Neue Konstellation für den FSV Wacker 90 im Abstiegskrimi

Klassenerhalt mit dem Taschenrechner

Mittwoch
15.06.2022, 20:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Nachdem gestern bekannt wurde, dass es zur nächsten Spielzeit keinen Aufsteiger aus der Thüringenliga in die NOFV-Oberliga geben wird, kann sich der FSV Wacker am Samstag in Bautzen direkt retten. Allerdings nur, wenn auch der Erzrivale Rot-Weiß Erfurt mitspielt …

So wollen die Wacker-Spieler am Samstag um 16 Uhr in Bautzen jubeln  (Foto: M.Liedke) So wollen die Wacker-Spieler am Samstag um 16 Uhr in Bautzen jubeln (Foto: M.Liedke)

Die gute Nachricht: Wenn es am Wochenende gelingt, vor Inter Leipzig ins Ziel zu kommen, bräuchte Wacker nicht in eine Relegation. Wismut Gera verzichtet auf den Aufstieg aus der Thüringenliga und die anderen Thüringer Vereine hatten schon vorher ein Aufrücken in die Oberliga ausgeschlossen. Damit entfallen die Relegationsspiele des Liga-Vierzehnten gegen den Vertreter der NOFV-Nordstaffel.

Die schlechte Nachricht: Wacker hat den Klassenerhalt nicht selbst in der Hand und sogar ein hoher Auswärtssieg in Bautzen könnte am Ende zu wenig sein.

Im Fernduell mit dem FC International Leipzig wird es um Stellen hinter dem Komma gehen, denn weil die Leipziger zum Saisonabschluss ein Spiel weniger absolviert haben werden als die Nordhäuser, greift die Quotientenregelung bei der Endabrechnung. Das heißt, die erreichte Gesamtpunktzahl des Vereins wird durch die Anzahl der absolvierten Spiele geteilt. Im Fernduell versuchen am Samstag ab 14 Uhr die beiden Kontrahenten mit Erfolgen doch noch die Klasse zu halten.

Wir haben Ihnen hier einmal ausgerechnet, wie sich die möglichen Ergebnisse auf den Quotienten auswirken können:
  • Wenn Wacker gewinnt steht ein Quotient von 1,03 … zu Buche.
  • Wenn Wacker Remis spielt einer von 0,96666667.
  • Wenn Wacker verliert heißt der Quotient 0,9333 …
  • Wenn Inter gewinnt ist der Quotient 1,06896552.
  • Wenn Inter Remis spielt ist er genau 1.
  • Wenn Inter verliert beträgt der Quotient 0,96551724


Wacker reicht also ein Punkt, wenn Inter in Erfurt verliert. In Quotientenzahlen ausgedrückt könnte Wacker bei einem Unentschieden und einer gleichzeitigen Niederlage von Inter mit einem Vorsprung von 0,011 Quotenpunkten den retteten 14. Platz ergattern. Sollte Inter unentschieden spielen, muss Wacker für den eigenen Klassenerhalt in Bautzen gewinnen. Wenn Inter aber in Erfurt gewinnt, ist Wacker definitiv abgestiegen, egal wie hoch die Peßolat-Truppe in Bautzen gewinnen würde.

Das wahrscheinlichste - und von allen die ein Herz für Wacker haben erwünschte - Szenario ist ein Sieg des souveränen Aufsteigers FC Rot-Weiß Erfurt, der seinen Fans im letzten Heimspiel noch einmal eine Freude machen und sich für die Unterstützung über die letzten beiden Jahre bedanken will. Zumal es bei der einstmals als politisches Vorzeigeigeprojekt gegründeten Mannschaft von Inter Leipzig starke Auflösungserscheinungen gibt und die Spieler sich vermutlich längst nach anderen Vereinen umgesehen haben.

Für Wacker bedeutet das auf Biegen und Brechen einen Punkt aus Ostsachsen mitzubringen und auf die Schützenhilfe des ungeliebten Konkurrenten aus der Landeshauptstadt angewiesen zu sein. Noch besser wäre natürlich ein Sieg in Bautzen, dann könnte Inter sogar unentschieden spielen und stiege trotzdem ab.

Der FSV Budissa Bautzen wird am Ende der Saison in der Oberliga Vierter werden, unabhängig vom Spielausgang gegen Wacker. Aber natürlich werden die Budissen im letzten Heimspiel der Saison die Punkte gegen die Nordhäuser nicht einfach herschenken wollen.

Wacker oder Inter? Wer kickt wen in die Verbandsliga zurück? (Foto: M.Liedke) Wacker oder Inter? Wer kickt wen in die Verbandsliga zurück? (Foto: M.Liedke)

Inter hat von den letzten fünf Spielen vier deutlich verloren (darunter das 0:3 gegen Wacker) und nur eines gewinnen können (gegen die ebenfalls in Auflösung befindliche Reserve des FC Carl Zeiss Jena).

Wacker hat in diesem Zeitraum, der mit der Übernahme des Teams durch Matthias Peßolat zusammenfällt, nur gegen Zorbau verloren, dreimal unentschieden gespielt und eben in Torgau bei „Peßo“s Amtsantritt souverän gegen Inter Leipzig gewonnen. Sollte das in Bautzen auch gelingen, stehen die Chancen für die Nordhäuser gut, auch in der Spielzeit 2022/23 eine Busfahrt zur Müllerwiese unternehmen zu können.

Der Trainer beschreibt die Situation als „angespannt“ und spricht im nnz-Gespräch von einem Herzschlagfinale. „Fakt ist, wir müssen etwas Zählbares mitbringen aus Bautzen“, sagt Matthias Peßolat. Mit Erik Schneider (gesperrt) und dem verletzten Kapitän Markus Vopel muss er auf wichtige Stützen im Team verzichten, weitere Spieler sind angeschlagen oder gar beruflich verhindert am Samstag. „Es bedarf schon reichlichen Spielglücks und eines Sahnetages unsererseits, um bei den starken Budissen etwas zu holen“, schaut er in die nahe Zukunft und hofft natürlich ebenfalls auf die Erfurter Rot-Weißen, für die er selbst vier Jahre lang die Töppen schnürte. „Die Jungs sind fleißig im Training und wissen, worum es geht“, erzählt „Peßo“ vom bisherigen Wochenverlauf. Er nimmt aber auch Druck von den Schultern seiner Kicker, wenn er sagt: „Es geht nicht um Leben und Tod am Samstag. Auch wenn wir es nicht schaffen, wird im nächsten Jahr weiter Fußball gespielt in Nordhausen.“

Trainer Matthias Peßolat versucht Druck von seinem Team zu nehmen (Foto: M.Liedke) Trainer Matthias Peßolat versucht Druck von seinem Team zu nehmen (Foto: M.Liedke)

Ein Blick in die Statistik dürfte den Wacker-Fans prinzipiell Mut machen. Von bisher ausgetragenen 13 Begegnungen konnten die Nordhäuser achtmal gegen Bautzen gewinnen und verloren nur viermal. Das Hinspiel im Februar dieses Jahres im Albert-Kuntz-Sportpark ging allerdings gründlich daneben. Mit 1:4 zogen die Jungs um Kapitän Markus Vopel damals den Kürzeren.

Am Samstagnachmittag um 16 Uhr wissen wir, wie der Krimi am Taschenrechner ausgegangen ist. Bis dahin heißt es hoffen, zittern und die Daumen drücken.
Olaf Schulze