Lichtblick zum Wochenende

Eine Woche danach

Freitag
22.07.2022, 09:10 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Seit einer Woche Ferien. Seit einer Woche kein viel zu frühes Aufstehen am Morgen, kein Ranzen packen am Abend, kein „Hast du die Hausaufgaben fertig?!“ In dieser Woche ist bei vielen auch Ärger über das Zeugnis abgeflacht...

Bei manchen Schülern klingt dennoch so mancher verärgerter Satz der Eltern oder Großeltern nach. Du bist zu schlecht! Nächstes Jahr musst du dich noch mehr anstrengen! --- Solche Sätze tun in der Seele weh. Wie wohltuend und ermunternd sind da Eltern und Großeltern, die sagen: „Du bist so, wie du bist.“ „Ich hab dich trotzdem lieb.“ „Ok, dieses Jahr hast du knapp geschafft. Nächstes Jahr helfe ich dir mehr.“ „Nach den Ferien beginnt die Zählung wieder bei Null.“

Doch wenn man es genau betrachtet, so sind es nicht nur die Kinder, die Angst vor dem Zeugnis haben. So manches Zeugnis wird auch im Berufsalltag geschrieben. Manches, was da zu lesen ist, empfinden wir als ungerecht. Man hält dagegen: Ich habe mich angestrengt, versucht, die Aufgaben so gut wie möglich zu erledigen. Doch da hat einer die Position inne, mich zu beurteilen, mir zu sagen: Du bist nicht gut genug. --- Das tut in der Seele weh.

Was würde zu lesen sein, wenn ein Zeugnis für den Chef ausgeschrieben werden müsste? Was würden Kinder schreiben, wenn sie ein Zeugnis über uns Erwachsene und Eltern schreiben sollten?

Einer, der nicht so abrechnet, ist Gott selbst. Für ihn sind wir wertvoll, ohne jeden Notendurchschnitt. Ein Zeugnis von ihm würde unsere Einzigartigkeit belegen. Wenn Gott für uns ein Zeugnis schreiben würde, dann ginge es nicht um Mathe, Deutsch, Naturwissenschaft oder sture Erledigung der vorgegebenen Aufgaben. Es ginge vielmehr um Nächstenliebe, Vertrauen und Glauben. Es wäre auch keine Abrechnung, kein Leistungsnachweis, keine Schulnote von 1-6 für die vergangenen Monate. Es wäre ein Beleg für seine Liebe zu uns. Am Ende schreib er unter unser Zeugnis: Du bist wertvoll. HDGDL (Hab‘ dich ganz doll lieb).
Da kommt dann tatsächlich auch wieder Urlaubsstimmung auf.
Pastorin Steffi Wiegleb