Die „nordhäuser flohburgblätter“

Freitag
15.07.2022, 13:06 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Als sich am 30. Juni die Eröffnung des stadtgeschichtlichen Museums Flohburg zum 10. Mal jährte, fiel mir die Publikationsreihe „nordhäuser flohburgblätter“ ein, die in den ersten vier Jahren eng mit diesem Geschichtsmuseum verbunden waren, ja, eines seiner Markenzeichen wurde. So beginnt eine neuer Beitrag von Heidelore Kneffel...

 nordhäuser flohburgblätter. Das Gemälde (Foto: H.Kneffel) nordhäuser flohburgblätter. Das Gemälde (Foto: H.Kneffel)

Da ich an dieser Schriftenreihe beteiligt war, bat man mich mehrfach, doch darüber etwas aufzuschreiben.

Wir erinnern uns! In der „altehrwürdigen Stadt“ gab es immer wieder den Wunsch, ein Museum einzurichten, in dem die Geschichte der Stadt eine würdiges Domizil finden würde. Ich denke in diesem Zusammenhang an ein Faltblatt, das eine historische Ansicht des Fachwerkbaues Ecke Blasiistraße/Barfüßerstraße zeigte, in Nordhausen allgemein als „Flohburg“ benannt, auf dem geworben wurde: „Für ein neues stadthistorisches Museum - DIE FLOHBURG – Ich mache mit!“ Herausgeber war der Förderverein Flohburg e.V., dessen Vorsitzender Klaus Wahlbuhl war, der Stellvertreter Dr. Manfred Schröter. Die Historie des Hauses hatte Hans-Jürgen Grönke verfasst.

Eines Tages dann ward beschlossen, dass zu dem gotischen Fachwerkgebäude ein moderner Anbau kommen würde, denn die Exponate, die das Museum aufnehmen würde, bedurften mehrerer Räume. Die Architekten des Um- und Anbaues waren Hans Jürgen Gerboth und Annette Queller-Gerboth aus Hamma.

Vor der Eröffnung des Bauwerkes erschien von Dr. Peter Kuhlbodt, mehrere Jahre Archivar des Stadtarchivs, eine 41 Nummern bildende Artikelserie, veröffentlicht vom 21.11.2010 bis zum 12.11.2011, die mit Text und Bild hervorragende Exponate aus dem Depot der Stadt, dem Walkenrieder Hof, vorstellte. Wohl dem, der diese Serie gesammelt hat! Vieles davon fand dann in der Dauerausstellung einen Platz. Der erste Beitrag behandelte „Das Luther-Jonas Erinnerungsglas“, eine Nachbildung aus dem 19. Jahrhundert, das in der Abteilung Reformation nun auch vorgestellt wird. Die Überlieferung besagt, dass Luther seinem Freund Justus Jonas 1546 in Halle ein Erinnerungsglas schenkte und dabei in deutscher Nachdichtung den Trinkspruch aussprach: „Dem alten Dr. Jonas bringt Dr. Luther ein schön Glas, das lehrt sie alle beide fein, dass sie zerbrechlich Gläser sein.“ Der letzte Beitrag Kuhlbrodts stellte eine wertvolle französische Kaminuhr mit figürlicher Plastik, um 1800, Messing vergoldet, vor, die zur Zeit im Kunsthaus Meyenburg in der Ausstellung: „Kinder, Kinder!...“ gezeigt wird.

