650 Jahre Neustadt

Castellani nostri Burchardus de ascazerode

Freitag
17.06.2022, 10:11 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
An "Buchardus" erinnert man sich auch in Osterode (Foto: Tim Schäfer) An "Buchardus" erinnert man sich auch in Osterode (Foto: Tim Schäfer)
Der Luftkurort Neustadt feiert in diesem Jahr sein 650. Jubiläum. Dazu gehört eine faszinierende Geschichte, die in Fragmenten etwas näher betrachtet werden sollte, hat sich Tim Schäfer gedacht und sich unter anderem mit Burchard von Honstein und "Ascozerode", oder "Osterode" befasst...

Bereits um 1178 tritt mit einem Burchard von Honstein in einer Fuldaer Urkunde erstmals ein Vertreter von Honstein (Schreibweise heute Hohnstein) und ein möglicher Vorfahre der Dynastie derer von Arnswald auf. Ein Burchard steht in Verbindung mit weiteren Linien zu “Ascozerode“, Arnswald und Tütchenrode, schreibt der Neustädter Mittelalterverein1).

In diesem Jahr 2022 feiert Neustadt sein 650. Jubiläum. Osterode gehört zu Neustadt, wurde 1950 mit Neustadt vereinigt, ist aber der ältere Ort, 1216 urkundlich belegt.2) Die beigefügte Abbildung zeigt einen Ausschnitt in der Darstellung an der Bushaltestelle in Osterode. Wer war Burchard oder dieser Burchard-clan, waren es Ritter, Grafen, Geistliche, oder ganz anders? Zunächst wissen wir, dass diese als bevorzugte Vertreter der Burg Hohnstein, der Grafschaft, wirkten. Burchard gilt als Stammhalter weiterer Linien Burchards, der von Ascozerode (Osterode) sowie Arnswald. Sehen wir uns nur drei Fakten an, die einen Burchard eng mit unserer Heimatgeschichte verbinden. In dem Bewusstsein, das eben auch andere historisch verbriefte Burchards überregional, wie bspw. der aus Köln, gewirkt haben. Die Fuldaer Urkunde von 1178 ist bereits erwähnt. Für Osterode selbst spielte Burchard eine wichtige Rolle, denn er bezeugt die Ersterwähnung 1216 als Ascozerode (Osterode), wird in der Urkunde als „castellani nostri Burchardus de ascazerode“ betitelt.

Frei übersetzt, Burchard, Vertreter unserer Burg (Honstein-d.A.).2) Graf Dietrich I. von Hohnstein, er regierte von 1219- 1249 bekundete 1238, dass er den 13 Nonnen des Klosters Beati Nicolai in Bischofferode (Biscopherode) einen Obstgarten daselbst geschenkt hat…3). Diesmal wird dieser Burchard als „fideles nostri Burchardus de Ascozerode“ betitelt, frei übersetzt: unser Getreuer. Im Kontext des Wirkens der Burchards könnte die Errichtung der Lehen und die Gründungen/ Benennungen von Ortschaften, Klöstern oder Städten gesehen werden, also der Grundlagen der damaligen Ordnung im Reich. Sozusagen, für uns heute besser verständlich als ein Herbeigerufener des staufischen Kaisers, der Grafschaft, ein Vertreter und Bevollmächtigter, mithin ein früher Advokat (lateinisch advocatus, „der Herbeigerufene“).

Explizit war Burchard damals nicht comes „Graf“ bezeichnet. Dennoch erhellt uns die Erhabenheit der Beziehung zum Kaiserreich. Burchardus ist ein Synonym, war ein getreuer Honsteiner und Osteröder, der zum engen Kreis der Herrschaft des begüterten Grafengeschlechts, dem Umfeld des staufischen Kaisers gehörte. Somit auch Teil der Geschichte des Kaiserreichs war, die spätestens 1871 über die Barbarossa-Sage zum Nationalmythus wurde, die sich im nahen Kyffhäuser verkörpert. Insbesondere der staufische Kaiser Friedrich Barbarossa gilt als die mittelalterliche Herrschergestalt schlechthin.
Tim Schäfer

Literatur:
  • Dr. Steffen Raßloff „Geschichte Mitteldeutschlands. Sachsen – Sachsen-Anhalt – Thüringen“
  • Knut Görich: Friedrich Barbarossa: Eine Biographie. München 2011
  • Theo Kölzer: Der Hof Friedrich Barbarossas und die Reichsfürsten In: Stefan Weinfurter (Hrsg.): Stauferreich im Wandel. Stuttgart 2002
  • Jan Ulrich Keupp: Dienst und Verdienst. Die Ministerialen Friedrich Barbarossas und Heinrichs VI. Stuttgart 2002


Einzelnachweise: (Hinweis: vereinfachte Schreibweise Ascozerode (für Osterode) hier meist verwendet):
  • https://www.hohnsteiner-mittelalterverein-ev.de
  • (Walkenr. U.B. nr. 20 aus dem Original im Landeshauptarch. Wolfenbüttel; - Dobenecker, Reg. Dipl. hist. Thur. II. 539)
  • Wolfgang Kahl: Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. Ein Handbuch. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, 2010, ISBN 978-3-86777-202-0, S. 214 (Ilfelder Regesten, Nr. 11)
  • Landesarchiv Thüringen, 1.1./ I Lb 1