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„Wo Inklusion draufsteht, muss Inklusion drin sein"

Freitag
10.06.2022, 14:54 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Die bildungspolitische Sprecherin der Thüringer FDP Franziska Baum meint: Kinder mit Förderbedarf und ihre Eltern brauchen Verlässlichkeit, dass sie sich frei für eine Schule entscheiden können. Da muss man nicht unbedingt gleicher Meinung sein. Wie unser acto zum Beispiel...


Die Ziele, die die Freien Demokraten damit verfolgen, zum einen Förderschulen als sicheren Ort für Kinder mit speziellem Förderbedarf zu erhalten, andererseits ein Schulwahlrecht der Eltern vollumfänglich zu garantieren, ist nicht nur widersprüchlich, es bindet die ohnehin knappe Ressourcen und überfordert die bereits über ihre Grenzen belasteten Lehrer.

Die Tatsache, dass Inklusion an den meisten „normalen“ Schulen nicht funktioniert, ja auch ohne spezielle Rahmenbedingungen gar nicht funktionieren kann, sollte jedem denkenden Menschen einleuchten.

Denn wie sollte zum Beispiel ein Regelschullehrer, der ohnehin den Spagat zwischen 25 Schülern mit unterschiedlichem Intellekt und teilweise auffallenden Verhalten praktizieren muss, noch auf die zusätzlichen, gehandicapten Kinder eingehen können und diese dann auch noch angemessen fördern? Nicht zu vergessen sind die bereits in jeder Klasse sitzenden Schüler mit Migrationshintergrund, die ebenfalls einen größeren Förderbedarf aufweisen.

Aus diesem Grund sollte zumindest die Sinnhaftigkeit des Schulwahlrechts hinterfragt werden. Denn die personellen und sächlichen Rahmenbedingungen sind an den meisten Schule einfach nicht gegeben.

Gemeinsamer Unterricht wird so zur Überforderung der Lehrer, denn diese sind weder auf die speziellen Anforderungen der Inklusion vorbereitet, noch ausgebildet worden. Aufgrund knapper Ressourcen kann aber auf die Dauer auch ein Sonderpädagoge je gehandicapten Schüler sicher nicht die Lösung sein.

Die durchschnittliche Klassenstärke an Regelschulen liegt in Thüringen bei etwa 22 Schülern, Tendenz steigend. Die Klassenstärke in Förderschulen liegt durchschnittlich bei 9 Schülern. Allein diese Zahlen sprechen für eine optimalere Förderung der gehandicapten Schüler an der zweitgenannten Schule.

Eltern wollen in der Regel immer das Beste für ihren Kinder. Aber es muss auch die Frage erlaubt sein, ob Eltern wirklich auch immer objektiv beurteilen können, was oder welche Schulart ihre Kinder am besten fördert?
acto