5. Sinfoniekonzert

Poetische Beziehungen und Kontraste

Montag
11.04.2022, 12:59 Uhr
Autor
red
veröffentlicht unter:
Das Motto des 5. Sinfoniekonzertes im Theater Nordhausen „Poetische Beziehungen“ hätte auch „Kontraste“ lauten können, denn unterschiedlicher konnte die Auswahl der dargebotenen Werke kaum sein, meint Christel Laude, die sich das Konzert angesehen und angehört hat...

Zu Beginn erklang mit „Symbiont“ ein Werk des 1981 in Brasilien geborenen Komponisten Giordano Bruno do Nascmento. Es war die (zweite) Uraufführung dieses Orchesterstückes, mit dem er 2019 den Sondershäuser Kompositionswettbewerb gewonnen hatte.

Es ist immer wieder eine Herausforderung an die Zuhörer, sich in die Gedanken – und Gefühlswelt zeitgenössischer Komponisten hineinzuversetzen. Erläuterungen des Komponisten in einem Einführungsgespräch sollten am Konzertabend eine Hilfestellung geben. Farben und Formen spielen für seine Kompositionen eine unabdingbare Rolle,
so die Worte des Komponisten.

Einleitend bauen im Werk Querflöte und Geigen im Flageolett einen Klangteppich auf, der durch hinzukommende Instrumente und Rhythmen erweitert wird. Klangfarben der Instrumente sollte in Farben umgesetzt werden, dabei versetzten sie den Hörer mit ihren musikalischen Mitteln oftmals in eine fremde Klangwelt. Das Loh-Orchester in großer Besetzung unter der Leitung von Michael Helmrath interpretierte das Werk in bewundernswerter Weise.

Neuste Erkenntnisse haben ergeben, dass die „Sinfonia concertante Es-Dur für Oboe Klarinette, Horn, Fagott und Orchester nicht eindeutig Mozart zugeordnet werden kann. Wissenschaftliche Forschungen dazu werden fortgesetzt. Die Musik dagegen ist fest geschrieben und bereicherte das Sinfoniekonzert um eine musikalische Perle.

Einem angeregten Gespräch gleichend, musizieren Orchester und Soloinstrumente. Das Orchester beginnt munter und locker, die Soloinstrumente greifen die Themen auf, jeder darf seine Meinung „sagen“. So entsteht ein abwechslungsreicher und angeregter musikalischer Dialog. Besonders anzuerkennen ist, dass die Soloinstrumente mit Musikern des Loh-Orchesters besetzt werden konnten. Daniel Joram, Oboe, Masanori Kobayashi Klarinette, Tilmann Graner, Fagott, und Richard Teufel, Horn, meisterten die anspruchsvollen Partien perfekt im Solo und im Zusammenspiel sowie auch mit dem Orchester. Es ist kein Geheimnis, dass auch ein Dirigent eine musikalische Vorliebe haben darf. Michael Helmrath zum Beispiel ist besonders den Sinfonien von Johannes Brahms zugetan.

So erklang als krönender Abschluss des 5. Sinfoniekonzertes dessen 3. Sinfonie. Auswendig dirigierend, leitete Michael Helmrath das Orchester exakt und engagiert, und das Orchester folgte bereitwillig seinen gestalterischen Vorstellungen. Es war eine absolute Übereinstimmung zu spüren.
Anders als die Sinfonien seines großen Vorbildes Beethoven klingt die 3. Sinfonie bei Brahms nicht mit einem „sieghaften Finale“ aus, sondern sie verhallt leise.

Noch war die Spannung, die von der Interpretation der Sinfonie ausging, zu spüren. Nach dem Verklingen des letzten Tones verharrte das Publikum für einen Moment, ehe dann ein mehrere Minuten langer Beifall als Dank an Orchester und Dirigent für diesen erlebnisreichen Konzertabend einsetzte.
Christel Laude