Rückblick zur "Langen Nacht der Wissenschaften" in Ellrich

Lehrreich und vergnüglich

Montag
23.05.2022, 14:11 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Fast ist sie schon Tradition, die ‚Lange Nacht der Wissenschaften‘, die in Ellrich allerdings nur zweieinhalb Stunden dauerte - aber diese Stunden hatten es in sich...

Wie schon vor drei Jahren hatte die Akademie des Seniorenwerks ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt und entgegen der Erwartung, dass wegen der ungenügenden Werbung – die offiziellen Flyer kamen erst am Vortag – Besucher ausbleiben würden, kamen mehr als der Vortragsraum Plätze hatte. Doch nach Zustellen von Stühlen konnte das ‚Feuerwerk‘ an Vorträgen beginnen.

Die Vortragenden aus Ellrich (Foto: Pientka) Die Vortragenden aus Ellrich (Foto: Pientka)


Eingeleitet wurde mit dem Vortrag von Christian Döring zu Fragen um den eigenen Sterbeprozess und den juristischen Hürden, die berücksichtigt werden müssen, wenn die Frage der Sterbehilfe entsprechend dem Willen des Betroffenen akut steht. Entgegen einigen Nachbarländern hat der deutsche Staat kaum zu überwindende rechtliche Schranken gesetzt. Döring gelang es, dem Publikum in verständlicher Weise das rechtliche Paragrafenwirrwarr zu entwirren und zu zeigen, dass es mehr als sinnvoll ist, wenn Unkenntnis der Situation des Betroffenen oder Willkür oder andere Interessen nicht zum Tod des Betroffenen führen können.

Der zweite Vortrag von Frau Dr. Pientka befasste sich mit den Fragen ‚Vergesslichkeit oder schon Demenz‘. Dass dieses Problem nicht neu ist, zeigt eine vor über einhundert Jahren geschriebene kleine Erzählung des österreichischen Autors Roda-Roda, der eben für seine Aufwartefrau ein Fach seines Ablageschrankes mit der Aufschrift ‚A‘ vorgesehen hatte, um wegen seiner Vergesslichkeit das Auffinden zu erleichtern. Am Ende der Ausführungen stand für alle Teilnehmer fest, dass es vorkommen kann, dass die Brille im Kühlschrank, die Tabletten im Mülleimer liegen und Merkzettel eine Art ‚Tapete‘ in der Küche sein können.

Wenn diese Erscheinungen aber über ein halbes Jahr anhalten, dann sollte man doch einen Arzt konsultieren. Für alle neu war das Aufzeigen von Ursachen für Demenz, wo neben Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel auch die Ernährung von Fastfood zu nennen wären, denn der dort enthaltene Zucker und frittierten Fette sind förderlich für das Risiko eine Demenz zu entwickeln. Das Echo auf dieses Referat hält an und Frau Pientka musste versprechen diesen Vortrag in Nordhausen an geeigneter Stelle zu wiederholen.

Der Abschluss war Herrn Scholz vorbehalten, der über psychische Störungen, ihre Ursachen und Möglichkeiten der Behandlung sprach. Sehr anschaulich wurde dargestellt, wie wir seit der Geburt – im Bauch der Mutter ‚warm, bequem und umsorgt‘ – sofort den Unbilden der ‚Außenwelt‘ ausgesetzt sind – und dies oft mit guter Absicht. Man wird ‚aufs Töpfchen gesetzt‘, obwohl man noch nicht so weit ist, man soll ‚Spinat essen‘, nur weil der vorgeblich gesund ist, aber ihn überhaupt nicht mag und viele Beispiele mehr. Begonnen wird ‚nach dem Verlassen der bequemen Höhle‘ mit einem ‚Klapps auf den Po‘, damit man schreit. All diese unverarbeiteten Erlebnisse, Prozesse können später zu den psychischen Störungen führen, die immer häufiger auftreten und mangels genügender Behandlungsmöglichkeiten sich manifestieren. Fragen und eine sehr intensive Diskussion bewiesen, dass ‚Wissenschaft eben Wissen schafft‘ – und Ellrich gern auch in Zukunft dieses ‚Wissenschaffen‘ nutzen möchte.
Dr. Wolfgang R. Pientka