Richtfest im Uthleber Weg

Wer zur rechten Zeit kommt

Freitag
08.07.2022, 17:40 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, heißt es. Im Gegenzug werden wohl diejenigen, die rechtzeitig handeln, belohnt. Am neuen „Biotech“-Campus am Rande Nordhausens gehört man wohl zu Letzteren, aber es war knapp…

Richtfest am "Biotech-Campus": Silvio Wagner, Chef der Waresa Bau, Torsten Buchwald Mitbegründer der AHN Biotechnologie und TiRo-Chef Niels Neu (Foto: agl) Richtfest am "Biotech-Campus": Silvio Wagner, Chef der Waresa Bau, Torsten Buchwald Mitbegründer der AHN Biotechnologie und TiRo-Chef Niels Neu (Foto: agl)

Hätte man zwei Monate länger gewartet, dann hätte der große Neubau, den die Firma AHN Biotechnologie ihrem Standort in Nordhausen gerade gönnt, wohl in Frage gestanden. Dass es nicht so gekommen ist und das man die größten Schwierigkeiten der letzten Wochen und Monate gerade noch umschiffen konnte, dass sei auch eine Frage des Vertrauens, sagt Niels Neu, Chef der Tiefbaufirma „TiRo“ und einer der Bauherren, die am Uthleber Weg heute Richtfest feiern konnten.

„Die AHN hat auf unserem Gelände ja bereits seit längerem Produktionsstandorte, wenn auch in deutlich kleinerem Umfang. Wir haben jetzt mit denselben Leuten zusammengearbeitet wie damals und das Vertrauensverhältnis, das man seitdem aufgebaut hat, hat sich bezahlt gemacht. Viele sind in Vorleistungen gegangen, hatten schon Material eingekauft und konnten so die Engpässe die der Ukraine-Krieg und die Energiekrise vermeiden. Und das alles als reine Privatinvestition ohne Fördermittel. Es ist gut zu sehen, dass auch das noch geht.“

Wenn alles weiterhin so glatt läuft wie bisher, dann können bis Ende des Jahres 4.000 Quadratmeter Produktionsfläche in Betrieb genommen werden. Das hier nicht irgendein Neubau in die Landschaft gesetzt wird, mag man auf den ersten Blick nicht erkennen. Das Gebäude ist funktional und gleicht in seiner jetzigen Form eher einer Lagerhalle. Noch fehlt das Innenleben und das wird und muss „High-Tech“ sein. Das Deutsch-Indische Unternehmen liefert Labortechnik und die muss Lupenrein beim Kunden ankommen. Neben dem bisher üblichen Verbrauchsmaterial wie hochpräzisen Pipetten und Filtrationsgeräten will man sich hier mit dem Ausbau des Nordhäuser Standortes auch neue Geschäftsfelder erschließen, sagte Torsten Buchwald, der die Firma zusammen mit dem indischen Unternehmer Shah Schirag vor über 20 Jahren ins Leben gerufen hat. Das Geschäftsfeld habe Zukunft, insbesondere da in jüngster Zeit mancher einheimische Abnehmer seine Kapazitäten aus dem Ausland zurück nach Deutschland verlagere.

Noch gleicht der Bau einer Lagerhalle, bis Ende des Jahres sollen hier moderne Produktionsanlage für Labortechnik entstehen (Foto: agl) Noch gleicht der Bau einer Lagerhalle, bis Ende des Jahres sollen hier moderne Produktionsanlage für Labortechnik entstehen (Foto: agl)


Nach dem Spatenstich im vergangenen September liege man gut im Plan und hoffe zum Ende des Jahres den Betrieb aufnehmen zu können, ein Fragezeichen stehe in der aktuellen Situation aber noch hinter der Technik, die man für den Betrieb der Reinräume brauche, so Neu. Mit längeren Verzögerungen rechne man aber nicht.

Lob für das bisher Geleistete gab es heute auch von der Politik. Landtagspräsidentin Birgit Keller (Linke) sagte es sei gut und wichtig, Menschen zu sehen die „anpacken und nach vorne gehen“, gerade in diesen Zeiten. Dieser Zusammenhalt Stärke letztlich auch die Region, so Bürgermeisterin Alexandra Rieger (SPD). Zusammen mit ihrem Parteigenossen Landrat Matthias Jendricke und Vertretern des Wirtschaftsministeriums des Freistaates war Rieger erst in der vergangenen Woche bei dem Unternehmen zu Gast. Im Gepäck hatte man da auch gute Zahlen für Nordhausen: im Thüringer Industrievergleich belegt man inzwischen nach Arbeitskräften einen beachtlichen vierten Platz. Das verdiene Anerkennung, meinte der Landrat heute, allzuoft würden derlei Leistungen in Erfurt nicht wahrgenommen und man dürfe sich in der Region da nicht aus der Landeshauptstadt heraus „klein machen lassen“.

„Klein“ wird die Anlage am Rande der Stadt am Ende sicher nicht sein. Am Uthleber Weg wird eine Art „Biotech-Campus“ entstehen, der mit rund 10.000 Quadratmeter Produktions- und Lagerfläche samt Verwaltung vereint.
Angelo Glashagel