Lichtblick zum Wochenende

Betet füreinander!

Freitag
29.04.2022, 09:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
In der Bibel finden wir zahlreiche Geschichten, die von der Gefangenschaft einzelner Menschen oder Gruppen berichten. Auch Petrus musste einst einen Gefängnisaufenthalt überstehen. Als er eines schlief, erschien ihm ein Engel, der ihn aus dem herausführte. Die Wachen schliefen derweil...

Was für eine tolle Vorstellung: in einer ausweglosen Situation erscheint mir ein Engel. Er löst all die Fesseln. Er öffnet Türen, die vorher fest verschlossen waren. Ich nehme nur noch meine Sachen und gehe mit. Die Freiheit ruft und ich folge ihrem Ruf. Jedoch: Oft ist es anders. Die Ketten scheinen sich immer enger um mich zu legen. Das, was mich gefangen hält, scheint immer mächtiger zu werden: Menschen, die mir nicht guttun; eine Krankheit, die mein Leben einschränkt; gesellschaftliche und politische Entwicklungen, die meine Seele erzittern lassen.

Ich merke: es muss kein Gefängnis sein wie bei Petrus, das mich gefangen hält. Es gibt viele Dinge, die mich innerlich gefangen halten können. Manchmal zweifle ich dann daran, dass mir ein solcher Wunderengel erscheinen wird, wie es Petrus erlebt hat: Einer, der mich einfach an die Hand nimmt und mich herausführt aus meiner Gefangenschaft. Vielleicht bin ich da einfach zu pragmatisch?

Es ist gut, dass die Geschichte von Petrus‘ Befreiung eigentlich schon eher anfängt. Am Anfang der Geschichte steht da: „Die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott.“ Obwohl Petrus und seine Mitjünger voneinander getrennt sind, halten sie zueinander. Um ihrem Zusammenhalt Ausdruck zu verleihen, betet die Gemeinde für ihn. Vielleicht hat genau dies Petrus durch diese schwere Zeit im Gefängnis getragen: Dass er wusste, dass Menschen an ihn denken und für ihn zu Gott beten. Wenn ich weiß, dass Menschen für mich beten, dann kann mir ein Engel erscheinen, der meine Seele befreit, auch wenn die äußeren Umstände mich gefangen nehmen wollen. Die Geschichte von Petrus ruft mir und uns zu: Haltet zusammen, betet füreinander!

Helfried Maas, Pfarrer des Kirchspiels Wiehe und an der Ländlichen Heimvolkshochschule Kloster Donndorf