Populismus und falsche Energiepolitik

Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr?

Sonnabend
09.07.2022, 08:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Nicht nur vor 30 Jahren gab es „Wendehälse“, auch heute. Allerdings haben sich die Präferenzen geändert. Ging es damals um die Abkehr vom Sozialismus zur Marktwirtschaft, wird heute dem Wirtschaftsstandort Deutschland und dem Pazifismus abgesagt. Aus Grün wurde plötzlich Olivgrün, aber alles „zum Wohle des Deutschen Volkes“ oder sollte ich besser zum Wohle der eigenen Ansichten sagen? Fragt sich unser Kolumnist acto...


Müssen wir bald aufgrund eines Mangels an Strom und der daraus folgenden Rationierung warmen Wassers kalt duschen? Oder wird der Krieg in der Ukraine nur dazu genutzt, um eigenes Politikversagen schön zu reden und die wirklichen Gründe unserer Energiemisere zu vertuschen?

Unbestritten sind seit einigen Jahren in der Energiepolitik falsche Wege gegangen worden. Nun hat die übereilte und zu mindestens zu hinterfragende Sanktionspolitik gegenüber Russland das Fass zum Überlaufen gebracht. Denn wem schaden die aktuellen Sanktionen wirklich am meisten, Russland?

Russland verkauft jetzt sein Öl und Gas in Rekordmengen an China und Indien. Wir kaufen dann von diesen Ländern die aus russischem Öl hergestellten Produkte. In Folge dessen kaufen wir das einst so verteufelte, teure Fracking Gas aus den USA, das auch noch „umweltverträglich“ über den Atlantik befördert werden und dessen Aggregatzustand deshalb zweimal geändert werden muss. Dafür ist es nötig, dieses auf Minus 162 Grad Celsius herunter zu kühlen, was wiederum etwa 25 Prozent der Energie verbraucht, die in genau jener Gasmenge steckt, die gerade transportiert werden soll! Wie „grün“ ist das denn???

Zu Beginn des Ukraine-Krieges forderten Politiker unter anderem einen sofortigen Stopp der russischen Öl- und Gaslieferungen. So sagte zum Beispiel Außenministerin Baerbock noch Anfang März „man sei bereit für ein Embargo russischen Öls. Man wolle nicht mehr diese fossilen Rohstoffe und damit indirekt den Krieg Russlands finanzieren“.

Was wäre mit unserer Wirtschaft und mit unserem ganzen Land geschehen, wenn wir diese Forderung damals tatsächlich umgesetzt hätten oder Putin aufgrund dieser Drohung den Gas- und und den Ölhahn gleich abgedreht hätte?

Infolge der stets im Sommer stattfinden Wartungsarbeiten, sowie eines aufgrund des Embargos fehlenden Verdichter-Aggregates fließt eine reduzierte Gasmenge nach Deutschland, so die Begründung des Betreibers Gazprom. Darum sah sich Wirtschaftsminister Habeck veranlasst, die Alarmstufe des Notfallplanes Gas auszurufen und hat damit Russland den Schwarzen Peter zugeschoben. Putin würde angeblich den Gashahn abdrehen, obwohl ja bekanntlich die Lieferverträge seitens Russlands nicht annulliert wurden.

Ohne Frage hat Putin mit diesem Krieg eine rote Linie überschritten. Aber unsere früheren und derzeitigen Aktivitäten sind für mich auch Ausdruck des Versagens des Westens in Sachen Friedenssicherung. Denn es wurden seit Jahre keine ernsthaften diplomatischen Aktivitäten entwickelt, Russland in Europa stärker einzubinden.

Aktuell wird das Ende des Verbrennungsmotors propagiert, die so sehr gepriesene Elektromobilität verbraucht Strom, den wir möglicher Weise in Zukunft nicht haben werden, die Inflation ist auf Rekordhoch und die Bundeswehr kann geforderte Waffenexporte nicht tätigen.

Wann widmet die deutsche Politik endlich wieder ihre Kraft dem Wohl des Deutschen Volkes und nicht dem Wohle eigener Befindlichkeiten?
acto, der Klarname ist der Redaktion bekannt.