Angemerkt:

Eine Minderheit bestimmt?

Donnerstag
07.04.2022, 20:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
In der kommenden Woche ist Ostern. Vor allem für Kinder ein tolles Fest. Doch nicht so in Nordhausen. Hier soll es nach dem Willen einer Minderheit wieder still sein...

Das war das vorläufig letzte Osterfest in Nordhausen (Foto: nnz) Das war das vorläufig letzte Osterfest in Nordhausen (Foto: nnz)
Die nnz berichtete heute ausführlich, wie das Osterfest des Jahres 2022 gefeiert werden soll. Es ist das erste nach zweijähriger Feierenthaltsamkeit, ein Virus war vermutlich daran schuld.

Und so wie in den Vorjahren es still war, so soll es bleiben. Um Gottes Willen keine Feier. Vielleicht auch noch auf dem Petersberg, so wie das vor vielen Jahren schon mal Tradition war. Der damalige Superintendent der evangelischen Kirche und die in der EKD nicht ganz unbekannte ehemalige Oberbürgermeisterin dieser Stadt hatten damit kein Problem. Ebenso wenig wie die damals 42.000 offiziell gezählten Menschen der Rolandstadt. Auch die Christen, die die nnz heute zu dem Thema befragte nicht. Ostern sei ein Fest, da wird nach dem - selbst zu DDR-Zeiten - stillen Karfreitag am Sonntag die Auferstehung Christi und damit das höchste Fest der Christen gefeiert. Fröhlich gefeiert und in den Kirchen landauf, landab wird zum ersten Mal im Jahr ein besonderes, ein fröhliches Halleluja gesungen.

Die Amtszeit von Barbara Rinke endete 2012 und das Rathausruder übernahm Dr. Klaus Zeh, ein Katholik. Das Osterfest am Samstag blieb Teil des Veranstaltungskalenders und damit sozusagen der Opener der Open-Air-Saison in Nordhausen. Im Kirchenkreis regierte damals noch Michael Bornschein als Superintendent.

Im Jahr 2015, Dr. Zeh regierte immer noch weltlich, im geistlichen Nordhausen jedoch übernahm Andreas Schwarze von Michael Bornschein. Damit war das Osterfest Geschichte. Es wurde aus dem weltlichen Veranstaltungskalender gestrichen, weil: Ostern muss es still sein. Die Christen handhaben es so.

Betrachtet man die nüchternen Zahlen, die zuletzt der Zensus im Jahr 2011 zur Verfügung stellte, so gab es der Stadt Nordhausen bei 42.000 Einwohnern 6.900 Protestanten, die von Herrn Schwarze vertreten wurden. Das waren rund 16 Prozent der Gesamtnordhäuser. Sie bestimmten nun, dass es zu Ostern immer still zu sein habe. Ein stilles Fest soll es sein.

Im Rathaus blieb man auch nach dem OB-Wechsel bei der Schwarze-Linie, vermutlich auch, weil man sich die Anstrengungen für ein Volksfest sparen konnte. Was auch blieb: Eine Minderheit drückt einer Mehrheit ihren Willen auf und es bleibt die Frage, was die Christen in Nordhausen denn zu all den anderen Osterfesten zuvor gemacht hatten? Waren sie für drei Tage ins Exil gegangen? Nein, sie feierten lustig und unbeschwert auf dem Petersberg mit, ohne ihren christlichen Glauben zu verlieren.

Und nun: Mit einer neuen Bürgermeisterin soll es anders werden. Ein wenig. Alexandra Rieger konnte sich gegen Andreas Schwarze nicht durchsetzen, überlegt nun, ob man das Osterfest im nächsten Jahr eine Woche vor dem richtigen Osterfest oder am Ostermontag ausrichten könnte. Ich frage: Geht's noch? Sind die jetzt alle irgendwie "irre", fragen sich Menschen in der Rolandstadt?

Nun ja, mit der Dominanz von Minderheiten über Mehrheiten hat man sich in diesem Land vermutlich abgefunden. Gut, dass es da immer noch "Unbelehrbare" gibt. In Leimbach, Hesserode und Sundhausen wird am Ostersamstag zum Osterfeuer eingeladen. Fröhlich und laut sollen sie werden so wie die Osterparty im Jugendclubhaus. Ich bin gespannt, was dazu unsere christlichen Mitbürger sagen werden.
Peter-Stefan Greiner

PS. Wir haben heute im Kreiskirchenamt Nordhausen angefragt, wie viele Mitglieder es im Kirchenkreis aktuell gibt? Eine Antwort konnte nicht gegeben werden. Wir sollen es morgen noch einmal versuchen.