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Benefizgala für den Frieden

Freitag
01.04.2022, 23:02 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Täglich, fast stündlich erreichen uns Nachrichten über Kriege in der Welt. Besonders nahe gehen uns die Auseinandersetzungen in der Ukraine. Personen werden verletzt, sterben, auch Kinder. Viele Menschen wollen etwas dagegen tun, sie wollen nicht nur die Geldbörse öffnen sondern auch ihre Herzen und Türen. Eine Welle der Solidarität breitet sich aus...

Benefizgala für den Frieden (Foto: Ch. Laude) Benefizgala für den Frieden (Foto: Ch. Laude)
So öffnete auch das Theater Nordhausen seine Pforte für eine „Benefizgala für den Frieden“. Dieses Konzert geht zurück auf eine Initiative des Vereins „Schrankenlos“ gemeinsam mit dem Orchestervorstand und einzelnen Musikern des Loh-Orchesters. Es war eine überwältigende Gala, und, unter Berücksichtigung der coronabedingten Einschränkungen, total ausverkauft.

Der Erlös der Eintrittskarten sowie aller weiteren Einnahmen des Abends kommen dem Verein zugute, der es für geflüchtete Kinder aus der Ukraine sowie für weitere Not leidende Kinder verwenden wird.

Die Musiker des Orchesters, die Sängerinnen und Sänger sowie alle weiteren an diesem Abend beteiligten Angestellten des Theaters, angefangen bei den Garderobieren, über Bühnenarbeiter, bis hin zum Intendanten Daniele Klajner, der es sich nicht nehmen ließ, die Gala selbst zu moderieren, verzichteten auf ihre Gage. Sie setzten damit ein Zeichen, zeigten eine eindeutige Haltung gegen jegliche Kriege.

In dem mehr als dreistündigen Konzert erklangen anspruchsvolle Werke quasi aus der ganzen Welt. Über tausend Kilometer auseinander sind auch die Kulturräume, aus denen die Musiker im Orchester kommen. So sind sie selbst ein beredtes Beispiel für friedliches und freundschaftliches Miteinander. Ihnen dient die Musik als Medium, denn Musik verbindet.

Sie kann Raketen nicht abwehren oder aufhalten, aber sie kann die Menschen wachrütteln, sich gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen aufzulehnen, zu fordern, diese zu beenden. Musik kann mobilisieren, versöhnen, vereinen, Frieden stiften.

Der Abend begann feierlich mit dem „Adagio for Strings“ von Samuel Barber, einem Werk, das u. a. zu Beerdigungen berühmter Persönlichkeiten, wie John F. Kennedy und Albert Einstein, gespielt wurde. Das Orchester leitete Henning Ehlert, der alternierend mit Daniel Klajner auch moderierte. Freudig spielten die Musiker in kleineren Instrumentengruppen anspruchsvolle Werke, traten solistisch auf.

So war zum Beispiel das Klarinettenquintett mit „Sholem-Alekhem“ eine Hommage an Giora Feidmann. Die Schülerin Carla Höpker gab ihr Debüt mit „The Greatest Showman“. Das Gebet für Chor und Orchester „Verleih uns Frieden gnädiglich“ sangen neben dem Hauschor Mitglieder aus katholischen und evangelischen Chorgemeinschaften gemeinsam. Solisten des Opernensembles interpretierten Ausschnitte aus Oper und Operette. Nach einer Gedenkminute für die Opfer der Kriege rundete eine neue Version des Songs „Russians“ mit Thomas Kohl, Gesang und Gitarre sowie Matthias Weiker, Cello, das Konzert emotional ab.

Gemeinsam gesungen (Foto: Ch. Laude) Gemeinsam gesungen (Foto: Ch. Laude)
Und über allem schwebte die „Kleine weiße Friedenstaube“. Kinder aus mehreren Nordhäuser Chören sangen gemeinsam mit dem Opernchor des Theaters, begleitet vom Loh-Orchester, dieses schlichte, und vielleicht gerade deshalb so einmalige Lied. Erika Schirmer, Schöpferin von Text und Melodie und Schirmherrin dieser großen Benefizgala, saß still und bescheiden in der 1. Reihe des Theaters. Dieser kleinen, mittlerweile 95jährigen, Grande Dame stand die Freude über diesen Abend ins Gesicht geschrieben, über einen Blumenstrauß hätte sie sich ganz gewiss sehr gefreut.
Christel Laude