. Hier bieten wir eine ambulante multiprofessionelle Behandlung psychiatrischer Erkrankungen an, für die auf Grund der Dauer und Schwere der Erkrankung die Angebote der niedergelassenen Fachärzte und Psychotherapeuten nicht ausreichend sind. Wir bieten ihnen ambulant oder auch stationäre eine geeignete Therapie – für eine professionelle und schnelle Hilfe für Ihre Seele “ sagt Chefarzt Dr. med. Romanowski abschließend.

Wir haben fünf Tipps zur Stressbewältigung zusammengestellt – die insbesondere am Arbeitsplatz für etwas Entspannung sorgen können.
  • Auch mal Nein sagen – Sagen Sie frühzeitig Bescheid, wenn Ihnen die Kapazitäten fehlen.
  • Niemand ist perfekt – Stellen Sie keine zu hohen oder unrealistischen Erwartungen an sich selbst.
  • Auslöser identifizieren – Erstellen Sie eine Liste mit persönlichen Stressfaktoren anlegen. Daraus können Sie Lösungen ableiten: bspw. feste Zeiträume für die Beantwortung von E-Mails festlegen, wenn das ständige „Pling“ im Posteingang von der Arbeit ablenkt.
  • Stress nicht unterdrücken – Tun Sie etwas aktiv etwas gegen den Stress: Sprechen Sie bspw. mit Kollegen sprechen oder beziehen Sie den Chef mit ein.
  • Sport machen – Nutzen Sie Bewegung als Methode, dem Stress entgegenzuwirken.