Bad Frankenhausen

Konfirmation und Pfingsten gefeiert

Freitag
10.06.2022, 12:30 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Pfingsten gilt als der „Geburtstag der christlichen Kirchen“. Deshalb kann man die Konfirmation auch als einen besonderen „Geburtstag“ feiern. In Bad Frankenhausen hat man jüngst das Pfingsfest mit der Konfirmation verbunden...

Einstmals haben die Eltern stellvertretend ihr Kind taufen lassen. Zur Konfirmation sind die jungen Menschen alt genug, um selbst zu entscheiden, wie es mit ihrem Glauben weiter gehen soll. Dies kann man auch im weltlichen Bereich erkennen (Herabsetzung des Wahlalters, Fahrerlaubnisbereich u. a.in dem DDR-Meyers Kleines Lexikon (1967) liest man: Konfirmation – (lat. „Bestärkung“, „Bestätigung“): in den evangelischen Kirchen Einsegnung nach vorbereitendem Unterricht“. Das ist auch heute noch so, doch der „Unterricht“ entspricht nicht einem schulischen Ablauf, sondern es werden christliche Glaubensfragen diskutiert und sich über ethische Lebensfragen ausgetauscht. Neben den Religionsgemeinschaften gibt es kaum noch Gruppierungen, wo sich intensiv mit ähnlichen Fragen beschäftigt wird.
In der Unterkirchen Bad Frankenhausen wurden zu Pfingsten in einem festlichen Gottesdienst 5 jungen Menschen (Ichstedt/Bad Frankenhausen) konfirmiert gestaltet nach den Wünschen der Jugendlichen. Grundthema war eine moderne Interpretation des alttestamentlichen Psalm 31: Weite Räume meinen Füßen.

In ihrer Predigt bezog sich Pfarrerin Nadine Greifenstein auf diese Gedanken: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“ So heißt es in einem Vers aus Psalm 31 - einem der sehr alten und traditionsreichen Lieder der Bibel, gesungen und gebetet über Generationen und Generationen hinweg. Darin beten Menschen zu Gott, schauen auf die Wege Gottes mit ihnen und bitten, dass er sie begleitet, schützt und leitet. Menschen schauen dabei auf sich selbst, ihr Erleben und ihre Erfahrungen in der Welt und mit Gott. Und mit alle dem Vertrauen sie sich Gott an. Mancher Psalm ist ausgesprochen tiefste Klage und Hilferuf, andere Psalmen sind jubelnde Lieder zur Ehre Gottes. Und alles dazwischen findet sich auch im Buch der Psalmen.



Vorhin zum Beginn des Gottesdienstes haben wir Psalm 31 miteinander gesungen. Auf einen neuen Text, der aufgreift und neu fasst, was Menschen vor Generationen und Generationen in Worte gefasst haben.
Mancher musste vielleicht schmunzeln in der zweiten Strophe, da wo es heißt: „Hinter uns die Sklaverei.“ Nun, damit ist natürlich nicht die Konfirmandenvorbereitungszeit gemeint, zumindest hoffe ich, liebe Konfirmanden, dass ihr die vergangenen zwei Jahre nicht so empfunden und erlebt habt. Gemeint ist hier im Lied natürlich die Erinnerung daran, dass Gott das Volk einst aus der Knechtschaft in die Freiheit geführt hat.

Sklaverei war die Konfirmationszeit also nicht, doch sicher war manches herausfordernd und zu bewältigen: den Unterricht zusammen möglichst aufrecht erhalten unter Corona-Bedingungen, da war schon an mancher Stelle kompliziert und es drohte unpersönlich zu werden. Ich bin froh, dass wir uns da nicht verloren haben.
Und ich erinnere mich aus eurer Zeit an etwas besonders, an etwas besonders Schönes. An die erste virtuelle Andacht zur Tauferinnerung. Jeder von euch saß vor seinem Bildschirm, dann kam die Aufforderung: Holt bitte eine kleine Schüssel Wasser und eure Eltern oder ein Familienmitglied dazu, was gerade bei euch zu Hause ist. Und dann habt ihr euch gegenseitig ein Kreuz mit Wasser auf die Stirn gezeichnet und zugesprochen: Du bist getauft, nichts kann dich trennen von der Liebe Gottes.

Das alles war mitten im Lockdown, wo rundherum in fast allen Bereich gar nichts ging. Aber diese halbe Stunde, in der wir uns vor dem Bildschirm getroffen haben, besonders dieses eine mal mit der Tauferinnerung, das hat mich doch sehr bewegt. Danke, dass ihr euch darauf eingelassen habt, auf eine neue Form der Erinnerung ans Getauftsein.

Neue Formen, neue Worte für das, was Menschen mit Gott bewegt und was ihr Bedürfnis ist, das alles geht nicht, wenn man nicht doch eine Ahnung davon hat welche Weite uns Gott im Leben und zum Leben schenkt.