Mit der damaligen Amtsleiterin für Kultur und Tourismus, Dr. Cornelia Klose, besprach man, dass eine die Dauer- und die jeweiligen Sonderausstellungen begleitende kleine Publikationsreihe erscheinen sollte mit dem Namen „nordhäuser flohburgblätter“. Ein ansprechend gestaltetes farbiges Erscheinungsbild würde ein Blickfang sein. So geschah es! Im Eröffnungsjahr erschienen bereits die ersten drei Hefte: „Die Geschichte des Hauses ‘Flohburg‘“, „Nordhausens 1085-jährige Geschichte - ein Überblick“, beide von Dr. Peter Kuhlbrodt verfasst, und „Das Gemälde ‚Im Museum‘ und sein Maler Carl Welz aus Nordhausen“, von mir stammend, das Ölbild und den Maler vorstellend und auch die Museumsentstehung in Nordhausen. Als Gestalter der bis auf zwei Ausnahmen A 5 großen, siebenseitigen farbig bebilderten Publikationsreihe gewann man die Werbeagentur wirsinds GbR in Nordhausen. Die Seiten wurden dreispaltig gesetzt, so dass die Illustrierung reichhaltig sein konnte. Die Agentur wirkte auch gestalterisch bei den zahlreichen Sonderausstellungen mit.
Der eingangs genannte „Förderverein Flohburg“ wirkte weiter und wurde nun von Rainer Holdefleiß aus Nordhausen geleitet. Seine Mitglieder zeichneten sich auch für die Hefte verantwortlich. Diese befinden sich auch im Bücherbestand der Sammlungen in Frankfurt am Main, in Leipzig, in Jena, in Nürnberg, in Wernigerode. Als im letzten Quartal 2012 Frau Dr. Klose die Leitung des stadtgeschichtlichen Museums übernahm, arbeitete sie in ständiger Verbindung mit dem Förderverein zusammen, so dass dieser sich als Förderer der Einrichtung begreifen konnten. Führungen in den Dauerausstellungsräumen mussten organisiert werden, mehrere Sonderausstellungen pro Jahr kuratiert und das abwechslungsreiche Begleitprogramm in vielfältiger Besetzung stattfinden. Bis Ende 2015 war uns das möglich. Dann wurde die Museumsleiterin plötzlich entlassen, Fragen des Fördervereins dazu bei der Stadtverwaltung waren auffallend unerwünscht und brachten kein Ergebnis. Als dann feststand, dass keine neue Einzelleitung für das Haus eingesetzt würde, was angesichts der Aufgabenfülle unverständlich erschien, Frau Susanne Hinsching die Leitung der drei städtischen Museen zugesprochen bekam, löste sich der Förderverein auf. Knapp vier Jahre erfolgversprechende Arbeit und dann so ein abruptes Ende hinterließen viele Fragen, auch darüber, wie damals diese ehrenamtliche Arbeit gewürdigt wurde.
Insgesamt kamen in dieser Zeit 13 Hefte im A5 Format heraus und 2 Sonderhefte in A4, eines zur „Erinnerung an die Zerstörung Nordhausens vor 70 Jahren“, das zweite „Die Revolution der Kerzen“ in Nordhausen vor 25 Jahren. Wer wollte, konnte sich eine eigene kleine Nordhausenbibliothek zusammenstellen, auch als Geschenk wurden die Heftchen gekauft. Ziel war es, die Besucher der Sonderausstellungen inhaltlich zusätzlich gut unterrichtet auszustatten, denn trotz zahlreicher Sonderführungen konnte nicht jeder Besucher mündlich detaillierte Auskunft erhalten. Die Besucherzahlen waren von Anfang an erfreulich und nahmen zu, die Anzahl der Nichtnordhäuser war beträchtlich. Die Verfasser der Hefte waren Dr. Peter Kuhlbrodt (6 Hefte), Heidelore Kneffel (6 Hefte), Marie-Luis Zahradnik (1 Heft), Dr. Cornelia Klose und Cornelia Wulf (Sonderheft), Hochformat und Flohburgteam, staatliches Gymnasium Wilhelm von Humboldt, wirsinds GbR (Sonderheft), Querformat. Wer diese Publikationsreihe nicht besitzt und nun neugierig wurde, kann einig Hefte noch an der Kasse der „Flohburg“ erhalten oder sie in der Rudolf-Hagelstange-Bibliothek lesen oder ausleihen.
Heidelore Kneffel