Du stellst meine Füße auf weiten Raum, so heißt es im Psalm und auch im neuen Lied dazu.
Und es ist nicht nur die Rede von der Weite alleine, sondern auch von allem, was sie mit sich bringt. In Psalm 31 da taucht der Satz „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ umgeben von bedrängenden Beschreibungen auf. Von den Händen der Feinde ist da die Rede und vom Auge, was trüb wird vor Gram. Daneben taucht dann wieder die Hoffnung auf, wo es heißt: „du bist mein Gott!“ und „Gott hat seine wunderbare Güte an mir erwiesen.“

Sie merken schon, das sind nicht die Worte dieser Zeit.
Aber egal ob man auf die traditionsreichen oder die neuen Worte im Lied dafür hört: beide haben eins gemeinsam: sie beschreiben beide sehr ehrlich was die Weite in sich bergen kann und was die Weite ausmacht, in die Gott uns führt.

Da sind die Horizonte, die sich auftun und ganz Neues zeigen; da ist die Balance zu finden zwischen Wagemut und Ängsten – eine Herausforderung, die im Leben immer wieder besteht. Da sind die mutigen Schritte und von Zeit zu Zeit das Erleben: Mensch, so frei habe ich noch nie zuvor geatmet.
Da ist die Freiheit, in die Gott uns führt und dann auch darin lässt, aber diese Freiheit ist eben auch immer damit verbunden, dass man irren kann. Da lassen sich vorher ungeahnte Kräfte entdecken, schlummernde Talente wecken und Phantasie lässt sich entfalten; immer aber ist da auch das Vorzeichen: wo es eine Chance gibt, da ist auch auf die Gefahr zu achten.
Letztlich ist in all der Weite Gott die Orientierung, auf die Verlass ist. So dass es in unserem Lied hier in der vierten Strophe heißt: „Sei du Kompass, sei du Richtschnur, dass wir nicht verloren gehen.“ Diese Stelle ringt mir immer eine kleine Gänsehaut ab. Wie gut, wenn Gott wie ein Kompass sein kann, wenn wir uns im Leben plötzlich nicht mehr auskennen, wenn wir irgendwo im nirgendwo sind, wenn die Weite zu weit geworden ist. Wenn wir die eigenen Grenzen nicht gesehen haben. Wie gut, wenn wir dann nicht verloren gehen, sondern mit einer ersten kleinen verlässlichen Richtungsanzeige weitergehen können. Wie gut, wenn da der Kompass ist und uns die Weite nicht verschluckt, sondern die Schritte wieder Vertrauen finden und Halt.

Liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, welche Wege euch das Leben noch führt, darüber lässt sich heute vieles hoffen, manches - je nachdem, wie eure Talente sind, lässt sich vielleicht erahnen, einiges lässt sich planen und Weichen können gestellt werden; aber wie sagt man? ‚Nichts Genaues weiß man nicht. ‘

Ich wünsche euch und bete zusammen mit der Gemeinde dafür, dass eure Wege immer Wege mit Gott und unter Gottes Segen sind; dass ihr Mut und Kraft zu all dem habt; dass eure Hoffnung unbeirrbar bleibt; dass ihr Weite erlebt, in die Gott euch führt; dass ihr die Balance findet und dass ihr euch erinnern und darauf verlassen könnt: Gott will eure Kompass sein. In allem und durch alles hindurch.“ Vor der Gemeinde bekannten die 2 Mädchen und 3 Jungen ihre Zugehörigkeit zur christlichen Kirche, sie dürfen damit alle Rechte ausüben (z. B. Patenamt).

Sie wurden mit den selbst ausgesuchten Worten des Konfirmationsspruchs (als Lebensmotto) eingesegnet und erhielten ihre Urkunde und ein kleines Geschenk der Kirchgemeinde. Auch der Gemeindekirchenrat begrüßte sie herzlich in der Gemeinde. Natürlich gehört zu solch einem Gottesdienst Musik dazu. Kantorin Laura Schildmann – selbst als Mutter beteiligt, hatte sich mit dem Chor auf die jungen Leute eingestellt. Es erklangen moderne Lieder wie sie Jugendliche mögen, aber auch traditionelle Choräle für die ältere Generation. Wie bei jedem Geburtstag gehört auch die nötige Ausgestaltung des Raums dazu. Traditionell gehört dazu der Blumenschmuck, der diesmal reichlich in der Unterkirche zu sehen war.

Auch eine Birke stand neben dem Altar – gemäß dem Psalmwort: „Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars“. Am Ende zogen die Konfirmierten mit der Gemeinde unter den Orgelklängen aus der Kirche ins „Leben“ hinaus – vielleicht hatte der eine oder andere noch den Text der modernen Psalmdichtung im Gedächtnis: “Weite Räume meinen Füßen, Horizonte tun sich auf, zwischen Wagemut und Ängsten nimmt das Leben seinen Lauf: Du stellst meine Füße auf weiten Raum.“
Peter Zimmer